Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Wasserschutzpolizei ermittelt auf Flüssen und Seen

Burg/dpa. - Mit einem beherzten Satz muss Udo Schmiel von der „Börde“ auf die „Bizon“ springen. Die Schiffe fahren mit etwa zehn Kilometern in der Stunde auf dem Elbe-Havel-Kanal bei Burg. Erst hintereinander, dann Seite an Seite. Für den Wechsel von einem auf das andere Wassergefährt bleibt keine Zeit zum Stoppen. Schmiel hält sich an der Reling fest. Er wartet auf den richtigen Moment. Die Schreibmappe hat er unter den rechten Arm geklemmt, einen kleinen Koffer ebenso. Bevor er das Polizeiboot verlässt, hat er sich ein dunkelblaues Basecap aufgesetzt. Auf ihm prangt das Logo der Wasserschutzpolizei. „Damit mir die schöne Polizeimütze nicht ins Wasser fällt“, sagt er.
Die „Bizon“ schiebt drei Schuten mit insgesamt 1200 Tonnen Steine vor sich her. Insgesamt ist der sogenannte Schubverband 119 Meter lang. Als Polizeihauptmeister Schmiel an Bord ist, lächelt der polnische Kapitän bis über beide Ohren. „Alle Papiere da“, sagt er und hebt beide Hände als Zeichen in die Luft, dass auf seinem Schiff allles seine Ordnung hat. Schmiel gibt seinem Kollegen im Polizeiboot ein Zeichen. Die zwölf Meter lange „Börde“ verschwindet im aufschäumenden Schraubenwasser der zehnmal längeren „Bizon“. Für etwa eine Stunde geht es gemeinsam durch den Kanal. So lange dauert Schmiels Bordkontrolle. Dafür hat ihm der Kapitän drei Ordner auf einen Tisch gleich neben der Kombüse gelegt. Der 59-Jährige kontrolliert, der Smutje macht die Suppe warm.
Schmiel ist einer von 102 Beamten der Wasserschutzpolizei in Sachsen-Anhalt. 570 Kilometer Bundeswasserstraße, 187 Kilometer Landesgewässer und mehr als 5000 Hektar Seefläche haben die Gesetzeshüter mit den maritimen Schulterstücken im Blick. 16 Boote mit einer Länge zwischen 5 und 14 Meter fahren Streife. Geländewagen für die oft unwegsamen Ufergebiete ergänzen den Fuhrpark. Landesweit gibt es zwei Revierkommissariate und sechs Revierstationen, das Revier befindet sich an der Elbe in Magdeburg.
Christian Krams fährt mit der „Börde“ hinter der „Bizon“ her. Der 30 Jahre alte Polizeikommissar leitet die Revierstation Zerben mit den Standorten Burg und Genthin. „Bei diesen Kontrollen muss einer auf das Schiff übersetzen und einer weiter das Streifenboot steuern“, sagt er. „Gegenseitige Deckung gibt es nicht.“ Schmiel taucht derweil mit dem immer noch zuversichtlich lächelnden Kapitän an Deck des Schubbootes auf. Sie gestikulieren und lachen. „Man muss Vertrauen aufbauen und auch ein bisschen Kumpel sein“, sagt Krams. „Wir haben es ja nicht mit potenziellen Kriminellen zu tun.“
Am Ende der Polizeikontrolle muss der polnische Kapitän dann doch zehn Euro berappen. „Die Papiere waren in Ordnung, aber ein alter Autoreifen hängt an einem maroden Strick an der Schiffswand herunter“, berichtet Schmiel nach seiner Rückkehr auf das Polizeiboot. „Das geht nicht. Wenn der Strick reißt und der Reifen im Kanal treibt, kann er leicht in Schiffsschrauben geraten.“ Neben den großen Binnenschiffen müssen auch Sportbootfahrer und Angler auf der Hut sein. Auch die Uferzonen haben die Wasserschutzpolizisten im Visier. „Es gibt auf und an den Wasserstraßen Gesetze“, sagt Krams.
Die „Börde“ biegt zum Niegripper See ab. Acht Kilometer pro Stunde zeigt der Schiffstacho. Schmiel hat Verdächtiges im Auge. Durch sein Fernglas hat er eine Gruppe Jugendlicher erspäht. Sie zelten und grillen am Ufer. Ein Schlauchboot, das er der Gruppe zuordnet, hat außen keine Registriernummer. „Das schauen wir uns nachher mal mit dem Auto vom Ufer aus an“, sagt er. Vorher ist noch ein Boot mit einem 25 PS starken Außenborder dran, das vom See in den Kanal fahren will. Die drei Herren an Bord haben die Beamten längst bemerkt. Den Größenvergleich gewinnt diesmal eindeutig die „Börde“.