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Auf Schatzsuche Warum das Gymnasium in Mücheln Shiitake-Pilze züchtet

Anja Kolbe-Nelde unterstützt das Projekt am Müchelner Gymnasium. Sie betreibt eine Pilzfarm und baut dort auch Trüffel an.

Von Julia Bachmann 15.08.2021, 09:30
Die Pilzzüchterin Anja Kolbe-Nelde mit ihren Suchhunden Alba und Jette auf ihrer Trüffelplantage.
Die Pilzzüchterin Anja Kolbe-Nelde mit ihren Suchhunden Alba und Jette auf ihrer Trüffelplantage. Fotos: Julia Bachmann

Schönewerda/Mücheln/MZ - Das Freie Gymnasium in Mücheln setzt schon seit Jahren auf Natur. So werden zum Beispiel Shiitake-Pilze an Baumstämmen auf dem Schulgelände gezüchtet. Anja Kolbe-Nelde, Inhaberin der Firma „Thüringer Freilandpilze GmbH“, hat dafür erntefähige Pilzhölzer gesponsert und unterstützt das Projekt.

Pilze waren schon immer ihre Leidenschaft, erzählt die Thüringerin. Bereits als Kind ist sie mit ihren Eltern im Wald auf die Suche gegangen. Später habe sie sich weitergebildet, verschiedene Kurse besucht und letztendlich die Prüfung zur Pilzsachverständigen abgelegt.

Speziellen Pilze lassen sich für Grundstücksaufwertung und als Kapitalanlage nutzen

2015 hat sich die gelernte Bankkauffrau schließlich nebenberuflich selbstständig gemacht und einen alten Konsum sowie eine Pferdewiese zur Pilzzucht umgebaut. Seitdem baut sie in Schönewerda, nur ein paar Kilometer von der Grenze zum Saalekreis entfernt, verschiedene Pilzarten wie Shiitake oder Austernseitlinge an und verkauft neben Trocken- und Frischpilzen auch Pilzstämme für den heimischen Garten.

In den letzten drei Jahren hat sich Anja Kolbe-Nelde auf eine ganz besondere, für sie „geheimnisvolle“ Pilzart spezialisiert: Die unterirdisch wachsenden Trüffel. Damit unterscheidet sich ihr Job gar nicht mehr so sehr von ihrem vorherigen in der Bank: Sie berät Kunden und erstellt Pläne. Sogar zur Grundstücksaufwertung und als Kapitalanlage lassen sich die speziellen Pilze nutzen. Besonders freistehende Grundstücke oder solche, die in der Landwirtschaft nicht nutzbar sind, würden sich dafür eignen.

Trüffel wachsen an den Feinwurzeln des Baumes und helfen mehr Wasser und Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen

„Thüringen und Sachsen-Anhalt haben den besten Boden für den Trüffelanbau“, erzählt die Pilzzüchterin. Die besondere Pilzart fühlt sich überall dort wohl, wo die Böden kalkhaltig sind und sie ihre Partnerbäume findet. Und davon gibt es reichlich: Insgesamt 29 Baumarten zählen zu den Wirten.

Baum und Pilz gehen eine Symbiose ein, denn die Trüffel wachsen an den Feinwurzeln ihres Wirtsbaumes und helfen diesem als Nahrungslieferanten dabei, mehr Wasser und Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen, indem sie für den Baum unerreichbare Nährstoffe zuführen.

An diesen Stämmen wachsen Pilze.
An diesen Stämmen wachsen Pilze.
Julia Bachmann

Hunde Alba und Jette helfen bei Suche auf den Trüffelplantagen

„Es wird hier in der Region eher schwer sein, Boden zu finden, in dem kein Trüffel ist“, meint die Trüffelexpertin. Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst darüber, dass die Pilzart in Deutschland so verbreitet ist. „Trüffel suchen kann jeder“, sagt Anja Kolbe-Nelde. Die sogenannte Tuber-Gattung steht in der freien Natur, also im unbesiedelten Bereich außerhalb der Obhut des Menschen, unter Schutz; der Rest der 300 in Europa verbreiteten Arten darf aber entnommen werden.

Kolbe-Nelde helfen bei der Suche auf ihren Trüffelplantagen ihre Hunde Alba und Jette, die sie von klein auf darauf ausgebildet hat. Die Ausbildung zum Trüffelhund kann aber jeder Hund bei ihr ablegen. „Wichtig ist, dass die Hunde das als Spiel empfinden und bereit sind, mit dem Menschen zusammen das Abenteuer der Schatzsuche einzugehen“, erklärt die Pilzzüchterin. So findet am 31. Juli und 1. August wieder ein Lehrgang zur Trüffelsuche mit Hund statt, bei dem noch Restplätze frei sind.

Selten und schmackhaft: Trüffel
Selten und schmackhaft: Trüffel
Julia Bachmann

Es entstehen nicht nur Plantagen, sondern ökologisch wertvolle Biotope

Im Herbst steht bereits die nächste große Maßnahme an. Gemeinsam mit der Universität Jena startet Anja Kolbe-Nelde ein Forschungsprojekt, um Trüffelplantagen in der Phase des Wachstums zu optimieren und den Einfluss verschiedener Faktoren zu untersuchen. Im Oktober beginnen dafür die Auspflanzungen der Trüffelbäume. Dafür werden Schulen oder auch Firmen gesucht, die dabei helfen wollen, eine Truffiére anzulegen.

„Wir produzieren viele Bäume, was gut für den Umwelt- und Naturschutz ist“, erklärt Kolbe-Nelde. Letztendlich entstehen nicht nur Plantagen, sondern ökologisch wertvolle Biotope, in denen sich beispielsweise Vögel- oder Wildtierarten ansiedeln. „Bei solchen Projekten kann man gerade den Kindern zeigen, was eigentlich für die Zukunft wichtig ist.“ Ihr Ziel ist für Anja Kolbe-Nelde klar: Sie möchte ihre geheimnisvollen Trüffel und deren Vorzüge in Deutschland bekannter machen, die Art weiter verbreiten und gleichzeitig dafür sorgen, Menschen für Naturschutz zu sensibilisieren.

Infos unter www.freilandpilze.de und www.thüringer-trüffelanbau.de