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forschung Archäologie in der Altmark: Tauchgang zu einem mittelalterlichen Prahmboot im Arendsee

Unterwasserarchäologen wollen im Arendsee ein im Mittelalter gesunkenes Boot erforschen. Das Boot wurde vor einigen Jahren entdeckt. Der Zerfall droht.

03.09.2021, 08:40
Der Arendsee im Luftkurort Arendsee (Sachsen-Anhalt). Der 550 Hektar große Binnensee mit einer Tiefe bis zu 52 Metern liegt im Dreiländereck zwischen Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen.
Der Arendsee im Luftkurort Arendsee (Sachsen-Anhalt). Der 550 Hektar große Binnensee mit einer Tiefe bis zu 52 Metern liegt im Dreiländereck zwischen Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen. Foto: Jens Wolf/dpa-Zentralbild/dpa

Arendsee/Halle (dpa) - Taucher werden Ende September ein rund 800 Jahre altes Prahmboot im Arendsee untersuchen. Prahm war ursprünglich eine flache Fähre, später ein Transportschiff mit schlanker und flacher Rumpfform. "Das mittelalterliche Transportboot stammt aus der Zeit um 1265", sagte Archäologe und Projektleiter Sven Thomas vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle.

Das 12,5 Meter lange und zweieinhalb Meter breite Lastschiff wurde bereits vor einigen Jahren entdeckt und sei im norddeutschen Binnenland ein Unikat. "Wahrscheinlich wurde der Prahm zum Transport von Bewohnern eines Klosters und von Materialien benutzt", sagte Thomas. "Das Boot wurde durch ein Ruderpaar am Heck angetrieben. Das dürfte eine sehr schwere Arbeit gewesen sein. Das hat aber funktioniert, weil diese Art von Booten extrem flach war."

Das Schiff konnte bislang noch nicht geborgen werden. "Jetzt wurde aber deutlich, dass der Prahm durch Muscheln und biologische Prozesse zunehmend angegriffen wird und geborgen werden muss, bevor er unrettbar zerfällt", sagte der Experte. Grund für die Zerstörung sei auch der Klimawandel, der die Verbreitung von Dreiecksmuscheln, einer invasiven Art, ermöglichte. Die Muscheln sind auch bis zum Boot gelangt. "Bei den Tauchgängen wird eine Unterwasserbergungstechnik erprobt", sagte Thomas. Bei einem erfolgreichen Einsatz soll diese Technik dann auch bei der Bergung von Unterwasserfunden im Süßen See bei Halle genutzt werden.

Mit 55 Metern Tiefe gilt der Arendsee als einer der tiefsten natürlichen Seen in Norddeutschland.