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Zerstörung durch "Friederike" Zerstörung durch "Friederike": 2018 war für Forstleute bei Ziegelroda ein Horrorjahr

Von Anke Losack 17.01.2019, 07:00
Revierförsterin Adrina Hecht zeigte im Januar vergangenen Jahres aufragende Wurzeln umgestürzter Bäume.
Revierförsterin Adrina Hecht zeigte im Januar vergangenen Jahres aufragende Wurzeln umgestürzter Bäume. Peter Wölk

Ziegelroda - Der Wind, der derzeit über den Ziegelrodaer Forst bläst, „ist nichts Außergewöhnliches“, meint Revierförsterin Adrina Hecht. Das sei „nichts“ im Vergleich zum Sturm „Friederike“ vor einem Jahr. Dieser wütete regelrecht in dem Wald. „Überall bot sich ein Bild der Zerstörung: abgetrennte Baumkronen, hoch aufragende Wurzelteller umgestürzter Bäume, kahle Flächen“, erinnert sie sich.

Am Tag nach „Friederike“ habe man das Ausmaß der Schäden im Forst noch nicht erahnen können. Tag für Tag, an denen sich die Waldarbeiter mit Maschinen und schwerer Technik in die Waldbestände vorarbeiteten, stiegen die Schätzungen der zu erwartenden Schadholzmenge.

Monatelange Aufräumarbeiten, unzählige zerstörte Bäume im Ziegelrodaer Forst

Im 2.000 Hektar großen Revier Ziegelroda, für das Adrina Hecht zuständig ist, hat die Aufarbeitung der Sturmschäden das ganze Jahr gedauert. „Zum Jahresende sind wir fertig geworden“, sagt sie und konstatiert, dass insgesamt 10.600 Festmeter Schadholz angefallen sind. „Normal“ sind 200 bis 300 Festmeter im Jahr. Allerdings, so die Försterin, haben andere Reviere im Betriebsteil Süd nach „Friederike“ bis zu 80.000 Festmeter Schadholz aufgearbeitet. „Und sie sind noch nicht fertig.“

So erlebte die Försterin Tief Friederike: Sturm hob ganz Dächer hoch

Am Tag des Sturms, es war der 18. Januar, war Adrina Hecht mit Waldarbeitern im Forst tätig. „Der Wind wurde ab Mittag so heftig, dass ich die Arbeiter aus dem Wald geschickt habe. Man konnte hören, wie die Äste in den Beständen zu Boden fielen.“ Sie fuhr in ihr Büro nach Wangen (Burgenlandkreis) und hielt telefonischen Kontakt mit dem Forstamtsleiter.

Beim Blick aus dem Fenster auf eine gegenüberliegende Scheune traute sie ihren Augen nicht: „Plötzlich hob eine Windböe das Ziegeldach hoch und bewegte es in Richtung Ort. Gleichzeitig stürzten die beiden Giebelwände ein.“

Folgen von Sturm Friederike: Es war ein Horror-Jahr für die Forstleute

Dies ließ für den Wald nichts Gutes erahnen. „Am kommenden Tag war der Wald auf keinem Weg passierbar“, erzählt Hecht über den Beginn eines Horror-Jahres für die Forstleute. Nach dem Sturm kam nämlich die Trockenheit. „Der Borkenkäfer hatte leichtes Spiel“, sagt sie. Er sorgte für immense Schäden.

Mit dem Erkennen des Käfers mussten die befallenen Stämme so schnell wie möglich aus dem Wald gebracht werden, um weiteren Befall einzudämmen. „Auch wenn für den Laien vom Borkenkäfer befallene Bäume gesund aussehen, ist die Fällung eine Forstschutzmaßnahme“, erklärt die Revierförsterin. Durch Sturm, Trockenheit und den Befall der Käfer hätten sich besonders im Harz Landschaften verändert, so dass gewohnte und vertraute Waldbilder nicht mehr existieren. Bedauerlich nennt Hecht den Umgang mancher Bürger mit den Auswirkungen der Sturmkatastrophe und dem Verständnis für den Forstbetrieb.

Und das nächste Problem im Wald steht vor der Tür

Für die Forstleute stehe das nächste Problem schon vor der Tür: „Falls es im Frühjahr nicht ausreichend regnet , werden weitere Schäden durch den Fichten- und den Lärchenborkenkäfer zu erwarten sein.“ Die Kiefern leiden unter Diplodia-Triebsterben , am Ahorn findet man die Rußrindenkrankheit, Buchen zeigen frühzeitigen Laubfall. „Mit Spannung erwarten wir das Frühjahr und den Laubaustrieb“, sagt Hecht. Dann gehe es auch um die Wiederaufforstung der Kahlflächen. (mz)

Abgebrochene Kronen und Äste mussten verarbeitet werden.
Abgebrochene Kronen und Äste mussten verarbeitet werden.
Peter Wölk