Von Wachtel bis Strauß Von Wachtel bis Strauß: Für Sabine Schlittig aus Leuna gehören Eier nicht nur zu Ostern

Merseburg - Das Gänseei soll eine herzförmige Aussparung bekommen. Sabine Schlittig hat sie mit einem Bleistift vorgezeichnet. Mit einem kleinen Dremel zerschneidet die Leunaerin ganz vorsichtig die Kalkschale. Das staubt ganz schön. Etwa eine Stunde benötigt sie bis der Ausschnitt fix und fertig ist, feilt auch gleich noch die Ränder glatt.
„Damit das dann später nicht bricht, verstärke ich das von innen auch noch mit Modellierpaste“, erzählt die 62-Jährige. Sie sei berufsbedingt pingelig und arbeite sehr genau. „Als ich anfing, ist schon hin und wieder etwas zu Bruch gegangen.“ Doch das ist mittlerweile sechs bis sieben Jahre her und sie hat den Dreh raus.
Kunstwerke aus Hühner, Gänse-, Enten- Nandu- oder Straußenei
Egal, ob Hühner, Gänse-, Enten- Nandu- oder Straußenei - Sabine Schlittig macht aus allen kleine Kunstwerke, wobei sich Gänseeier am besten bearbeiten ließen, erzählt sie. Ein Ei als Vogelnest, ein Straußenei mit Samt ausgekleidet als Schmuckschatulle, ein Ei als Rock einer Dame aus dem Barock, Eier mit kleinen Türen, die Mini-Scharniere haben und sich auch öffnen lassen, Eier mit eingearbeiteter Uhr oder Spieluhr, oder auch Eier, die in changierenden Farben bemalt und mit Schmuckelementen verziert sind. Da Sabine Schlittig berufstätig ist, dauert es schon mal eine Woche bis ein Ei fertig gestaltet ist.
Mehr als 100 zum Teil im Fabergé-Stil gearbeitete Eier füllen bei Sabine Schlittig dekorativ eine Vitrine und mehrere Regale. „Eigentlich weiß ich schon gar nicht mehr, wohin damit“, lächelt sie Verkaufen? „Die Eier wären dann schon sehr teuer, da nicht nur der handwerkliche Aufwand sehr groß ist. Auch das Material kostet ja einiges.“
Eier-Kunst aus Leuna: Accessoires von Messen oder aus dem Internet
Manches sei in Deutschland gar nicht erhältlich. Zum Beispiel ansprechende Füßchen oder Ständer, auf die sie die Eier setzt. Auch viele andere Accessoires müsse sie auf Messen oder im Internet zusammensuchen. „Es gibt ja leider immer weniger Handarbeitsgeschäfte, die solche Sachen anbieten.“
Deshalb fahre sie mittlerweile auch jedes Jahr zur Ostereier-Messe nach Leipzig, zu der auch ihr großes Idol kommt. „Das ist Linda Martin aus England. Sie kann dieses sogenannte Egg Decoration perfekt.“ Von der habe sie sich viel abgeschaut, habe sich Bücher von ihr besorgt und schaue auch immer im Internet nach, ob es etwas Neues gibt.
Eier-Kunst aus Leuna: Anfang mit einer ganz normalen Trennscheibe
„Viele denken ja, dass Eier nur etwas mit Ostern zu tun haben, aber das stimmt natürlich nicht. Man kann viel mehr daraus machen“, sagt die Leunaerin, die als Laborantin arbeitet.
Angefangen habe sie mit dem Werkzeug, das ihr Mann hatte, mit einer ganz normalen Trennscheibe. Doch sie benötigte feineres Werkzeuge und musste auch dafür das Internet bemühen. Von mal zu Mal wurden ihre Arbeiten besser. „Irgendwann wird man ja auch ehrgeizig.“ Das Ausblasen der Eier spart sich Sabine Schlittig mittlerweile. „Die kann man bereits ausgeblasen kaufen.“
„Ich bemale viele Eier mit Acrylfarben und gehe dann nochmal mit Lack darüber“
Wenn sie sie doch selber ausbläst, überlegt sie sich vorher, welches kleine Kunstwerk aus dem Ei entstehen soll. Davon hänge ab, wo sie das Loch hinmache. „Ich bemale viele Eier mit Acrylfarben und gehe dann nochmal mit Lack darüber damit es ein wenig Glanz bekommt.“ Als Accessoires geht so ziemlich alles - Perlen, selbstgestaltete Blüten aus Modelliermasse, Bordüre, kleine Herzen aus Papier oder Stoff. Auf ein Herz, dass sie aus der dicken Schale eines Straußeneis ausgeschnitten hatte, hat sie auch schon mal Babyschühchen aus winzigen Wachteleierschalen aufgeklebt.
Alles, was Sabine Schlittig für dieses Hobby braucht, ist fein säuberlich in Ordnern, Umschlägen, Schubladen und Kisten geordnet. Ihr Hobby-Arbeitsplatz ist immer mit den nötigen Pinseln, Stiften, Werkzeugen und Zahnstochern aus Holz ausgestattet. „Die brauche ich, um Klebstoff ganz fein auftragen zu können“, erklärt sie.
Kunstwerke aus Leuna: Natürlich landen nicht alle Eier im Regal
Für ihre Tochter hat sie gerade ein Geschenk vorbereitet, in dem ein Ei ebenfalls eine Rolle spielt. „Es geht um einen Hochzeitstermin und da habe ich zwei Turteltäubchen hineingesetzt“, erzählt Sabine Schlittig. Ihre Enkelin hatte sich mal ein Straußenei gewünscht, in dem eine Fee wohnt.
Natürlich landen nicht alle Eier im Regal. Sabine Schlittig überlegt oft, wem sie mit einem besonders gestalteten Ei eine Freunde machen könnte. „Wenn jemand selbst Handarbeiten macht, weiß er das auch zu schätzen. Man kann ja nicht immer Schokolade oder Wein verschenken.“
Sie selbst habe noch nie ein gestaltetes Ei geschenkt bekommen. „Zum Geburtstag haben mir meine Kinder allerdings ein noch volles Straußenei geschenkt. Da haben wir fast eine Woche dran gegessen“, lacht sie. (mz)