Die Linke nach der Wahl Die Linke nach der Wahl: Gallert: "Niederlage auch für meine Partei"

Magdeburg - Birke Bull ringt sichtlich um Fassung: Die Landesvorsitzende der Linken in Sachsen-Anhalt ist als erste vor dem Monitor erschienen. „Das ist das Grauen.“ Bei den Linken im Landtag herrscht blankes Entsetzen. Was dabei schwerer wiegt - das Abschneiden der AfD oder das eigene Ergebnis, bleibt da im Unklaren. Wulf Gallert kommt kurz vor der ersten Prognose, auch er ahnt, was auf ihn zukommt. Er nimmt seine Frau in den Arm. Gallert zittert. Als die 16,5 Prozent über den Bildschirm flimmern, sind unterdrückte Aufschreie des Entsetzens zu vernehmen.
Gallert geht ans Mikro. Der beste Redner des Landtages wirkt, als würde er seine Rede ablesen. „Das ist eine deutliche Niederlage auch für meine Partei“, sagt Gallert. Dann sucht er nach Erklärungen: „Wir sind einer Situation, wo es einen substanziellen Rechtskurs in dieser Gesellschaft gegeben hat, es hat sich gerächt, dass polarisiert wurde, dass viele der Meinung waren, die Gesellschaft hat mit ihrer persönlichen Lebenssituation überhaupt nichts mehr zu tun.“ Gallert schwenkt ansatzlos zur AfD hinüber, die den Menschen versprochen habe, ihren Frust zu artikulieren. Diese habe die Flüchtlinge als Schuldige präsentiert. Man wisse, dass dies weder mit der Realität zu tun habe noch rational sei. „Wir müssen jetzt genau sehen, wie es dazu kommen konnte.“ Abschließende Antworten habe er auch noch nicht. Gallert beantwortet im ersten Statement keine Frage, daher bleibt zunächst offen, welche Folgen der Wahlausgang für seine Zukunft hat. Eines ist sicher: Eine vierte Chance auf den Posten des Spitzenkandidaten wird er nicht bekommen.
Gallert ist der Wahlverlierer, es wird auch Debatten um seinen Job als Fraktionsvorsitzenden geben. Spekuliert wird bereits darüber, ob seine Partei ihn im Gegenzug mit dem Posten eines Vizepräsidenten des Landtags abfindet. Wieder andere in der Fraktion wünschen sich hingegen, dass Gallert zunächst als Fraktionsvorsitzender weiter macht. Zumindest für ein Jahr, bis die Partei die Schmach verdaut hat. (mz)