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Impf-Debatte Ärztekammer Sachsen-Anhalt: Keine vorschnelle Corona-Impfung für Kinder

27.5.2021, 13:49
Das Impftempo in Deutschland zog zuletzt deutlich an - und bald soll es auch für die jüngsten Menschen ganz schnell gehen mit der Impfung gegen das Coronavirus. 
Das Impftempo in Deutschland zog zuletzt deutlich an - und bald soll es auch für die jüngsten Menschen ganz schnell gehen mit der Impfung gegen das Coronavirus.  (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Halle (Saale)/Berlin - Der Vorstand der Ärztekammer Sachsen-Anhalt hat sich gegen eine Impfempfehlung für Kinder gegen das Corona-Virus ausgesprochen. Man folge damit der Meinung der Ständigen Impfkommission (Stiko).

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) will voraussichtlich am Freitag darüber entscheiden, ob sie den Corona-Impfstoff von Biontech für Kinder ab 12 Jahren freigibt.

Die Stiko ist allerdings skeptisch. „Bei unklarem Risiko kann ich zur Zeit noch nicht vorhersehen, dass es eine Impfempfehlung für eine generelle Impfung geben wird.“ Hersteller Biontech/Pfizer hat das Serum an 1000 Teenagern getestet, der Stiko ist das zu wenig. „Das ist deutlich zu gering, um seltene Komplikationen nach der Impfung vorhersagen zu können“, sagte Stiko-Mitglied Martin Terhardt, Kinder- und Jugendarzt in Berlin, kürzlich im rbb-Inforadio.

Corona-Impfung für Kinder: Stiko will mehr Daten

Deshalb warte das ehrenamtliche Gremium auf mehr Daten aus den USA und Kanada, wo der Impfstoff seit Mai an 12- bis 15-Jährige verabreicht wird. Es geht um eine Prüfung zu Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit. Die Stiko-Empfehlung werde deshalb wahrscheinlich erst deutlich nach der EMA-Entscheidung kommen, so Terhardt. Und sie könnte Einschränkungen enthalten - etwa, dass zunächst nur chronisch kranke Kinder geimpft werden sollten.

„Aktuellen Erhebungen zur Folge beträgt die Covid-19-Sterblichkeit von Kindern in Deutschland 0,0002 Prozent. Kinder spielen im epidemiologischen Geschehen eine untergeordnete Rolle“, erklärt Gunther Gosch, Mitglied des Vorstandes der Landesärztekammer.

Forscher: Kinder übertragen Corona genauso wie Erwachsene

Tatsächlich erkranken Kinder deutlich seltener. Angenommen wird, dass ein erheblicher Teil der Infektionen ohne oder nur mit milden Krankheitsanzeichen verläuft. Einer Studie unter Leitung des Charité-Virologen Christan Drosten zufolge sind Kinder und Jugendliche aber ähnlich ansteckend wie Erwachsene. Die sogenannte Viruslast sei in allen Altersgruppen in etwa gleich, berichten die Forscher im Fachmagazin „Science“. Zudem gebe es auch bei Jugendlichen Langzeitfolgen wie „Long Covid“. Daneben gebe es das Zusatzproblem des pädiatrischen Multisystem-Inflammationssyndroms (PIMS), das eine Krankenhausbehandlung erfordert.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will Kinder und Jugendliche bei entsprechender EMA-Empfehlung jedenfalls auch ohne allgemeine Impfempfehlung der Stiko in die Impfkampagne einbinden. Die Stiko gebe nur eine Empfehlung, sagte der CDU-Politiker in der Sendung „Frühstart“ bei RTL/ntv. „Im Lichte dieser Empfehlung können dann die Eltern mit ihren Kindern, den Ärztinnen und Ärzten die konkreten Entscheidungen treffen, ob jemand geimpft wird oder nicht.“ Dies sei eine individuelle Entscheidung. (mz/dpa)