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Wahl in Sachsen-Anhalt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Haseloff triumphiert - das Kopf-an-Kopf-Rennen fällt aus

Die CDU fährt bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ein sensationelles Ergebnis ein und hält die AfD auf Abstand. Kommt jetzt die „Deutschland-Koalition“?

Von Kai Gauselmann Aktualisiert: 07.06.2021, 07:15
Reiner Haseloff freut sich über den Wahlsieg.
Reiner Haseloff freut sich über den Wahlsieg. (Foto: Bernd Von Jutrczenka/dpa)

Magdeburg/Halle (Saale) – Die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Reiner Haseloff hat die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt sensationell klar gewonnen. Mit mehr als 36 Prozent der Zweitstimmen fuhren die Christdemokraten ihr bestes Ergebnis seit 2002 ein und vergrößerten den Abstand auf die AfD.

Zudem zeichnete sich am späten Abend ab, dass die Christdemokraten fast alle Direktwahlkreise, die 2016 an die AfD verloren gingen, zurückgewinnen könnten. Dabei hatten Umfragen vor der Wahl teilweise ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden stärksten Parteien oder sogar die AfD vor der CDU gesehen. Vor diesem Hintergrund sagte Haseloff am Sonntag: „Das Land hat sich regelrecht aufgebäumt.“

Nach der Landtagswahl: Welche Koalition kommt in Sachsen-Anhalt?

Das Wahlergebnis sei „ganz klar eine Abgrenzung nach rechts“ und „eine klare Botschaft nach außen“, erklärte der 67-jährige Wittenberger in der ARD. Haseloff kündigte an, nun Gespräche über eine Zusammenarbeit „mit allen demokratischen Parteien“ zu führen, eine Koalition werde „nicht so einfach zu bilden“ sein, es gebe aber Optionen.

Eine Fortsetzung der seit 2016 regierenden Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen ist nun möglich - aber auch Bündnisse aus CDU, SPD und FDP sowie CDU, Grünen und FDP. Ein Bündnis mit der AfD hingegen hatte Haseloff immer kategorisch ausgeschlossen.

„Fünf Jahre Hetze gegen die AfD zahlt sich natürlich auch bei so einem Minustrend aus“, reagierte AfD-Spitzenkandidat Oliver Kirchner auf die Einbußen für seine Partei. Er meine damit unter anderem die Medien und die Kirchen, ergänzte Kirchner. Er sei aber mit dem Abschneiden seiner Partei zufrieden.

Bei Haseloffs bisherigen Kenia-Koalitionspartnern war die Stimmung am Wahlabend durchwachsen bis schlecht.

Die SPD gehörte erneut zu den Verlierern der Wahl. Nachdem die Sozialdemokraten 2016 ihr Ergebnis sogar halbiert hatten, fuhren sie nun abermals Verluste ein, wurden nur einstellig - und mussten ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in Sachsen-Anhalt hinnehmen. Spitzenkandidatin Katja Pähle aus Halle brach bei ihrer Ansprache auf der Wahlparty in Magdeburg in Tränen aus, als sie sich bei ihren Parteifreunden für einen „geilen Wahlkampf“ bedankte.

Kostete Zweikampf zwischen CDU und AfD die anderen Parteien Punkte?

Die Grünen konnten zwar leichte Gewinne verbuchen, blieben aber einstellig. „Wir haben uns mehr erhofft“, räumte die Bundesvorsitzende Annalena Baerbock ein. Wie auch Sozialdemokraten und Linke erklärte sie das Abschneiden ihrer Partei mit dem polarisierenden Zweikampf zwischen CDU und AfD.

Viele Menschen in Sachsen-Anhalt hätten verhindern wollen, dass Rechtsextreme eine Regierung mitbestimmten und hätten deshalb die Partei des Ministerpräsidenten Haseloff unterstützt. Zudem könnten die Grünen ihre Regierungsbeteiligung nun einbüßen. Auch wenn Haseloff selbst am Sonntag keine Koalitionsvorliebe erkennen ließ, machten Christdemokraten wie der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, Markus Kurze, keinen Hehl daraus, eine schwarz-rot-gelbe „Deutschland-Koalition“ aus CDU, SPD und FDP zu bevorzugen. Vor allem zwischen Christdemokraten und Grünen hatte es in fünf Jahren Kenia-Koalition immer wieder harte Konflikte gegeben.

Obgleich die Differenz im Ergebnis klein ausfiel, herrschte im Unterschied zu Grünen und SPD bei der FDP am Sonntag die reine Freude: Die Liberalen können nach zehn Jahren den Wiedereinzug in den Landtag feiern - und darauf hoffen, an der Landesregierung beteiligt zu werden. FDP-Bundesparteichef Christian Lindner betonte, seine Parteifreunde seien bereit „zur Übernahme von Verantwortung für dieses Land, wenn Richtiges, wenn Gutes bewirkt werden kann“.

Linke ist die größte Verliererin der Landtagswahl

Die größte Verliererin des Wahlabends ist die Linkspartei, sie musste die größten Verluste hinnehmen. Spitzenkandidatin Eva von Angern räumte die „herbe Niederlage“ ein. „Wir haben zwar Platz drei im Parlament verteidigen können, aber die Verluste tun weh“, sagte sie. (mz)