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Weniger Freiwillige Weniger Freiwillige: Viele Bufdi-Stellen bleiben unbesetzt

Von Robert Briest 16.08.2018, 10:30
Bufdi
Bufdi dpa-Zentralbild

Querfurt/Bad Dürrenberg - Der Saalekreis geht mit dem Trend. Zumindest wenn es um die Entwicklung im Bundesfreiwilligendienst geht. Waren vor vier Jahren durchschnittlich noch 148 Bufdis im Kreis gemeldet, sind es gegenwärtig lediglich 101. Ein Rückgang von knapp einem Drittel also. Das entspricht in etwa auch den landesweiten Zahlen. Die gute Entwicklung auf dem Arbeits- und Lehrstellenmarkt macht sich da bemerkbar.

„Und der demografische Wandel“, mutmaßt Gaby Hayne, Geschäftsführerin der Awo Halle-Merseburg. Ihr Unternehmen beschäftigt aktuell knapp 25 Bufdis - vorwiegend in Kitas. „Vor drei, vier Jahren hatten mir noch mehrere Bewerbungen auf eine Bufdi-Stelle, heute sind es nur noch ein oder zwei.“

Awo kann noch alle gewünschten Bufdi-Posten besetzen

Immerhin kann die Awo damit noch alle gewünschten Posten besetzen. Beim Landkreis sieht es da deutlich schlechter aus. Insgesamt 28 Bufdi-Stellen gibt es dort theoretisch. Beschäftigt sind derzeit aber nur sieben Bufdis. Der Saalekreis sieht hierfür neben den oben genannten noch weitere Gründe, wie Sprecherin Kerstin Küpperbusch ausführt. Der Aufwand zur Betreuung der Freiwilligendienstleistenden habe sich erhöht und es kämen vor allem ältere oder arbeitssuchende Menschen, die würden nicht immer auf die Stellenprofile passen.

Auch der ASB Saalekreis Süd hat für seine neun geplanten Bufdi-Stellen Besetzungsprobleme. Im Schnitt würden nur drei oder vier Bufdis im Alten- und Pflegeheim in Bad Dürrenberg arbeiten, berichtet Geschäftsführer Karsten Herfurth. Es würde schlicht an Bewerbern fehlen. Jugendliche würden den freiwilligen Dienst auch nicht als berufliche Orientierungshilfe nutzen.

Laute Überlegungen in der Union, die Freiwilligkeit zu streichen

Während sich der Bundesfreiwilligendienst zuletzt also zum Ladenhüter entwickelte, gab es aus der Union jüngst laute Überlegungen die Freiwilligkeit zu streichen und einen für alle Jugendlichen verpflichtenden Dienst einzuführen - an der Waffe oder in sozialen Bereichen. CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer begründete diesen Vorschlag mit der Sicherung innerer und äußerer Sicherheit.

Doch könnten die Sozialdienstleister mit einer möglichen Fülle an Zwangsrekrutierten überhaupt etwas anfangen? Die Akteure im Saalekreis haben da ihre Zweifel. Natasia Senff, stellvertretende Geschäftsführerin beim DRK Merseburg-Querfurt, argumentiert: Man habe zwar einerseits das Problem, dass man Hilfsstellen in der Pflege nicht besetzen könne, da könne so ein Dienst helfen, andererseits wolle man in der Pflege, aber auch bei Fahrdiensten, keine ständigen Wechsel, sondern Kontinuität.

DRK: „Wenn es geht, übernehmen wir die Bufdis häufig“

„Damit die Patienten ein Vertrauensverhältnis aufbauen können“, erklärt Senff. Deshalb blieben die Bufdis, die das DRK derzeit habe, meist länger als ein Jahr. „Wenn es geht, übernehmen wir die Bufdis häufig, der Dienst ist da eher ein verlängertes Praktikum.“

Auch Herfurth sieht die Möglichkeit, in der Pflege den Personalmangel für Hilfstätigkeiten zu beheben. Allerdings befürchtet er, dass die Dienstleistenden dann anderswo als Azubis fehlen, und er bezweifelt, dass so ein Dienst mehr junge Menschen in die Pflege locken würde. Gaby Hayne von der Awo sieht wenig Nutzen durch einen Pflichtdienst, außer dass sie dann wieder zwischen mehr Bewerbern auswählen könnte.

Mehr Dienststellen als jetzt könne man aber nicht schaffen, dann wäre der Betreuungsaufwand für die Dienstleistenden zu groß. Und Hayne hat ein grundsätzliches Problem mit Dienstpflicht: „Ein Zwang hat immer einen Beigeschmack.“ (mz)