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Weltsportspiele Mit Video: Polizist aus der Börde räumt zahlreiche Medaillen beim Bodybuilding ab

Dirk Fleischer hat bei den Weltsportspielen der Polizei und Feuerwehr einen Stammplatz auf dem Treppchen. Vor wenigen Tagen stand der Bodybuilder erneut ganz oben.

Von Bernd Kaufholz Aktualisiert: 31.08.2023, 15:24
Dirk und Daniela Fleischer im Magdeburger Rotehornpark.
Dirk und Daniela Fleischer im Magdeburger Rotehornpark. Foto: Bernd Kaufholz

Magdeburg - Dirk Fleischer kniet auf einem Bein. Den Kopf nach unten geneigt. Die Musik beginnt – ein Titel des Leipzigers Sidney King. Der braun gebrannte Körper glänzt. Muskeln spielen, Aderstrenge treten hervor. Von vorn, von hinten, Seitenansicht. Beifallsrufe aus dem Publikum. Knapp 15 Minuten dauert die Kür des Bodybuilders aus Sachsen-Anhalt. Wenig später steht fest: Der Polizist aus Glindenberg (Bördekreis) hat es bei den Weltspielen der Polizei und Feuerwehr schon wieder getan und seiner Edelmetallsammlung eine weitere goldene hinzugefügt. Er kommt nun auf stolze fünf Gold-, zwei Silbermedaillen und eine bronzene Trophäe. Er sei der stärkste „Bulle“ zwischen Arendsee und Zeitz stellte selbst ein Nachrichtenmagazin fest.

 
Der Polizist Dirk Fleischer hat bei den Weltspielen der Polizei und Feuerwehr eine weitere Goldmedaille abgeräumt. (Kamera (Privatvideo): Manuela Fleischer, Schnitt: Christian Kadlubietz)

Der Polizeibeamte für Aus- und Weiterbildung hat sich schon seit der 7. Klasse für Sport interessiert, bei dem es auf Muskeln ankommt. „So sieben, acht Jahre habe ich Ringen gemacht, dann fünf Jahre Judo.“

Aus Langeweile mit Kraftsport begonnen

Dass er zum Kraftsport kam, habe er der Armee zu verdanken, schmunzelt Fleischer. „Aus Langeweile habe ich während meiner dreijährigen Dienstzeit damit angefangen.“ Und die Langeweile trug Früchte, 1987 wurde er stärkster Soldat. Und er erinnert sich daran wie seine Kameraden reagierten: „Ey, Fips, zeig mal deine Bizeps!“. Dem folgte ehrwürdiges Erstaunen vor so viel Muskelmasse.

Nach der Wende ebnete ihm sein Vater – ein Polizist – den Weg in den Polizeidienst. „Mein erster Einsatzort war das Revier Magdeburg-Mitte, und ich bin eineinhalb Jahre Streife gelaufen.“

Dann wurde er ins Personenschutzteam vom Landeskriminalamt berufen. „Meine Schutzpersonen waren zuerst der Magdeburger Oberbürgermeister Willi Polte und dann der Landtagspräsidenten Klaus Keitel.“

Kritische Situationen habe es als potenzieller Kugelfang nicht gegeben. „Aber ich war beim sogenannten Eierwurf von Halle in der Nähe, als Demonstranten Kanzler Helmut Kohl mit Eiern bewarfen.“

Als er in die Spezialeinheit MEK (Mobiles Einsatzkommando) überwechselte, war er schon einige Zeit dabei, Bodybuilding zu trainieren. „Begonnen hat alles in einem Keller in der Magdeburger Zollstraße“, erinnert er sich, „später bin ich in Fitnessstudios gegangen.“

Dirk Fleischer bei der Siegerehrung bei den Polizei- und Feuerwehrsportspielen 2023 in Kanada.
Dirk Fleischer bei der Siegerehrung bei den Polizei- und Feuerwehrsportspielen 2023 in Kanada.
privat

Im Jahr 1997 fanden die World Police & Fire Games in Calgary (Kanada) statt. 8.700 Sportler aus 45 Nationen reisten an. Einer von ihnen war Dirk Fleischer. Er war der erste Sachsen-Anhalter, der an den Weltspielen der Uniformierten teilnahm.

Zehn Wochen schlechte Laune

„Meine Maxime war damals: Wenn du meinst, du willst dich blamieren oder den Titel zu holen, dann nimm teil. Sonst wirst du es nie erfahren, wo du mit deinem Sport stehst.“

Fleischer kennt seinen Körper und weiß genau, wie er sich speziell vor Wettkämpfen quälen muss, um auf den Punkt genau topfit zu sein. „Der Muskelaufbau ist wichtig. Fünfmal die Woche 20 Minuten auf dem Hometrainerfahrrad und Gewichte stemmen. Oldshool-Diät.“

Beim Wort „Diät“ schaltet sich seine Ehefrau Daniela ein, die ihren Muskelmann coacht. „Zehn Wochen lang schlechte Laune“, schmunzelt die gelernte Lebensmitteltechnikerin, die demnächst in einem EMS-Studio (Elektrostimulation) arbeiten wird. „Täglich Reis, ein Kilo Fleisch – meistens Huhn – und 20 Eier, Eiweißgetränke.“

Sein Idealgewicht sei 100 Kilo, „aber ich liege immer drunter- bei 93 Kilo. Andere haben es schwer abzunehmen, ich habe Probleme mit dem Zunehmen.“

Allerdings sei dieser Umstand nicht hinderlich, wenn es darum geht aufs Siegertreppchen zu steigen. „Ich starte nicht beim DBFV (Deutscher Bodybuilding- und Fitness-Verband) oder beim NPC (National Physique Committee), wo es fünf Männerklassen mit Gewichtslimit gibt. Im NAC Germany (Nationaler Bodybuilding-Verband), für den ich starte, gibt es hingegen zwei Männerklassen, die nach Größe aufgeteilt werden.“

Beim Vorentscheid eines Wettbewerbs zeigen die Teilnehmer sogenannte Grundposen. Dazu gehören: Doppelbizeps – Vorderseite. Um den Muskel zu präsentieren streckst man die Arme aus und bringst die Fäuste neben den Kopf. Seitliche Brustpose. Doppelbizeps – Rückenseite. Seitliche Trizepspose.

Latissimus (Muskeln zwischen Schulterblatt und Hüfte) von vorne. Latissimus Rückseite. Bauch und Beine.

Das Paar ist ein Team

Die Kür stellt das Paar gemeinsam zusammen. Denn auch die 40 Jahre alte Daniela hat bereits gepost, das Bodybuilding allerdings vor einiger Zeit aufgegeben. Und selbst als Paar haben die Fleischers schon auf der Wettkampfbühne gestanden.

„Meine Frau ist mein schärfster Kritiker und verdient die Medaillen mit“, sagt der Beamte der Polizeiinspektion Magdeburg. Und sie ergänzt. „Dirk ist beim Wettkampf manchmal so aufgeregt, dass er sich nicht ganz genau an das eingeübte Programm hält. Aber das weiß ja niemand im Publikum, und ich muss dann oft schmunzeln.“

Dirk Fleischer: „Ich merke es zumeist selbst, ob ich vor oder nach der Musik bin und gleiche das während des Posings wieder aus.“

Mit 56 Jahren ist da das sportliche Ende der Fahnenstange schon in Sicht? „Ich wollte schon dreimal aufhören“, räumt Fleischer ein. „Auch meiner Mutter zuliebe, die aufgrund der vielen Reisereien immer fragt, wann Schluss mit dem Bodybuilding ist. Aber ich hab’s mir dann immer noch mal anders überlegt.“ Und so einfach sei das auch nicht nach so vielen Sport-Jahren. „Abtrainieren klappt mit 56 nicht mehr so richtig“, sagt Manuela Fleischer.

„In zwei Jahren in Birmingham wird es keine Bodybuilding-Wettkämpfe geben“, so Dirk Fleischer, „aber 2027 bei den Spielen im australischen Adelaide möchte ich schon noch mal dabei sein – wenn ich gesund bleibe“. Und er räumt ein, dass ihn auch noch etwas anderes an den Weltspielen reizt: „Die Reisen. Man sieht etwas von der Welt.“

Möglicherweise wolle er später die Sportart wechseln. „Zurück zu den Wurzeln“, sagt er und meint damit das Bankdrücken. Doch zurzeit kämpft das Paar erstmal gegen den Kanada-Jetlag.