Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Erste Banken schaffen Straf-Zins ab

Halle (Saale) - Erste Sparkassen und Banken in Sachsen-Anhalt geben angesichts des historisch niedrigen Zinsniveaus Preisvorteile an ihre Kunden weiter. Sind Kredite schon günstig, senken einige Geldhäuser nun auch die Straf-Zinszuschläge bei Kontoüberziehungen. Die Saalesparkasse in Halle hat ihren Zins-Aufschlag in Höhe von fünf Prozentpunkten abgeschafft, den Girokunden bislang bei Überschreiten des Dispokredits zahlen mussten. Das hat Vertriebsvorstand Leif Raszat am Mittwoch mitgeteilt. Beim Dispokredit handelt es sich um jene Summe, um die ein Kunde sein Konto in Abstimmung mit der Bank überziehen darf. Dafür verlangt die Saalesparkasse 9,6 Prozent Zinsen. Diese 9,6 Prozent werden künftig auch dann verlangt, wenn ein Kunde den Dispo noch überschreitet. Bislang hat die Saalesparkasse in einem solchen Fall 14,6 Prozent Zinsen kassiert.
Wie die Saalesparkasse haben auch die Volks- und Raiffeisenbank Saale-Unstrut (Merseburg) und die Stadtsparkasse Dessau den Überziehungs-Zuschlag beim Dispo abgeschafft (siehe Übersicht). Geplant ist dies zudem bei der Sparkasse Mansfeld-Südharz und bei der Volksbank Halle. Ob noch weitere Banken in der Region einen solchen Schritt planen, ist offen.
„Neuausrichtung in der Geschäftspolitik“
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Leitzins auf den historisch niedrigen Satz von 0,05 Prozent gesenkt. Raszat begründete indes den Schritt mit einer „Neuausrichtung in der Geschäftspolitik“. Man wolle die Nähe zum Kunden stärken. „Und natürlich wollen wir uns gegenüber den Mitbewerbern einen Vorteil verschaffen.“ Die Saalesparkasse ist mit 270 000 Kunden das größte Geldinstitut im Land. Sparkassen und Banken stehen seit längerem unter Druck, angesichts der niedrigen Zinsen auch die Überziehungszinsen zu senken. Zudem kritisieren Verbraucherschützer, dass die hohen Strafzuschläge das Verschuldungs-Risiko erhöhten. Was den Geldhäusern durch den Verzicht auf den Straf-Zins entgeht, lassen alle Institute offen. Laut Saalesparkasse liege der Kundenanteil, der sein Konto über den Dispo hinaus überzieht, im „unteren einstelligen Prozentbereich“. (mz)