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  7. Corona in Sachsen-Anhalt: Ärzte fordern mehr Impfstoff

Kritik an Impfkampagne Sachsen-Anhalts Ärzte fordern mehr Corona-Impfstoff

Auch wenn die Zahlen in Sachsen-Anhalt noch überschaubar sind, bundesweit steigen die Zahlen der Corona-Neuinfektionen stark. Parallel läuft die Impfkampagne aus Sicht der Ärzte nicht so, wie es sein könnte.

12.01.2022, 15:16
Eine medizinische Mitarbeiterin bereitet eine Spritze vor mit dem Impfstoff Comirnaty gegen COVID-19 von Pfizer vor.
Eine medizinische Mitarbeiterin bereitet eine Spritze vor mit dem Impfstoff Comirnaty gegen COVID-19 von Pfizer vor. (Foto: Tatan Syuflana/AP/dpa)

Magdeburg/dpa - Die Ärzte in Sachsen-Anhalt sehen sich bei den Corona-Impfungen durch eine Quotierung des Biontech-Impfstoffs gebremst.

„Wir brauchen nicht mehr Berufsgruppen, die mitimpfen. Wir brauchen mehr Impfstoff, dauerhaft und ohne Mengenbegrenzung, um Impftermine und Impfaktionen zuverlässig planen zu können“, erklärte der Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Uwe Ebmeyer, am Mittwoch in Magdeburg. Der Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, Jens-Andreas Münch, bestätigte, dass Bestellungen für die Praxen gekürzt werden.

Bislang mehr als 1,8 Millionen Impfungen in Arztpraxen

In Sachsen-Anhalt sind laut der Kassenärztlichen Vereinigung seit April 2021 in Haus- und Facharztpraxen mehr als 1,8 Millionen Covid-19-Schutzimpfungen gegeben worden. Allein in der 50. Kalenderwoche vor Weihnachten habe die Zahl der Impfungen in insgesamt 1.362 Praxen bei 114.516 gelegen. Das seien Spitzenwerte gewesen.

Der KV-Chef Jörg Böhme führte die hohen Zahlen darauf zurück, dass es zunehmend eine Ausweichbewegung in Richtung des Moderna-Impfstoffes gebe.

Impfung bald auch beim Zahnarzt oder Apotheker

Zusätzlich zu den Haus- und Fachärzten sollen künftig grundsätzlich auch Zahnärzte und Apotheker sowie Tierärzte impfen. Das lässt aber noch auf sich warten. Laut der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt sind die Qualifikationsangebote bereits angelaufen.

Es gebe Online-Angebote für den theoretischen Teil, anschließend sei ein praktischer Teil etwa in einem Impfzentrum notwendig. Weitere Voraussetzungen dafür, dass Zahnärzte Corona-Schutzimpfungen durchführen könnten, sei die technische Anbindung für die täglichen Meldungen zu den Impfungen. Das ist laut dem Präsidenten der Zahnärztekammer, Carsten Hünecke, der schwierigste Part.

Tierärzte bemängeln fehlende Haftpflicht

Wolfgang Gaede als Präsident der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt sagte, die Veterinärmediziner stünden zusätzlich vor einer versicherungstechnischen Hürde. Die Haftpflichtversicherung beziehe sich bei ihnen nur auf tierische Patienten, nicht auf menschliche.

Hünecke und Vertreter von Apotheken sowie Tierärzten betonten, sie sähen sich beim Impfen nicht als Konkurrenz zu den Ärzten, sondern als Unterstützung. Es gehe etwa auch um die Mithilfe in Impfzentren und in mobilen Impfteams.

Erstimpfquote in Sachsen-Anhalt bei 70 Prozent

In Sachsen-Anhalt haben laut Sozialministerium bis einschließlich Dienstag knapp 1,53 Millionen Menschen eine Erstimpfung erhalten, das entspricht 70,2 Prozent. 68,9 Prozent haben zwei Impfungen sowie rund 819.000 und damit 37,6 Prozent haben schon eine Auffrischungsimpfung bekommen.

Am Mittwoch gab das Robert Koch-Institut (RKI) die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche für Sachsen-Anhalt mit 254,4 an. Nur in Sachsen (239,5) war der Wert noch geringer. Im bundesweiten Durchschnitt lag er bei 407,5.

Impfpflicht hat oberste Priorität

Der KV-Vorstandsvorsitzende Jörg Böhme betonte, dass die Impfpflicht in den Praxen wichtig sei, es in Einzelfällen aber zu Versorgungsproblemen kommen könne. „Wir sind die, die andere behandeln müssen, wir müssen da sein, müssen zur Verfügung stehen, deswegen hat die Impfpflicht schon oberste Priorität.“

Daten, welche und wie viele Ärzte geimpft seien, gebe es nicht. „Wir tappen da im Dunkeln“, sagte Böhme.

Impfstatus vieler Mediziner unklar

„Wir sind nicht sicher, wie viele von den Kollegen - da wird es sicher einige geben - nicht geimpft sind. Und ob das dann gegebenenfalls die Sicherstellung gefährden könnte, das muss man dann schauen.“ Einzelne Kollegen könnten schon große Lücken reißen. In einigen Regionen gebe es zwei Chirurgen, wenn einer davon ausfalle, könne die haus- und fachärztliche Versorgung gefährdet sein, sagte Böhme.

„Da könnten Probleme auf uns zukommen, da müssen wir schauen, ob wir zusammen mit der Politik mit Augenmaß reagieren können.“ Bei medizinischen Fachpersonal hätten die Ärzte als Arbeitgeber keine andere Chance, als ab dem 16. März den Zutritt zur Praxis zu verwehren und die Mitarbeiter zu ersetzen.