Tag der Deutschen Einheit Haseloff schwärmt von Halle
Ministerpräsident lobt die Stadt als „herausragendes Beispiel für den erfolgreichen Transformationsprozess“. Legt Verdi ausgerechnet am Sonntag den Nahverkehr lahm?

Halle/MZ - - Am Sonntag werden Sachsen-Anhalt und Halle zum politischen Mittelpunkt Deutschlands: An der Saale findet die zentrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit statt.
Dazu werden unter anderem der Bundespräsident, die Kanzlerin, die Spitze des Bundesverfassungsgerichts und Regierungschefs der Bundesländer erwartet. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), derzeit auch Präsident des Bundesrates, freut sich darauf, den Führungsspitzen der Republik Halle zeigen zu können: „Die Stadt präsentiert sich modern, innovativ und weltoffen“, sagte Haseloff der MZ. Halle sei ein „ausgezeichneter Gastgeber“.

Wir haben sehr viel erreicht.
Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident
Haseloff verwies unter anderem darauf, dass Halle Stammsitz der Nationalen Akademie der Wissenschaften ist, mit Leipzig den zweitwichtigsten Wirtschaftsraum im Osten Deutschlands bildet und einen regen interkulturellen Austausch pflege. „Die Franckeschen Stiftungen sind Halles Tor zur Welt. Halle ist ein Ort der Internationalität, eine Stadt der Musik, der bildenden Kunst, der Wissenschaften und der Architektur“, lobte der Wittenberger. Die Saalestadt sei „ein herausragendes Beispiel für den erfolgreichen Transformationsprozess seit 1990“. Das werde man an diesem Wochenende einmal mehr erleben können.
Hotels und Pensionen „nahezu ausgebucht“
Die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland 1990 hält Haseloff insgesamt für einen guten Grund zum Feiern. „Die Bilanz nach 31 Jahren deutscher Einheit fällt sehr positiv aus: Hinter uns liegt eine enorme Aufbauleistung“, so der Regierungschef. „Wir haben sehr viel erreicht.“ Aus dem Geleisteten könne man „Kraft und Zuversicht“ schöpfen. Die Freiluftausstellung Einheits-Expo, die noch an diesem Wochenende in Halle zu sehen ist, zeige, wie stark Deutschland zusammengewachsen sei. Die Expo mit ihren über das Zentrum der Stadt verteilten Eventcubes - großen Glascontainern, mit denen sich die Bundesländer präsentieren - lade die Besucher ein, „unser Land mit seiner großen Vielfalt, seinem Reichtum und seinen Besonderheiten zu entdecken“. Wie viele Menschen bisher die Expo besuchten, wird nicht erfasst. Die Verantwortlichen in der Saalestadt sind sich aber sicher, dass es sich schon jetzt gelohnt hat, Gastgeberin der Feier zu sein.
„Die 16-tägigen Feierlichkeiten zum bundesweiten Tag der Deutschen Einheit haben unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen“, sagte Stadtmarketing-Chef Mark Lange der MZ. „Die mediale Präsenz begeistert uns sehr. Seit mehreren Wochen wird über Halle als gastgebende Stadt und Sachsen-Anhalt als ausrichtendes Bundesland deutschlandweit berichtet.“ Besonders an den drei Wochenenden sei das Interesse von Gästen aus ganz Deutschland deutlich zu spüren und zu sehen gewesen. Für das jetzige Einheitswochenende seien die halleschen Hotels und Pensionen „nahezu ausgebucht“.

Beim Festakt am Sonntagmittag in der Händel-Halle wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vermutlich ihre letzte große Rede im Amt halten. Das ZDF wird den Festakt ab 11.50 Uhr übertragen.

Unklar ist, ob die Anreise der Besucher behindert wird. Die Gewerkschaft Verdi will den Öffentlichen Personennahverkehr in Halle ab Sonntag für 48 Stunden bestreiken. „Wir wissen natürlich, dass am 3. Oktober die Feierlichkeiten zum Tag der Einheit in Halle stattfinden. Diesen Tag auszuwählen, bei dem ganz Deutschland auf Halle schaut, war eine bewusste Entscheidung“, sagte Gewerkschaftssekretär Lucas Zahn der MZ. Die Schuld trage der Arbeitgeberverband, der nicht auf die Forderungen von Verdi eingegangen sei.