Studentenprojekt der Hochschule Merseburg Warum nun Wandbilder zu Carl Loewe Löbejün beleben
Studierende der Hochschule Merseburg entwerfen sieben Wandbilder zum Komponisten. Wie damit die Stadt verschönert werden soll.

Löbejün - Wer durch die Altstadt von Löbejün flaniert, kommt an zwei Sachen nicht vorbei: Zum einen ist da Carl Loewe. Der als „Balladenkönig“ bekannte Komponist sei ohne Frage das berühmteste Kind des Ortes, sagt Frieder Badstübner von der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft. Ein Museum zu Ehren Loewes kann im Stadtkern besichtigt werden. Zum anderen prägt aber auch ein eher unschöner Anblick das Stadtbild Löbejüns: leerstehende Häuser. Eine Kooperation der Loewe-Gesellschaft mit der Hochschule Merseburg hat jetzt beides miteinander verbunden: Sieben von Studenten entworfene Wandbilder sollen nicht nur Carl Loewe im Stadtbild präsenter machen, sondern auch die verfallenden Häuserfassaden aufwerten.
Mit Ausnahme eines Privathauses hängen alle der etwa fünf mal fünf Meter großen Loewe-Motive an leerstehenden Häusern in Löbejün. „Hierbei handelt es sich um kommunales Eigentum, welches in absehbarer Zeit ungenutzt bleibt“, sagt Badstübner. Die Kooperation mit der Hochschule Merseburg soll jetzt nicht nur den Anblick des Leerstands aufhübschen, sondern auch Loewe als Touristenmagnet optisch mehr in der Altstadt verankern.
„Wir sind glücklich darüber, dass sich junge Leute auf dieses Projekt eingelassen haben“
Dass die künstlerischen Motive allesamt moderne Verfremdungen und Interpretationen des deutschen Romantikers sind, sei dabei durchaus gewollt: „Wir sind glücklich darüber, dass sich junge Leute auf dieses Projekt eingelassen haben. Was kann uns Besseres passieren, wenn Loewe nicht nur als Antiquität eingemottet wird, sondern sich mit moderner Kunst auseinandersetzt.“

Umgesetzt haben die Arbeiten Studierende der Kultur- und Medienpädagogik. Eine von ihnen ist Anne Kasten. Die 23-Jährige hat mit ihrer Gruppe den „Erlkönig“ aufgegriffen, Loewes Vertonung der bekannten Goethe-Ballade. Auf ihrem Wandbild ist eine Person mit Loewe-Porträt und verschwommenen Gesicht zu sehen. „So kann der Betrachter interpretieren, wer die Person ist, zum Beispiel der Jüngling aus der Ballade oder man selbst“, sagt Anne Kasten. Das Porträtbild von Carl Loewe haben die Studierenden im Archiv in Löbejün gefunden und im Siebdruckverfahren aufgearbeitet. Der Hintergrund wurde, passend zur floralen Stimmung der Ballade, mit Aquarellfarben gemalt.
Projektarbeit sollte nicht nur ein künstlerisches Verständnis vermitteln
Auf einem anderen Wandbild ist Loewe nur im Hintergrund, hinter schwarz-weißen Häuserfassaden zu sehen. „Es ist der Blick aus dem Küchenfenster des Loewe-Hauses. Er soll dort selbst oft gesessen und herausgeschaut habe, während seine Mutter in der Küche gekocht hat“, erklärt die Studentin Anne Hilliger.

Welches Musikstück oder Porträtbild von Loewe interpretiert wurde, blieb den Studierenden überlassen, sagt Dozent Thomas Tiltmann. Die Projektarbeit sollte ihnen nicht nur ein künstlerisches Verständnis vermitteln, sondern auch Fähigkeiten in Arbeitstechniken wie analoger und digitaler Bildbearbeitung schulen. (mz)