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Total Raffinerie  Total Raffinerie Leuna: Wie Zwischenfälle an Chemieanlagen verhindert werden sollen

Von Melain van Alst 29.04.2016, 05:00
Die Feuerwehr übt den Ernstfall auf dem Gelände der Total Raffinerie regelmäßig.
Die Feuerwehr übt den Ernstfall auf dem Gelände der Total Raffinerie regelmäßig. Peter Wölk

Leuna - Der Blick jeden Angestellten sollte bei Arbeitsbeginn zu einer der Fahnen gehen. Zu wissen, von wo der Wind kommt, ist für Mitarbeiter der Total Raffinerie im Notfall überlebenswichtig. Schließlich sollen sie die Raffinerie bei einem Leck nicht in der Wolke des austretenden Stoffes verlassen. „Quer zum Wind muss man sich in diesem Fall bewegen“, erklärt Jörgen Reuß. Er ist zuständig für die Arbeitssicherheit, den Werkschutz und die Werkfeuerwehr.

Das Thema Sicherheit steht für ihn auf dem 320 Hektar großen Gelände immer an oberster Stelle und deshalb stellt er Mitarbeitern regelmäßig auch die Frage, von wo der Wind kommt. „Sicherheit ist ein Marathon und kein kurzer Sprint“, so Reuß. Nicht zuletzt arbeiten in der Raffinerie an die 630 Männer und Frauen, dazu kommen noch die vielen Vertragspartner. Zusammen werden auf dem Gelände der Raffinerie zwei Millionen Arbeitsstunden jährlich verrichtet - und das zu einem großen Teil unfallfrei.

288 Tage sind es seit dem letzten Zwischenfall, der erst zählt, wenn ein Mitarbeiter durch einen Arbeitsunfall einen Tag nicht arbeiten kann. „Wir waren schon einmal bei über 1.000 Tagen. Es sind aber nicht mehr die großen Chemieunfälle, die hier passieren. Der Chemieunfall heute ist zumeist Stürzen, Stolpen oder Ausrutschen“, so Reuß.

Strenge Sicherheitsregeln

Und selbst die versuchen Reuß und die Total so gut es geht, zu minimieren. Dafür gelten auf dem Gelände strenge Sicherheitsregeln. Die Wartung und Überprüfung der Anlagen sei wichtig, aber auch das Verhalten des Einzelnen ist im Arbeitsalltag enorm wichtig. Und daher überprüfen sich Angestellte der Total und Vertragspartner seit Anfang des Jahres gegenseitig.

Mit der „Stop Card“ können Vertragspartner einen Arbeitsprozess unterbrechen, wenn sie glauben, der Mitarbeiter verhält sich nicht nach den Sicherheitsstandards. „Es entstehen für den Vertragspartner keine Nachteile, das war uns ganz wichtig“, so Reuß. Anschließend können sie die Situation besprechen. Reuß selbst hat ein Checkheft, anhand dessen er natürlich auch die Vertragspartner und die Einhaltung der Regeln sicherstellt.

Auch der am heutigen Donnerstag stattfindende Weltsicherheitstag ist eine Maßnahme, die nicht nur für das Thema Sicherheit sensibilisieren, sondern auch die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter stärken soll. Es gibt Informationen wie man richtig schläft, wenn man in Schichten arbeitet. Das Thema Drogen und Alkohol wird ebenso aufgegriffen, wie gesunde Ernährung und Sicherheit am Arbeitsplatz.

„Am liebsten wäre es mir, wenn wir gar keine Unfälle mehr hätten“, sagt Reuß. Er spricht von der mystischen Null - die zwar nicht realistisch ist, aber man könnte sich zumindest annähern. (mz)

700 Kilometer oberirdische Leitungen sind bei der Total Raffinerie verbaut.
700 Kilometer oberirdische Leitungen sind bei der Total Raffinerie verbaut.
Peter Wölk