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Nach Rücktritt vom Schatzmeister-Amt AfD in Sachsen-Anhalt: Vorstand bezichtigt Landes- und Fraktionschef André Poggenburg der Lüge

Von Jan Schumann 05.07.2016, 18:18
Andre Poggenburg
Andre Poggenburg dpa-Zentralbild

Magdeburg - Es solle die endgültig „letzte Stellungnahme“ zu ihrem Rücktritt sein, tippt Yvonne Sturm am Dienstag in ihr E-Mail-Programm. Der Ex-Schatzmeisterin des AfD-Landesverbands Sachsen-Anhalt war es ein Bedürfnis, noch ein paar unmissverständliche Klarstellungen loszuwerden - wenn auch nur via Rundmail an einzelne Journalisten. In dem Schreiben feuert Sturm gegen ihren Landes- und Fraktionschef: André Poggenburg.

Zum einen bezichtigt sie Poggenburg der Lüge: Sie habe ihr Amt keinesfalls aufgeben, weil sie überarbeitet war. Poggenburg hatte dies noch am Montag per Pressemitteilung verkündet - und offenbar nicht damit gerechnet, dass Sturm öffentlich das Wort gegen ihn erheben würde. Doch das tat sie.

Fehlende Professionalität

Der wahre Grund ihres Ausscheidens sei die „fehlende Professionalität einiger Akteure“ im Landesvorstand, formulierte Sturm in einem AfD-internen Schreiben, das sie auch den Journalisten zugänglich machte.

Zudem finde im Landesverband „keine klare Trennung von Partei- und Fraktionsarbeit“ statt. „Schwerwiegend kommt hinzu, dass ich als Schatzmeister, trotz mehrfacher Nachfrage, keine Kontovollmacht habe“, schreibt Sturm.

Zudem seien ihr die Protokolle der Vorstandssitzungen vorenthalten worden. „Ich werde nicht weiter ausführen, ob dem ein fehlendes Vertrauensverhältnis oder eine nicht vorhandene Ernsthaftigkeit unsere Arbeit betreffend zugrunde liegt“, schreibt Sturm.

Noch am Montag hatte Poggenburg, der die Pressemitteilung zum Rücktritt offenbar ohne Sturms Wissen verfasste, von einem „Interessenkonflikt“ gesprochen. Ihr Engagement im Vorstand beiße sich mit der Fraktionsarbeit. „Schwachsinnig“, nannten Fraktionsmitglieder diese Begründung. Interimsnachfolger Frank Pasemann sei ja ebenfalls Fraktionsmitarbeiter.

Roi kritisiert Führungsstil

Der Abgang der Schatzmeisterin wirft ein neues Schlaglicht auf die AfD-internen Frontlinien, die sich zunehmend verfestigen und öffentlich sichtbar werden.

„Frau Sturm ist sicher nicht dafür bekannt, die Flinte schnell ins Korn zu werfen“, sagte Daniel Roi, Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion. Sturms Gründe seien handfest in ihrem Schreiben belegt.

Roi kritisierte erneut indirekt den Führungsstil Poggenburgs im Landesvorstand: Seit Wochen sei es so, dass „Kritik der Parteibasis nicht mehr im Vorstand angenommen werde“, stattdessen würden persönliche Konflikte ein konstruktives Arbeiten verhindern. Sturm hatte in ihrem Schreiben das jüngste AfD-Kreisspitzentreffen mit dem Landesvorstand als „katastrophal“ beschrieben. (mz)