Unterschriftenaktion für Fördermittel Unterschriftenaktion für Fördermittel: 81-Jährige mit Mission für Begegnungsstätte

Delitz am Berge - Weil der Bau der Begegnungsstätte in Delitz seit Jahren an fehlenden Fördermitteln scheitert, hat Herta Saal nun 506 Unterschriften im Dorf gesammelt. Wie die rüstige Rentnerin die Anwohner für das Vorhaben begeistern kann.
Herta Saal pocht energisch mit den Fingerknöcheln auf den Küchentisch: „Ich habe mir ein Herz gefasst, damit in Delitz endlich was passiert“, begründet die Rentnerin, warum sie sich mit ihren 81 Jahren erstmals auf eine politische Kampagne begeben hat. „Ich bin durch Delitz gelaufen und habe Unterschriften gesammelt.“ Ihr Ziel: Politischen Druck aufbauen, damit die langersehnte Begegnungsstätte in ihrem Heimatort endlich gebaut wird.
Veranstaltungsraum für die Bewohner fehlt in Delitz am Berge
Die wird in den Augen von Dieter Kamperdicks, der vor fünf Jahren aus Bonn in den kleinen Bad Lauchstädter Ortsteil zog und Saal bei ihrer Unterschriftenaktion unterstützt hat, dringend benötigt: „Wir haben ja hier keinen Ort, wo Feiern, Taufen, Einschulungen oder Jugendweihen stattfinden können.“ Saal ergänzt: „In das Sportlerheim passen vielleicht 30 Leute hinein.“ Auch der Gemeinschaftsraum der Feuerwehr, der teilweise für Feiern genutzt wird, sei viel zu eng.
Der Ortschaftsrat und vor allem Ortsbürgermeister Jörg Homann fordern deshalb seit Jahren den Bau einer Begegnungsstätte. Den hat der Stadtrat auch schon beschlossen. Doch die Stadt will den nach letzten Schätzungen 450.000 Euro teuren Neubau mit Hilfe von Fördermitteln errichten. Für 2019 sind die Anträge zum wiederholten Mal bei den Geldgebern durchgefallen.
Urheberrechte der Unterschriftenaktion: „Es war eine spontane Entscheidung von mir.“
Ein Umstand, der in der Vergangenheit für viel böses Blut sorgte, weil der Delitzer Ortsbürgermeister dafür der Lauchstädter Verwaltung eine Mitschuld gab, weil die 2017 nicht die notwendigen Eigenmittel bereit gestellt habe. Im Lauchstädter Rathaus hatte man diese Vorwürfe stets zurückgewiesen. Homann forderte zuletzt, dass die Goethestadt den Bau notfalls ohne Fördermittel in Angriff nimmt.
Saal und Kamperdicks, die nach eigenen Angaben regelmäßig die Ortschaftsratssitzungen besuchen, stehen da hinter „ihrem“ Bürgermeister. Der stehe ja sonst immer allein da, konstatiert die Rentnerin bedauernd. Sie reklamiert zugleich mit Nachdruck die Urheberrechte der Unterschriftenaktion für sich: „Herr Homann war nicht der treibende Geist hinter der Geschichte. Es war eine spontane Entscheidung von mir.“ Der Delitzer Stadtrat Dieter Thielmann hatte bei einer Ratssitzung im März angedeutet, dass der Ortsbürgermeister in die Sammlung involviert sein könnte und sich öffentlich davon distanziert.
Unterschriftenaktion für Begegnungsstätte: „Es waren alle begeistert“
Damit gehört er jedoch wohl zu einer Minderheit in seinem Ort. Saal, die mit ihrer Tochter und einer weiteren Mitstreiterin, die Signaturen sammelte, traf offenbar einen Nerv. Denn nach eigenen Angaben konnte sie in dem etwa 850 Einwohner zählenden Dorf 506 Unterschriften zusammenbringen:
„Ich bin gar nicht auf Ablehnung gestoßen. Es waren alle begeistert. Beim Sammeln haben auch viele junge Leute gesagt: ’Es muss endlich etwas passieren’“, berichtet die Ur-Delitzerin. Sie will die Listen nun zeitnah dem Bürgermeister, der Goethestadt Christian Runkel (CDU) übergeben. (mz)