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  7. Zufriedenheit im Job: Beschäftigte in Sachsen-Anhalt haben mehr Spaß bei der Arbeit

Überraschung vor dem 1. Mai Beschäftigte in Sachsen-Anhalt haben mehr Spaß bei der Arbeit - aber eine Sache nervt

Eine Befragung unter Sachsen-Anhaltern zeigt: Die Zufriedenheit im Job wächst. Erstmals fühlt sich auch eine Mehrheit angemessen bezahlt. Alles gut also am Tag der Arbeit?

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 29.04.2024, 19:06
Bezahlung, Rente, Belastungen - zu diesen Themen hat der DGB gefragt.
Bezahlung, Rente, Belastungen - zu diesen Themen hat der DGB gefragt. (Foto: picture alliance / dpa)

Magdeburg/MZ - Die Beschäftigten in Sachsen-Anhalt urteilen heute positiver über ihre Arbeitsumstände als noch vor Jahren. In einem vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) entwickelten Indexmodell stieg die Zufriedenheit in den vergangenen zehn Jahren von 56 auf 63 Punkte und liegt damit nur einen Punkt unter dem Wert Westdeutschlands.Das zeigt eine vom Landesarbeitsministerium finanzierte Befragung von 900 Menschen, die in Sachsen-Anhalt wohnen und auch hier beschäftigt sind. Die Studie wurde am Montag vorgestellt, die Daten wurden bereits zwischen Februar und April 2023 erhoben.

Zum ersten Mal empfindet die Mehrzahl der Befragten (51 Prozent), dass sie „angemessen“ bezahlt werden. Vor zehn Jahren waren lediglich 39 Prozent dieser Meinung. Landesarbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sagte, das Gefühl der Befragten stimme mit der tatsächlichen Lohnentwicklung überein.

Die tarifgebundenen Betriebe finden jetzt Anschluss an den Westen.

Petra Grimm-Benne (SPD), Landesarbeitsministerin

In vielen Branchen habe es deutliche Gehaltserhöhungen und teils Einmalzahlungen gegeben, was auch den zuletzt starken Preisanstieg oft kompensiert habe. „Die tarifgebundenen Betriebe finden jetzt Anschluss an den Westen“, sagte Grimm-Benne. Die Gehaltsentwicklung spreche sich in der jeweiligen Branche herum und setze andere Arbeitgeber unter Druck.

Allerdings zählen Gehälter und Renten noch immer zu jenen Feldern, die von Arbeitnehmern vergleichsweise schlecht bewertet werden. Lediglich 60 Prozent der Befragten gaben an, die Einkommenshöhe reiche zum Leben. Mit Blick auf die spätere Rente sagten das sogar nur 18 Prozent. Auch Sozialleistungen und Gesundheitsvorsorge des eigenen Arbeitgebers wurden schlecht bewertet.

Viele empfinden ihre Arbeit als sinnvoll - das entschädigt für manches

In der Gesamtwertung zur Arbeitszufriedenheit wird das allerdings ausgeglichen durch ein hohes Maß an Identifikation mit der eigenen Tätigkeit und dem eigenen Arbeitgeber. Auf einer Skala von null bis 100 bewerteten die Beschäftigten den Sinngehalt der eigenen Arbeit mit 84. Ebenfalls sehr gute Noten (80 Punkte) gab es auf die Frage, wie sicher der eigene Arbeitsplatz oder die berufliche Zukunft eingestuft wird.

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Besonders ungünstige Arbeitszeiten und körperliche Anforderungen sind in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. So gaben 34 Prozent an, dass sie körperlich schwer arbeiten müssten – vor zehn Jahren waren es noch 41 Prozent. Der Anteil von Personen mit Wochenendarbeit sank im selben Zeitraum von 36 auf 31 Prozent, Arbeit in ungünstiger Körperhaltung beklagten statt 66 Prozent nur noch 51 Prozent.

Klage Nummer eins in Sachsen-Anhalt: Arbeiten unter Zeitdruck

Auf die Frage, was die Arbeit besonders belastet, klagten die Arbeitnehmer über nichts so häufig wie über das Gefühl, gehetzt zu werden. Mit 39 Prozent steht Zeitdruck an der Spitze aller Belastungen, gefolgt vom Arbeiten in ungünstiger Körperhaltung und unzureichender Information.

Der DGB sieht den Arbeitsmarkt an einem Wendepunkt. Die Zeit der Arbeitsplatzangst sei vorbei, sagte DGB-Landeschefin Susanne Wiedemeyer, die Menschen bekämen Selbstbewusstsein. „Ich appelliere an alle: Tretet in eine Gewerkschaft ein und kämpft für einen vernünftigen Lohn. Das kann nicht die Politik, das könnt ihr nur selbst“, sagte sie. Laut Statistischem Landesamt bekamen in Sachsen-Anhalt nach jüngsten Daten 51 Prozent aller Beschäftigten Tariflohn.

Mit Blick auf die anderen Arbeitnehmer forderte Grimm-Benne eine weitere Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro. Das Gehalt sei auch die Basis künftiger Renten, sagte sie. Mit vernünftigen Löhnen könne der Staat später viele Sozialleistungen einsparen. Aktuell liegt der Mindestlohn bei 12,41 Euro, beschlossen ist eine Erhöhung auf 12,82 Euro ab Januar 2025.