Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Flüsse noch immer belastet
MAGDEBURG/MZ. - Sachsen-Anhalts Flüssesind noch immer stark mit hochgefährlichenUmweltgiften belastet. Betroffen sind vorallem Elbe, Saale, Bode und Mulde. Währenddie ersten drei Flüssen vor allem mit krebserregendenDioxinen belastet sind, kommt bei der Muldenoch das ebenfalls krebsauslösende Hexachlorcyclohexan(HCH) hinzu, ein Vorprodukt aus der Herstellungdes Insektengiftes Lindan. Nach neuesten Untersuchungendes Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHW),die in den nächsten Wochen veröffentlichtwerden sollen, ist die Belastung mit den Chemikalienzwar tendenziell leicht rückläufig, liegtaber noch immer weit über empfohlenen Richt-und Grenzwerten.
"Da sowohl Dioxin als auch HCH extrem langlebigist, gehen wir davon aus, dass die Belastungwohl noch über Jahrzehnte sehr hoch sein wird",sagt der Direktor des LHW, Burkhard Henning.Problematisch sei, dass zum Teil nicht bekanntsei, wo die Quellen der Giftstoffbelastungliegen und Messungen oftmals nur punktuellvorgenommen werden können.
Suche nach Dioxinquelle
So sucht das Landesamt derzeit nach einerDioxinquelle am Unterlauf der Bode, die dieHauptfracht des Umweltgiftes auch in der Saaleliefert. "Wir wissen, dass es sich um eineehemalige Magnesiumfabrik aus dem ZweitenWeltkrieg handelt, die zwischen Stassfurtund der Mündung der Bode in die Saale stand",sagte LHW-Gewässerexpertin Jaqueline Neugebauer."Doch den genauen Standort kennen wir nicht."Selbst wenn dieser eines Tages entdeckt seinsollte, bliebe offen, ob eine Sanierung möglichist. Denn die Gefahr, dass dadurch erneutGift aus dem Boden in den Fluss gespült wird,ist nach Ansicht des Umweltbundesamtes (UBA)in Dessau-Roßlau groß.
In der Folge der Giftstoff-Belastungen könnendie Auen der Flüsse nur bedingt oder gar nichtlandwirtschaftlich genutzt werden. "Besondersschlimm ist es in der Muldeaue aufgrund derLindan-Belastung. Da geht auf absehbare Zeitgar nichts", sagt der Präsident des Landesamtesfür Umweltschutz, Klaus Rehda. Erst unlängsthabe man wieder 14 von Jägern erlegte Wildschweineals Sondermüll entsorgen lassen müssen.
Wildfleisch wird getestet
Das Problem ist seit Jahren bekannt: Wildtiere- neben Wildschweinen vor allem Rehe - nehmendie Giftstoffe über die Nahrung auf und lagernsie im Fettgewebe an. Wildfleisch aus derRegion muss daher getestet und bei Belastungvernichtet werden. Gleiches gilt auch fürdie Weiden in den Flussauen. Das Gras istnicht als Viehfutter verwendbar, muss aberregelmäßig gemäht und als Sondermüll entsorgtwerden. Rehda zufolge plane man derzeit zusammenmit der Hochschule Anhalt ein Forschungsprojekt,bei dem das kontaminierte Gras in einer Biogasanlageeingesetzt werden soll.
Widersprüchlich ist die Lage hingegen beiden Fischen: Während das Umweltbundesamt einenVerzehr von Fischen selbst aus der Mulde wiederfür unbedenklich einstuft, rät der Landeshochwasserbetriebnach Gesprächen mit anderen Fachleuten ehervom Genuss vor allem fettreicher Fische ab.Baden in Elbe und Saale ist nach Ansicht desLandesamtes für Umweltschutzes unproblematisch,"aber von zweiwöchigem Zelten in der Elbauewürde ich eher abraten", so Amtschef Rehda.