Biogas aus dem Saalekreis Warum Agrarunternehmen Bad Dürrenberg auf Energie statt Essen setzt
Das Agrarunternehmen Bad Dürrenberg betreibt mit Partnern zwei Biogasanlagen. Dafür wird täglich die Maisernte von einem Hektar benötigt.

Bad Dürrenberg/MZ - Es ist ohrenbetäubend laut in dem kleinen Container auf dem Betriebsgelände der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg. Ein Motor dröhnt hier endlos vor sich hin und verwertet letztlich lautstark das, was auf den weiten Feldern des Landwirtschaftsbetriebs über Monate lautlos herangewachsen ist. Er ist Teil der beiden Biogasanlagen, die die Bad Dürrenberger gemeinsam mit Partnern betreiben.
2009 ist die Genossenschaft in den Energiemarkt eingestiegen, berichtet Prokurist Matthias Ulrich. Damals verlor der Gemüseanbau für sein Unternehmen gerade an Bedeutung, zugleich sei der Energiesektor hochgekommen. Die einstigen Gemüseflächen bekamen eine neue Funktion. Es ist vor allem Mais, den die Genossenschaft speziell für die Biogasanlagen anbaut: „Weil er am energiereichsten ist“, erklärt Ulrich. Etwa 20 bis 25 Tonnen Maissilage wandern täglich in die beiden Anlagen nördlich der Solestadt. Das entspricht also täglich etwa dem Ertrag von einem Hektar Anbaufläche.
„Ein Teil davon geht zurück in die Biogasanlage“
Der Mais kommt aus eigener Produktion, ebenso wie der Hühnerkot, der mit in die großen Rundbehälter gegeben wird. Einzig die Rindergülle bezieht die Agrargenossenschaft von außerhalb, da die eigenen Kühe auf Stroh und nicht auf Gülle stehen. Bakterien zersetzen das Gemisch in seine Bestandteile. Dabei entsteht das Biogas, das einen hohen Methananteil hat. „Dieses Gas wird gereinigt und dem Motor zugeführt“, erörtert Ulrich.
Am Ende stehen dem Unternehmen so zwei Produkte zur Verfügung: Elektrische Energie, die den Strombedarf von etwa 2.500 Haushalten decken kann und ins normale Stromnetz eingespeist wird, und Wärme: „Ein Teil davon geht zurück in die Biogasanlage“, erklärt Ulrich: „Denn die Bakterien brauchen bestimmte Temperaturen.“ Den Rest führt die Genossenschaft dem Fernwärmenetz von Bad Dürrenberg zu. Deswegen steht der Motor der älteren Anlage auch einige Kilometer entfernt von der eigentlichen Biogasanlage auf dem Gelände der Genossenschaft, weil es hier von früheren Gewächshäusern noch die entsprechenden Anschlüsse gab.
Energiesegment verbraucht etwa zehn Prozent der Biomasse
Das Energiesegment verbraucht etwa zehn Prozent der Biomasse, die die Genossenschaft im Jahr produziert und macht etwa 20 Prozent des Umsatzes aus. Laut Ulrich lohnt sich das Geschäft, weil der Strom über die Förderung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) vergütet wird: „Dadurch hat man planbare Einnahmen.“ Zudem könne man die entstehenden Gärreste auch wieder als Nährstoffe auf die Ackerflächen bringen. Es entstünden so keine Verluste.
Eine Goldgrube scheint der Energiesektor für den Landwirtschaftsbetrieb aber auch nicht zu sein. Weitere Anlagen planen die Bad Dürrenberger jedenfalls aktuell nicht. Die Gesetze hätten sich mehrfach verändert, begründet Ulrich. Außerdem würden weitere Biogasanlagen bedeuten, dass man mehr Mais anbauen muss. „Das muss in gesundem Verhältnis bleiben. Man muss die Feldhygiene beachten, gerade bei Mais muss man vier Jahre Anbaupause einhalten. Denn die Äcker sollen ja auch noch in 50 Jahren gute Erträge liefern.“
Dennoch schließt der Prokurist nicht gänzlich aus, dass seine Genossenschaft das Standbein Energiesektor noch stärkt. Wenn sich die politischen Rahmenbedingungen ändern. Im Zuge von Kohle- und Atomausstieg müsse man ja auf die Energieträger Biomasse, Wind und Sonne zurückgreifen. Den letzteren nutzt die Agrargenossenschaft bereits: „Wir haben auf vielen unserer Dachflächen Photovoltaikanlagen installiert, um den eigenen Bedarf zu decken, aber auch um Strom einzuspeisen. Auch das Thema Wind beobachten wir.“ Noch ist die Genossenschaft aber nicht an den Windrädern beteiligt, die in ihrem Gebiet stehen.