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Lehrermangel und Corona-Krise Fehlende Zeugnisnoten wegen Ausfall: 20.000 Schüler in Sachsen-Anhalt betroffen

Von Jan Schumann 23.11.2021, 13:36
Wegen Unterrichtsausfalls bringen Zehntausende Schüler in Sachsen-Anhalt lückenhafte Zeugnisse nach Hause.
Wegen Unterrichtsausfalls bringen Zehntausende Schüler in Sachsen-Anhalt lückenhafte Zeugnisse nach Hause. Foto: imago

Magdeburg/MZ - Zehntausende Schulkinder in Sachsen-Anhalt bringen wegen des Lehrermangels und der Corona-Pandemie lückenhafte Zeugnisse nach Hause. Das geht aus neuen Daten des Bildungsministeriums in Magdeburg hervor, die die Linksfraktion im Landtag abgefragt hat. Demnach seien im Schuljahr 2020/21 rund 20.000 Kinder betroffen, sagte Linken-Bildungsexperte Thomas Lippmann. Den Kindern fehlte mindestes eine Zeugnisnote, weil ein Fach gar nicht oder nicht ausreichend erteilt wurde. Landesweit gibt es rund 200.000 Schüler.

 Stark betroffen waren Grundschulen, laut Linksfraktion erhielt fast jedes vierte Kind ein lückenhaftes Zeugnis. Die Noten fehlten unter anderem in den Fächern Englisch, Ethik und Religion, Musik und Sport. Brisant: 118 Klassen waren doppelt von fehlenden Noten betroffen, 279 noch öfter.

Lippmann: „Spitze des Eisbergs“

„Das dürfte die Spitze des Eisbergs sein“, sagte Lippmann der MZ. Während der Pandemie und der Schließung der Schulen dürften zudem viele Zeugnisnoten „mit der Kneifzange“ vergeben worden sein - also eigentlich ohne ausreichend guten Unterricht.

Zentral für den Missstand sei aber der anhaltende Unterrichtsausfall durch Lehrermangel: Das Problem bekomme auf den Zeugnissen der Kinder „mehr und mehr ein erschreckend konkretes Gesicht“, warnte Lippmann. „Dass dabei die Kernfächer bisher noch verschont sind, ist kein Trost.“

Das Bildungsministerium betont: Die Corona-Pandemie habe seit 2020 große Auswirkungen auf die Schulorganisation, dies habe Einfluss auf die Zahlen. „An vielen Grundschulen erfolgte beispielsweise der Übergang zum Unterricht nach dem Klassenlehrerprinzip.“

Zur Bewältigung von Lernrückständen plant die Landesregierung aktuell ein 48-Millionen-Euro-Paket. Sachsen-Anhalt stemmt sich zudem gegen den Lehrermangel, doch der Bewerbermarkt ist ausgedünnt. In der jüngsten Ausschreibungsrunde für 900 offene Stellen blieben 500 ohne Bewerbung, so das Ministerium im Oktober. Insgesamt seien Bewerbungen von knapp 300 Junglehrern eingegangen.