Kalte JaHreszeit Viele Influenza-Fälle: Grippesaison in Sachsen-Anhalt bereits in vollem Gange
Die Grippewelle hat Sachsen-Anhalt früher erreicht als gewöhnlich. Die Zahl der Krankheitsfälle ist höher, als zu diesem Zeitpunkt üblich. Doch nicht nur das: Die Erreger breiten sich auch ungewöhnlich schnell aus.

Magdeburg - Die Grippewelle hat in Sachsen-Anhalt früher als üblich begonnen. Das zeigen die Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Landesamtes für Verbraucherschutz. Demnach sind die Fallzahlen für diesen Zeitpunkt nicht nur ungewöhnlich hoch, die Erreger breiten sich außerdem rasch aus. Lag die Zahl der gemeldeten Influenza-Fälle Anfang Oktober noch unter 40, stieg sie bis zum 22. November auf insgesamt 922 an. Das Landesamt für Verbraucherschutz stellt deshalb fest: „Die Grippewelle hat in der Kalenderwoche 45 (7. bis 13. November) begonnen.“
Die Infektionszahlen sind auch im Vergleich zu vorpandemischen Zeiten extrem. Das Maximum der vom Landesamt übermittelten Fälle lag in den vergangenen zehn Jahren im Zeitraum zwischen September und Ende November bei 22. Momentan deute alles auf „einen heftigen Beginn der Grippewelle in Sachsen-Anhalt hin“, sagt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.
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Corona-Schutzmaßnahmen mit unbeabsichtigten Folgen für Grippe
Die schnelle Verbreitung der Viren könnte laut RKI eine unbeabsichtigte Folge der Schutzmaßnahmen während der Corona-Pandemie sein. Die hätten zwar zwei Grippewellen verhindert, die Immunität in der Bevölkerung sei nun jedoch geringer. Ein weiterer Faktor: Wegen des kälteren Wetters hielten sich die Menschen viel in beheizten Räumen. Die trockene Heizungsluft und der enge Kontakt der Menschen begünstige die Zirkulation der Viren.
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Die Experten der Arbeitsgemeinschaft Influenza weisen in einem kürzlichveröffentlichten Bericht auf einen weiteren Faktor hin: Das Testaufkommen sei wegen Corona viel höher als früher, als Infektionen womöglich wegen ausgebliebener Tests unentdeckt blieben.
Die Entwicklung macht sich bereits bei den Krankenkassen bemerkbar. Einer Erhebung des Instituts für Gesundheitsforschung der Barmer-Ersatzkasse zufolge stieg der Zahl der grippebedingten Krankschreibungen je 10 000 Versicherte zuletzt in kurzer Zeit von 0,6 auf vier. „Der Anstieg der Grippe-Krankschreibungen setzt sich fort“, teilt eine Barmer-Sprecherin mit.
Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) warnt derweil davor, dass sich die Krankheit in den kommenden Wochen noch stärker ausbreiten könnte, und verweist dabei auf Erfahrungswerte: „Die jährlichen Influenzawellen erreichten in den vergangenen Jahren regelhaft nach der Jahreswende ihren Höhepunkt.“ Laut Landesamt für Verbraucherschutz stiegen die Fallzahlen im Januar und Februar auf fast 5000 pro Woche. Um Infektionen zu verhindern, rät die KVSA dringend zur Impfung. Diese sei bereits seit Oktober möglich und werde bis Mitte Dezember empfohlen.
Insgesamt mehr Atemwegserkankungen in Sachsen-Anhalt
Zur Immunisierung rät auch Professer Jens Schreiber, Direktor der Magdeburger Universitätsklinik für Pneumologie. „Eine Grippe ist eine potenziell gefährliche Krankheit. Sich mit der Impfung zu schützen, ist auf jeden Fall sinnvoll.“
Zu vermehrten Hospitalisierungen habe der frühe Start der Grippewelle bisher aber noch nicht geführt. „Bis jetzt spielt sich das Geschehen vor allem im hausärztlichen Bereich ab“, sagt Jens Schreiber.
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Bemerkbar mache sich die starke Ausbreitung des Virus auf personeller Ebene. „Wir merken, dass mehr Mitarbeiter deswegen ausfallen“, sagt der Klinikchef.
Jedoch ist der erhöhte Krankenstand auch darauf zurückzuführen, dass Atemwegserkrankungen insgesamt in den vergangenen Wochen auf dem Vormarsch waren. Dies waren vor allem Bronchitis, Entzündungen und Schnupfen.