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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Sport am Totensonntag soll ohne Zuschauer stattfinden

23.11.2007, 20:27

Magdeburg/MZ/mab/lö. - Für das Innenministerium ist eine Novelle des Sonn- und Feiertagsgesetzes die "Konsequenz aus den Querelen" der vergangenen Zeit. "Im nächstes Jahr", so Sprecher Martin Krems, "wollen wir das Problem nicht mehr haben." In dem im Ministerium erarbeiteten Entwurf steht, dass etwa öffentliche Sportveranstaltungen oder auch Zirkusaufführungen an den stillen Feiertagen wie dem Totensonntag oder dem Volkstrauertag ab 18 Uhr stattfinden können.

Bisher ist das untersagt. Unter Protest müssen deshalb am Sonntag die Eishockeyspieler des ESC Halle und die Zweitbundesliga-Handballer aus Dessau-Roßlau ohne Zuschauer spielen. Eine von der Stadt Dessau zunächst geplante Ausnahmegenehmigung war auf Anweisung des Landesverwaltungsamtes nicht zustande gekommen. "Das Gesetz ist da eindeutig", so dessen Sprecherin Denise Vopel. Den Vereinen drohen bei Verstößen Geldstrafen bis 1 500 Euro. Zwar scheint unwahrscheinlich, dass die Hallen geräumt würden, sollten sich in ihnen Zuschauer befinden. Die Stadt Halle hat aber angekündigt, Mitarbeiter des Ordnungsamtes zum ESC-Spiel zu schicken.

Hoffnung auf eine Novellierung des Gesetzes herrscht indes nicht nur bei Sportlern. "Wir würden uns eine flexiblere Handhabung wünschen", sagte am Freitag Patrick Adolph vom Zirkus Probst, der seit Jahren um diese Zeit in Magdeburg gastiert. Seit 2006 erhält er für den Totensonntag keine Ausnahmegenehmigungen mehr.

Ob die Gesetzesänderung aber Mehrheiten in der Koalition und im Landtag finden würde, ist unklar. Der Vorsitzende der CDU-Fraktion zeigte sich skeptisch: "Wir werden uns das sehr genau anschauen." Grundsätzlich sei man für den Feiertagsschutz. SPD-Fraktionschefin Katrin Budde begrüßte eine Diskussion: "Das muss wirklich mal geklärt werden, das Hin und Her mit Ausnahmegenehmigungen wie in den vergangen Jahren geht so nicht." Linke und FDP reagierten verhalten. Klar dagegen ist Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos): "Der Totensonntag ist ein Tag des Gedenkens. Wir brauchen die Fähigkeit zur Besinnung."

Gleiche Gründe führt die Kirche an. "Wir lehnen die Initiative des Innenministeriums ab", so Albrecht Steinhäuser, Beauftragter der evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung. Es sei nicht hinnehmbar, dass von Tod und Trauer betroffene Menschen an diesem Tag mit "der Leichtigkeit des Lebens anderer" konfrontiert würden.