A14 A14: Warum der Bau der Nordverlängerung so langsam vorankommt

magdeburg/dpa - Beim Dämmstoffhersteller Austrotherm in Nordbrandenburg liegt das Glück ganz nahe: Direkt hinter dem Firmengelände in einem Gewerbegebiet in Wittenberge könnten Laster mit Dämmstoffen gleich auf die Autobahn fahren. Könnten, muss seit Jahren gesagt werden. Bis zum Jahresende wird die Autobahnverbindung von der Ostsee zwar bis zur Brandenburger Landesgrenze fertiggestellt sein. Doch bis die A-14-Nordverlängerung von Magdeburg über Wittenberge nach Schwerin komplett fertig ist, werden noch Jahre vergehen.
Insgesamt soll die Verkehrsverbindung durch drei Länder über vier Streifen auf 155 Kilometern gebaut werden. Doch auf Brandenburger Seite ist erst ein 11,3 Kilometer langer Abschnitt frei. In Sachsen-Anhalt ist bislang nur ein kleines Stück zwischen Wolmirstedt und Colbitz befahrbar. Fertig wird die Autobahn in Sachsen-Anhalt nach Einschätzung des Verkehrsministeriums frühestens 2021.
Die Probleme mit der A14: 155 Kilometer, drei Bundesländer und der Naturschutz
Im Norden des Landes kommt der Bau nur in kleinen Schritten voran. Für die Mehrzahl der acht Abschnitte zwischen Magdeburg und der Grenze zu Brandenburg laufen noch die Planverfahren. Immerhin: Nach einem Kompromiss zwischen dem Land und dem Naturschutzverband BUND scheint der Weg grundsätzlich frei. Vielerorts müssen aber noch zusätzliche Naturschutzmaßnahmen in die Planungen aufgenommen werden. Der Bau eines rund 8,5 Kilometer langen Teilstücks zwischen Colbitz und Tangerhütte soll nach Angaben des Verkehrsministeriums in Magdeburg im Sommer beginnen. Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) hofft, dass es danach zügig weitergeht.
„Eine Autobahnanbindung ist von existenzieller Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region“, sagt Webel. Es gehe dabei nicht nur um bessere Standortbedingungen für die Ansiedlung von Unternehmen, sondern auch um die „Mobilität des Einzelnen“. So sei der A-14-Lückenschluss vor allem wichtig für die Anbindung der Altmark an die überregionalen Verkehrsverbindungen in Deutschland und Europa. Webels Ministerium verweist auf Untersuchungen, wonach die rund 330.000 Einwohner im Großraum zwischen Magdeburg und Schwerin derzeit durchschnittlich 52 Minuten bis zur nächsten Autobahnauffahrt benötigen. Die A 14 verringere diese Zeit auf 21 Minuten.
„Wir haben uns den Standort 2012 ausgesucht, weil es mit der A 14 eine schnelle Verbindung in viele Regionen geben sollte“, sagt auch Lars Peter, Standortleiter von Austrotherm im brandenburgischen Wittenberge. Die Prignitz liegt auf halber Strecke zwischen Hamburg und Berlin. „Zeitnah sollte die Autobahn kommen, wurde gesagt.“
So wie Austrotherm beklagen viele Firmen in der Region, dass die neue Trasse noch immer nicht fertig ist. Wer an den Verzögerungen schuld ist, kann schlecht ausgemacht werden. Immerhin ist es ein Mammutprojekt, an dem neben dem Bund auch drei Bundesländer beteiligt sind. So ist etwa für eine neue Brücke über die Elbe bei Wittenberge eine länderübergreifende Koordinierung erforderlich. Und im nördlich daran angrenzenden Abschnitt muss beispielsweise an einer Stelle wegen eines Vogelschutzgebietes die Strecke neu markiert und angepasst werden. Erst dann läuft das erforderliche Planungsverfahren weiter.
Wirtschaft ruft nach der A14
Wegen solcher Verzögerungen muss sich Christian Winkelmann, Geschäftsführer der Schacht GmbH Hoch- und Niederspannung in Wittenberge, immer wieder von Kunden fragen lassen: „Wie erreiche ich Euch?“ Er kritisiert: „Alle reden über den Wirtschaftsstandort und dann passiert bei der Planungsbehörde des Landes nichts.“ Der Autobahnanschluss sei für ihn ein wichtiger Punkt gewesen, in das Gewerbegebiet zu ziehen. „Richtung Hamburg ist ja schon einiges passiert, der Anschluss in greifbarer Nähe, aber das reicht nicht“, meint er.
Und die Folgen der fehlenden Anbindung an die Autobahn? „Wir müssen viele Umwege fahren“, sagt Transportunternehmer Detlef Benecke. Dazu gelte auf Umgehungsstraßen für Laster Tempo 60. Ampeln verzögerten ebenfalls die Fahrtzeiten. „Das alles rechnet sich nicht“, sagt er. Mit der fertigen A14 würden seine 40-Tonner etwa 30 bis 45 Minuten bis nach Hamburg und eine Stunde nach Magdeburg sparen - bislang nur theoretisch.
„Für regionale Wirtschaftsförderer ist die Situation Investoren kaum noch zu vermitteln“, sagt Christian Fenske, Geschäftsführer des Technologie- und Gewerbezentrums Prignitz. Der Wirtschaftsstandort Prignitz werbe mit seiner guten Verkehrsanbindung zu den deutschen Seehäfen, der stündlichen ICE-Anbindung nach Hamburg und Berlin, den Wirtschaftszentren Mitteldeutschlands und zu den Transeuropäischen Verkehrsnetzen. Doch direkt vor der Haustür hapert es noch. „Wir brauchen unbedingt eine vollständige A14.“
Insgesamt werden für den Autobahnbau Kosten von 1,3 Milliarden Euro veranschlagt. In Sachsen-Anhalt sind 96,9 Kilometer geplant, in Brandenburg 32,1 Kilometer und in Mecklenburg-Vorpommern 25,8 Kilometer. Es entstehen insgesamt 17 Anschlussstellen, fünf Parkplätze mit Toiletten und zwei Tank-Rastanlagen. Bis 2025 wird mit 20.000 bis 34.000 Fahrzeugen täglich gerechnet.
(mz/asc)