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Unterschätzte Größe Unterschätzte Größe: Was Komponisten Carl Loewe so bedeutend macht

Von Andreas Montag 09.04.2019, 08:00
Carl Loewe, nach einem Gemälde von Ludwig Most
Carl Loewe, nach einem Gemälde von Ludwig Most ICLG

Löbejün - Keine Frage - Carl Loewe ist ein Star. Und will gar nicht herausgeholt werden aus Löbejün zwischen Halle und Köthen, das für seinen Porphyr berühmt ist. Und eben für den romantischen Komponisten Carl Loewe, der 1796 in dem verträumten Städtchen geboren worden ist. Zwar hat er dann 46 Jahre lang als Kantor und Organist in Stettin gewirkt, wo man sehr stolz auf ihn ist, und sein Leben vor 150 Jahren, am 20. April 1869, in Kiel beschlossen - aber wer die Aura seines Herkommens spüren will, der muss eben in den Saalekreis fahren. Eine lohnende Reise: In das Loewe-Museum, wird man sich verlieben können.

Berühmtheiten wie die Opernstars Hermann Prey, Theo Adam, Kurt Moll, Dietrich Fischer-Dieskau und Peter Schreier haben den Carl-Loewe-Festtagen in Löbejün schon die Ehre erwiesen. Und sogar Udo Jürgens, ein Loewe-Fan, ist 2007 dort gewesen. Ohne weißen Bademantel und gläsernen Flügel, dafür sichtlich bewegt. „Das ist ein großer Tag für mich“, sagte er: „Ich glaube, ich tauche in ein Märchen ein.“ Und die Gemeinde samt angetretener Landesregierung stand Kopf.

Wenn Andreas Porsche, im Hauptberuf als Kardiologe mit menschlichen Herzen beschäftigt und im Ehrenamt mit ganzem Herzen als Vorsitzender der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft (ICLG) tätig, von solchen Begegnungen erzählt, kann man die Begeisterung noch förmlich spüren.

Zwischen Pflicht und Kür

Bald ist es wieder soweit, die Loewe-Festtage 2019 beginnen am 13. April und dauern bis zum Ostersonntag. „Carl Loewe - zwischen Pflicht und Kür“ heißt das Motto, das die Lebens- und Werkgeschichte des Komponisten zutreffend beschreibt.

Johann Carl Gottfried Loewe wurde am 30. November 1796 als zwölftes Kind des Kantors und Organisten Andreas Loewe und dessen Frau Marie geboren. Er selbst hat von „musterhafter ehelicher Liebe“ berichtet, ist als jüngster Spross nach so vielen Geburten das Nesthäkchen gewesen und hat eine innige Beziehung zu seiner Mutter gehabt.

An musischer Erziehung hat es in diesem Elternhaus natürlich nicht gemangelt. Auch wenn Loewes, wie die meisten der Bürger Löbejüns im damaligen preußischen Herzogtum Magdeburg nicht eben wohlhabend waren - Not litten sie nicht. Allerdings waren die Jahre unter französischer Herrschaft, die Carl Loewe als Kind und Jugendlicher bezeugen konnte, materiell nicht einfach, die Soldaten plünderten das Land nach Kräften aus. Andererseits hatte der begabte Junge ausgerechnet den französischen Herren zu Zeiten des von Napoleon eigens geschaffenen Königreichs Westphalen dann einen frühen Karriereschub zu danken.

Geld von König Lustig

Während seiner ersten Schuljahre hatte Loewe von 1807 bis 1809 im Köthener Knabenchor gesungen, war positiv aufgefallen und erhielt ein Stipendium des in Kassel residierenden Königs Jérôme Bonaparte, von den Bürgern auch König Lustig genannt, des jüngsten Bruders Napoleons. Der Knabe wechselte zur Ausbildung auf die Latina der Franckeschen Stiftungen in Halle. In dieser Zeit erhielt er Kompositionsunterricht bei Daniel Gottlob Türk, sang im Stadtsingechor zu Halle und trat als Solist bei Konzerten auf. Auch der hallesche Komponist Johann Friedrich Reichardt förderte den vielversprechenden jungen Mann.

Schon an diesen Punkt stellt sich die Ahnung ein, dass dieser oft unterschätzte Loewe das Zeug zu einem Großen hatte. Und ein Großer ist er ja durch seine wunderbaren Vertonungen klassischer Balladen auch geworden, darunter Goethes „Erlkönig“ als berühmtestes - und bis heute oft aufgeführtes Beispiel.

Aber darin allein erschöpft sich sein Werk nicht. Loewe, der in Halle studiert hatte, ließ sich in Berlin von Carl Friedrich Zelter auf seine Befähigung als Kirchen- und Schulmusiker prüfen, wurde „Ausgezeichnet“ befunden und dann als Kantor der Jakobikirche nach Stettin berufen.

Dort war Loewe mehr als gut beschäftigt, gleichwohl schrieb er „nebenher“ zahlreiche Oratorien, aber auch Opern, Sinfonien und Kammermusik. Steht sein Werk vielleicht auch nicht in der ersten Reihe neben Bach, Händel und Mendelssohn, so ist Loewe in der zweiten Reihe gewiss einer der ersten. Davon wird man sich ab kommenden Samstag in Löbejün einmal mehr überzeugen können.

››Das Loewe-Museum ist Mo-Fr 9-14 Uhr geöffnet, die Festtage beginnen am 13. April um 16 Uhr im Carl-Loewe-Haus Löbejün, um 18 Uhr spielt Irénée Peyrot in der benachbarten Stadtkirche St. Petri Kompositionen Loewes.

Das Festprogramm im Internet: www.carl-loewe-gesellschaft.de

(mz)

Das Carl-Loewe-Haus in Löbejün
Das Carl-Loewe-Haus in Löbejün
ICLG
Das Vokalensemble Sjaella aus Leipzig wird Carl Loewe ein Ständchen singen.
Das Vokalensemble Sjaella aus Leipzig wird Carl Loewe ein Ständchen singen.
ICLG