Tierische Hilfe Tierische Hilfe: Deshalb ist die Bioplantage in Plößnitz für Azubis interessant

Landsberg - Äpfel, Birnen und Kirschen und davon insgesamt rund 400 Tonnen im Jahr werden auf dem weitläufigen Biohof von Axel Senst in Plößnitz produziert. Neben den 35 Hektar im Saalekreis gehören auch 18 Hektar Anbaufläche in Brandenburg zu dem Bioland-Betrieb. Auch wenn Axel Senst damit ein großes Unternehmen betreibt, so konzentriert er sich auf das Wesentliche: „Wir haben uns aus arbeitswirtschaftlichen Gründen auf Apfel, Birne und Kirsche konzentriert.“
Tierische Hilfe: Ohrenkneifern gegen Schädlinge
Statt Pestiziden, Herbiziden und Unkrautvernichtungsmitteln setzt Senst auf die Hilfe von Ohrenkneifern, die in Blumentöpfen ein Zuhause finden und Schädlinge fressen. Blühstreifen zwischen den Baumreihen ziehen Insekten an, biologische Spritzmittel wie Schwefel kommen zum Beispiel gegen Pilzbefall zum Einsatz. Dass das alles auch auf großen Anbauflächen funktioniert, zeigt sich darin, dass der frühere konventionelle Obstbaubetrieb seit gut 15 Jahren auch als Biobetrieb erfolgreich arbeitet.
Was Senst wie alle anderen Unternehmen braucht, sind Arbeitskräfte. Zehn Angestellte, darunter zwei Auszubildende, arbeiten zurzeit bei „Biofrucht Senst“ in Plößnitz. „Die meisten Interessenten melden sich über unsere Website“, sagt der 58-jährige Firmenchef, der betont, dass gerade die Bioausrichtung für junge Menschen ein wichtiger Aspekt ist.
Durch freiwilliges ökologisches Jahr zur Landwirtschaft und zum Obstbau gekommen
So wie für Reemt Niehuisen, der bei Senst im zweiten Lehrjahr den Beruf des Gärtners, Fachrichtung Obst, lernt. „Ich bin seit meinem 13. Lebensjahr Vegetarier und ernähre mich mittlerweile vegan“, sagt der 22-Jährige. „Ein anderer als ein Bioland- oder Demeter-Betrieb wäre für mich gar nicht in Frage gekommen“, so Reemt, der aus Friesland stammt. Im Grunde ist er jedoch auch über einen Zufall in die Region gekommen:
Seine Freundin hat in Halle einen Studienplatz bekommen und so ist das Pärchen an die Saale gezogen. Über ein freiwilliges ökologisches Jahr ist Reemt zur Landwirtschaft und zum Obstbau gekommen. Sein Traum: Später mal auf einem eigenen Hof Obst anbauen. „Der Vorharz wäre mein Traum dafür. Ich bin harzverliebt“, sagt der junge Mann aus dem hohen Norden.
„Regionalität total gefragt ist“: Mehrere Zehntausend Flaschen Obstsaft im Jahr
Wenn damit das Personal von Senst eben nicht nur regional ist, so setzt der Bio-Landwirt bei den Obstsorten auf Regionalität: Züchtungen aus Naumburg wie die Birnensorten „Thimo“ und „Gerburg“ oder „Eckehard“ stehen hier im Mittelpunkt. Das hat nicht nur damit zu tun, dass diese Sorten hier gut gedeihen, sondern auch damit, dass „Regionalität total gefragt ist“, so Senst.
Deshalb hat er nun auch neue Etiketten entwickelt, die unter anderem bei den Saftflaschen auf die Herkunft aus Sachsen-Anhalt hinweisen. Neben Frischobst produziert der Betrieb auch mehrere Zehntausend Flaschen Obstsaft im Jahr. Obst und Obstsäfte vertreibt Senst ebenfalls regional: zum Teil selbst, zum Teil über Biomärkte.
Zwangslagerung der Früchte im Kühlhaus
Aber auch darüber hinaus vermarktet Senst seine Produkte in Märkten über Mitteldeutschland hinaus. Zurzeit läuft die Birnenernte, die im eigenen Kühlhaus zwischengelagert wird.
Kritisch schaut der promovierte Gartenbauer auf die Früchte, die durch die späten Fröste zum Teil leichte Veränderungen der Schale aufweisen. Nimmt das der Verbraucher so an? Ein Teil der Früchte wird möglicherweise zu Saft verarbeitet.
Biobauer beliebt: Neben Plantage in Plößnitz auch Flächen in Brehna und Tornau
Stolz berichtet Senst, dass er bereits seit 22 Jahren in der Region verankert ist. Nach dem Abitur studierte er Gartenbau an der Humboldt-Uni in Berlin und promovierte anschließend über Inhaltsstoffe von Äpfeln, deren Bewässerung und Lagerung. Nachdem er zunächst in einem Betrieb in Brandenburg beschäftigt war, machte er sich Mitte der 1990er Jahre selbstständig.
„Wir sind im Laufe der Jahre gewachsen“, sagt er. Neben dem Hof in Plößnitz, dessen Mühle auch im Firmenlogo wiederzufinden ist, hatte er Flächen in Brehna, Tornau und anderen Standorten dazu gekauft. „Seit 25 Jahren pflanze ich Plantagen, seit 15 Jahren im Bioanbau“, sagt er. Und es soll bei Birnen, Äpfeln und Kirschen bleiben. Denn seiner Meinung nach erfrieren Aprikosen in unseren Regionen zu schnell, bei Quitten gebe es die Gefahr, dass diese mit Feuerbrand infiziert werden. (mz)

