Schützenhilfe aus Bayern Start für Wasserstofflabor von Fraunhofer in Leuna
Die Ministerpräsidenten Reiner Haseloff und Markus Söder haben am Chemiestandort in Leuna das Wasserstofflabor von Fraunhofer in Betrieb genommen.

Leuna - Der Andrang der geladenen Pressevertreter ist groß am Freitag in Leuna: Erstmals besucht der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den Chemiestandort, lässt sich die Forschungseinrichtungen von Fraunhofer zeigen, schaut sich die Erweiterung beim Unternehmen Leuna Harze an und verteilt großzügig Lob für den sich im Wahlkampf befindlichen Amtskollegen aus Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU). Um die Verbundenheit zu untermauern, stellen die beiden Landespolitiker zwei Kooperationen vor, für die Söder je 500.000 Euro mitgebracht hat.
Die Schlagworte für die kurze Stippvisite in der Chemieregion stehen fest: Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Technologie. Da bieten sich selbstredend die Forschungseinrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft, deren Hauptsitz in München ist, als Ausgangspunkt an. Das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse, kurz CBP, ist eine Erfolgsgeschichte, die nun schon zehn Jahre währt. Das Leunaer Zentrum will nun eine Kooperation mit dem Fraunhofer-Zentrum für Bio-, Elektro- und Chemokatalyse, kurz BioCat, in Straubing eingehen, unterstützt vom süddeutschen Politiker.
Fraunhofer-Baustelle für das „Hydrogen Lab“
Noch im Aufbau befindet sich dagegen die Zukunft: In Kolonne geht es für den ganzen Tross zur neuen Fraunhofer-Baustelle für das „Hydrogen Lab“ auf dem Chemiestandort, das sogleich in Betrieb genommen wird. Dort wird mit einem Elektrolyseur grüner Wasserstoff erzeugt. Dabei sollen vor allem Erfahrungen bei der Herstellung gesammelt werden, wie Sylvia Schattauer von Fraunhofer erklärt. Der Vorteil ist, dass der grüne Wasserstoff in Leuna gleich in die Pipeline gegeben werden kann und so den grauen Wasserstoff am Standort ergänzt.
Das Thema grüner Wasserstoff wird sowieso in Leuna seit Jahren immer präsenter. Der Gashersteller Linde baut selbst gerade einen Elektrolyseur, die Total-Raffinerie will den Rohstoff nutzen und in Verbindung mit Kohlenstoffdioxid aus der eigenen Pox-Anlage Methanol herstellen. Vieles geht auf den großen Trend der Bioökonomie zurück und das sollte unterstützt werden, findet Söder. „Die neuen Länder sollten zu Hightech-Regionen weiterentwickelt werden. Dafür muss nach der Bundestagswahl mehr in die Regionen investiert werden.“
„Umweltschutz und Wirtschaft sind kein Gegensatz.“
Das dürfte für Landesvater Reiner Haseloff Musik in den Ohren sein, gehört er doch zu den häufigen Besuchern des Standortes, die auch um die wirtschaftliche Kraft der Chemie wissen. „Es ist wichtig, Industriepolitik, Klimapolitik, Innovation und Forschung in Zusammenhang zu bringen. Der traditionelle Standort hat ein Potenzial, das wir gemeinsam unter Nutzung von biotechnologischen Methoden heben wollen“, sagt er.
Das Potenzial zeigt sich frei-lich in der Zukunftstechnologie, gleichwohl aber auch in der Leistung jener Unternehmen, die schon seit Jahrzehnten am Standort erfolgreich produzieren. Dafür steht Unternehmer Klaus Paur beim letzten Stopp der Visite und zeigt die Baustelle zur Produktionserweiterung von Leuna Harze. Das dort produzierte Epoxidharz wird unter anderem für Windräder verwendet. Pro Anlage werden derzeit 30 Tonnen benötigt, bei perspektivisch größeren Anlagen könnten dann sogar 50 bis 60 Tonnen auf die Rotorblätter gebracht werden. Das nun ausgerechnet der Besucher aus Bayern wenige Windräder im Freistaat hat, sieht Söder nicht als Widerspruch, sondern schlicht als topografisch nicht anders machbar. Dafür sei man bei anderen erneuerbare Energiequellen ganz weit vorn. Er plädiert dafür, die drängenden Fragen des Klimawandels oder der Mobilität mit Technologie zu lösen. „Umweltschutz und Wirtschaft sind kein Gegensatz.“ Gerade im Bereich der Mobilität misst er Elektro, Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen Zukunftspotenzial bei. Letzteres ist Forschungsschwerpunkt des Straubinger Fraunhofer-Zentrums. (mz)