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Archäologie Archäologie in Sachsen-Anhalt: Ist der Fürst von Dieskau der "Vater der Himmelsscheibe"?

Von Thomas Schöne 20.08.2016, 07:56
Grabungshelfer des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt arbeiten auf einem Grabungsfeld bei Dieskau.
Grabungshelfer des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt arbeiten auf einem Grabungsfeld bei Dieskau. dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - In Sachsen-Anhalt gibt es in diesem Jahr rund 200 Ausgrabungen und archäologische Gutachten. Meist geht es um die Epochen der Bronze- und Eisenzeit sowie des Mittelalters. Im Mittelpunkt steht derzeit der „Bornhöck“, ein Fürstengrab bei Dieskau (Saalekreis) von einst gigantischen Ausmaßen. „Es geht um die Frage: Lag hier der Auftraggeber, also quasi der Vater der Himmelsscheibe“, sagte Landesarchäologe Harald Meller. Vorerst sind die Funde noch geheim, sie werden aber in den kommenden Tagen präsentiert.

Raubgräber im Mittelalter

Bei ersten Untersuchungen vor zwei Jahren fanden die Archäologen die Grabkammer des Herrschers, der vor rund 3900 Jahre begraben wurde. „Geht man davon aus, dass die Himmelsscheibe etwa 300 Jahre benutzt und vor 3600 Jahren vergraben wurde, so kommt die Entstehungszeit hin“, sagte Meller. „Bereits im Mittelalter gruben Raubgräber einen Stollen in den „Bornhöck“. Wir können davon ausgehen, dass sie einen Schatz fanden, aber der ist unbekannt und wohl für immer verloren.“ 1874 wurde das Grab erneut geplündert. Auch damals wurde Gold gefunden, ein Teil ist verschollen ein anderer Teil, vier Armringe und ein Beil, liegen aufgrund der Kriegswirren in Moskau (Russland).

Zudem wird derzeit auf dem Areal des zukünftigen Bauhaus-Museums in Dessau-Roßlau gegraben. „Wir graben in zwei Abschnitten. Bislang gab es in einem Bereich rund 4000 Jahre alte Keramikfunde“, sagte Archäologe Martin Freudenreich. „Auf dem anderen Abschnitt sind die Mauerreste der Palais-Bauten aus dem 19. Jahrhundert freigelegt worden.“ Die Gebäude wurden bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört. „Aber auch Keramikfunde aus dem 13./14. Jahrhundert sind geborgen worden“, sagte Freudenreich. Die Grabung läuft noch bis Anfang September.

Forschung im Braunkohletagebau Profen

Auch im Braunkohletagebau Profen (Burgenlandkreis) wird aktuell geforscht. „Hier geht es unter anderem um die Gemarkung Domsen mit mehreren Ortschaften, die der Kohleförderung in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts weichen mussten“, sagte Archäologe und Museumssprecher Alfred Reichenberger. Bezüglich der Mittelalterepoche wird momentan in der Altstadt von Coswig (Landkreis Wittenberg) gegraben.

Insgesamt gab es seit 1990 landesweit etwa 3300 Grabungen. Herausragend waren die Forschungen zum Gold von Gommern und Profen. (dpa)