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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Ex-Minister starten in ein neues Leben

Von Dorothée Junkers 17.05.2006, 06:07

Magdeburg/dpa. - Jahrzehntelang war Curt Becker in der Politikaktiv. Als Kreistagsmitglied in Ludwigsburg, als Oberbürgermeistervon Naumburg, Landtags-Abgeordneter und zuletzt als Justizministervon Sachsen-Anhalt stand der CDU-Politiker zuweilen täglich imRampenlicht. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt für den 69-Jährigen: «Nach 50 Jahren aktiver Politik sortiere ich mein Lebenneu», sagt er. Becker nimmt den Eintritt in den politischen Ruhestandgelassen: «Ich freue mich über die wiedergewonnene Freiheit», sagter. Und über die neu gewonnene Zeit, etwa in Ruhe eine guteKunstausstellung anzusehen.

Für seine Ex-Kabinettskollegen von der FDP, Horst Rehberger(Wirtschaft), Gerry Kley (Soziales) und Karl-Heinz Paqué (Finanzen)dagegen käme der Ruhestand zu früh: Während sich Kley alsbildungspolitischer Sprecher und Paqué als Fraktionschef um dieOppositionsarbeit verdient machen wollen, ist der 67-jährigeRehberger jüngst zum Ehrenvorsitzenden seines Landesverbands gewähltworden.

Er wolle wieder als Anwalt arbeiten, einige Fälle imGesellschafts- und Wirtschaftsrecht annehmen, sagt Rehberger, derschon vor seiner Zeit in Sachsen-Anhalt im Saarland politischeKarriere machte und dort unter anderem FDP-Chef war. Hauptwohnsitzbleibt Magdeburg, in Saarbrücken indes hat er nach wie vor ein Hausmit Garten. Darum werde er sich kümmern, daneben wolle er im Harzwandern und in Magdeburg ins Theater gehen, sagt Rehberger. SeinerPartei bleibt er aber erhalten. «Der Ehrenvorsitz einesLandesverbands ist eine extrem seltene Auszeichnung.» So werde erweiterhin an Vorstandssitzungen und Parteitagen teilnehmen.

Derlei Parteiämter sind für abtretende Spitzenpolitiker enormwichtig, weiß Volker Linneweber von der Otto-von-Guericke-Universitätin Magdeburg. Ob nach dem Wegfall jahrelanger und unablässigerAufmerksamkeit von Bürgern, Medien und Mitarbeitern eine Weltzusammenbricht oder das Leben normal weitergeht, hänge vom sozialenNetz ab, erklärt der Professor für Sozialpsychologie. Dazu zähleneben Familie und Freunden die Partei. «Sie muss diese Leuteauffangen und sie absichern.»

In der Öffentlichkeit würden Posten in Beiräten oder Stiftungenoft mit gerümpfter Nase angesehen. Sie seien aber wichtig, nicht nurfür den Betroffenen. «Wir brauchen die hoch qualifizierten Politikernoch. Der Abgang hat oft nichts mit der Qualifikation zu tun, sondernmit der spezifischen Konstellation der neuen Regierung.» Als Beispielnennt Linneweber den ehemaligen Innenminister Klaus Jeziorsky (CDU).Dieser musste seinen Stuhl für Holger Hövelmann (SPD) räumen. Erwolle ihm einen Posten anbieten, das sei aber nicht sofort möglich,erklärte Böhmer nach der Amtsübergabe.

Fündig geworden ist Böhmer noch nicht: In der Geschäftsstelle desLandesverbands ist von einem neuen Posten nichts bekannt. Dies wärenach Darstellung von Linneweber aber gerade für den 55-jährigenehemaligen Landrat Jeziorsky wichtig, für den der Wechselüberraschender kam als für seine älteren Ex-Kollegen. «Die Partei istjetzt in der Verantwortung, ihn aufzufangen.»