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Barmer-Daten belegen es Barmer-Daten decken auf: Impfschutz-Lücken bei Kindern in Sachsen-Anhalt größer als angenommen

Von Felix Fahnert 25.09.2019, 19:15
Arzthelferin impft eine Patientin: Eine neue Analyse zeigt der Barmer zufolge größere Impflücken bei den Kindern in Sachsen-Anhalt als bislang angenommen. 
Arzthelferin impft eine Patientin: Eine neue Analyse zeigt der Barmer zufolge größere Impflücken bei den Kindern in Sachsen-Anhalt als bislang angenommen.  dpa

Magdeburg - In Sachsen-Anhalt sind deutlich weniger Kinder gegen Krankheiten wie Masern, Mumps und Röteln geimpft als bisher bekannt. Das geht aus einer Erhebung der Krankenkasse Barmer hervor, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Demnach war 2017 jedes zehnte Kind bis sechs Jahren nicht oder nicht vollständig geimpft.

Die Impfquote lag bei 90,5 Prozent. Bisher war man von 94,1 Prozent ausgegangen. Grund für diese Lücke: Die bisherigen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) basieren nur auf Impfpässen, die bei den Schuleingangsuntersuchungen vorgelegt werden. Kinder ohne diesen Pass wurden gar nicht berücksichtigt. Das führe auf dem Papier zu höheren, aber unrealistischen Quoten, sagte Axel Wiedemann, Barmer-Geschäftsführer in Sachsen-Anhalt.

Im Alter bis zwei Jahren ist nach der Erhebung sogar mehr als jedes fünfte Kind nicht vor Masern geschützt. Landesweit sind das mehr als 7000 Kinder, die Impfquote liegt bei 78,9 Prozent. Auch bei anderen Krankheiten wie Tetanus oder Hepatitis B liegen die Quoten deutlich unter den bisher angenommenen Werten. 2,6 Prozent der Kinder haben in den ersten beiden Lebensjahren überhaupt keine der 13 Impfungen erhalten, die die Ständige Impfkommission empfiehlt.

Bundesweit seien es 3,3 Prozent gewesen. Bei den Sechsjährigen seien in Sachsen-Anhalt 1,7 Prozent überhaupt nicht geimpft gewesen. Die Erhebung basiert auf Daten von 56.000 Kindern, die 2015 in Deutschland geboren wurden.

„Es gelingt uns noch nicht ausreichend, unsere Kinder vor vermeidbaren Risiken durch Infektionskrankheiten zu schützen“, sagte Wiedemann. Er warnte Eltern davor, ihre Kinder nicht impfen zu lassen. Das mache die Ausrottung von Krankheiten unmöglich „und verhindert den Schutz für diejenigen, die sich nicht impfen lassen können. Impfen sollte aber eine Selbstverständlichkeit sein.“

Laut Weltgesundheitsorganisation kann die Ausbreitung von Masern verhindert werden, wenn 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sind - die sogenannte Herdenimmunität. Damit würden auch Babys oder chronisch Kranke geschützt, die nicht geimpft werden können. Grundsätzlich ist die Ablehnung vom Impfungen bei besonders alten und jungen Müttern sowie bei Eltern ohne eine Berufsausbildung höher. Gleiches gilt laut Barmer für Menschen mit einer Präferenz für Homöopathie.

„Wir sind im bundesweiten Vergleich zwar auf einem guten Weg, können aber noch besser werden“, sagte Sozial-Staatssekretärin Beate Bröcker (SPD). Tatsächlich ist der Anteil der nicht geimpften Kinder bis zwei Jahre laut Statistik etwa in Bayern mehr als doppelt so groß (5,3 Prozent). Doch Beate Bröcker hat beim Impfen nicht nur Kinder und Jugendliche im Blick. „Es gibt auch Erwachsene, die zu sorglos sind. Hier müssen wir am Ball bleiben.“

Bröker: „Impfpflicht ist ein guter Schritt“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt eine Masern-Impfpflicht durchgesetzt, die ab März an Kindergärten und Schulen gelten soll. Bröcker begrüßte, dass das Thema dadurch Aufmerksamkeit bekomme. „Die Impfpflicht ist ein guter Schritt.“ Allerdings gebe es hierzulande traditionell wenige Impfgegner.

Diejenigen, die sich verweigern, müsse man „eher durch Überzeugung als durch eine Pflicht“ zum Impfen bewegen. Verstärkt solle auch in Betrieben und Unternehmen geimpft werden. „Das ist eine niederschwellige Möglichkeit, um mehr Leute zu erreichen“, sagte Bröcker.

Gleichzeitig verwies sie auf die anstehende Grippesaison. „Wir können nur dringend zu einer Influenza-Grippeschutzimpfung raten.“ Durch einen neuen Vierfachimpfstoff sei der Schutz besonders gut. (mz)