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Brandanschlag auf Polizeiautos Anschlag auf Polizeiautos in Magdeburg: Ermittler prüfen Zusammenhang mit früheren Fällen

Von Alexander Schierholz 08.09.2016, 16:30
Bei dem Anschlag wurden mehrer Fahrzeuge der Bundespolizei zerstört.
Bei dem Anschlag wurden mehrer Fahrzeuge der Bundespolizei zerstört. dpa-Zentralbild

Magdeburg - Stunden nach dem Feuer ist nur noch Schrott zu besichtigen: Rußgeschwärzte ausgebrannte Autowracks stehen am Donnerstagmorgen auf einem Parkplatz am  Magdeburger Hauptbahnhof, inmitten von Haufen weißen Lösch-Schaums. 18 Fahrzeuge haben Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag angezündet, darunter sieben Autos der Bundespolizei, Dienstwagen der Deutschen Bahn sowie private Fahrzeuge. Der Sachschaden liegt nach Angaben der Bundespolizei bei rund 750.000 Euro. Nun wird wegen schwerer Brandstiftung ermittelt. Die Autos sind nach Angaben der Polizei  alle einzeln und vorsätzlich angezündet worden.

Fahrzeuge in Magdeburg angezündet: LKA-Tatortgruppe kommt zum Einsatz

Das Landeskriminalamt (LKA) hat seine Tatortgruppe auf den Parkplatz geschickt - speziell ausgebildete und ausgerüstete Experten, die bei besonders schweren Fällen eingesetzt werden. Den ganzen Tag über sind sie damit beschäftigt, möglichst viele Spuren zu sichern. „Bei einem solchen Tatort ist das nicht gerade einfach“, sagt von LKA-Sprecher Andreas von Koß mit Blick auf die ausgebrannten Trümmerhaufen. Die Ermittler stehen vor einer Reihe von Rätseln: Warum gerade jetzt? Warum gerade dort? Waren die Fahrzeuge der Bahn und die Privatautos, die ebenfalls  brannten,  so etwas wie ein billigend in Kauf genommener Kollateralschaden? Oder sollte sich der Anschlag auch gegen die Bahn richten?

Die Ermittler schließen - wie üblich in solchen Fällen - einen politischen Hintergrund nicht aus, wollen sich aber auch nicht festlegen. „Es gibt noch keine Hinweise auf ein Motiv“, sagt von Koß, „es hat sich auch noch niemand zu der Tat bekannt.“ Dabei liegt eine politische Motivation nahe, wie ein Blick auf ähnliche Fälle aus der Vergangenheit zeigt. Im Januar 2012 hatten Unbekannte zwölf nagelneue Streifenwagen der Landespolizei angezündet. Die Wagen standen in einem Magdeburger Autohaus zur Übergabe an das Land bereit. Wenige Tage später brannte ein Streifenwagen in Halle.

Kaserne in Havelberg: 16 Autos im Sommer 2016 angezündet

Im Sommer 2013 wurden in der Kaserne in Havelberg (Altmark) Brandsätze unter Bundeswehrfahrzeugen deponiert. 16 Autos wurden stark beschädigt, darunter ein Transportpanzer. Der Anschlag auf die Bundeswehr löste auch deshalb besonders große Empörung aus, weil Soldaten aus Havelberg erst wenige Wochen zuvor beim Kampf gegen das Hochwasser im Land geholfen hatten.

In allen Fällen vermutete die Polizei die Täter in den Reihen von Linksextremisten; im Fall Havelberg war zudem über einen Zusammenhang mit Protesten gegen den Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide spekuliert worden. Allerdings sind die Anschläge bis heute nicht aufgeklärt, wie LKA-Sprecher von Koß sagt. Und das, obwohl in Magdeburg und Havelberg jeweils sogar eine Belohnung von 20 000 Euro für Hinweise ausgesetzt worden war.

Die Ermittler wollen sich die alten Fälle jetzt noch einmal vornehmen und nach möglichen Verbindungen zur Tat vom Donnerstag suchen. „Natürlich wird geprüft, ob es da Zusammenhänge gibt“, sagt von Koß. Ausgeschlossen sei derzeit gar nichts. So könnten den jüngsten Anschlag am Magdeburger Hauptbahnhof  sowohl Linksextreme verübt haben als auch Rechtsextremisten - um dies den Linken in die Schuhe zu schieben. „Denkbar ist alles“, sagt der LKA-Mann. (mz)