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Stäbchen rein, Schüler sein So wird die Corona-Testpflicht an Schulen im Kreis umgesetzt

Schüler können wieder in den Präzensunterricht, wenn sie vorher einen Test durchführen. Warum das Gymnasium Mücheln jetzt Wäscheklammern und Gefrierbeutel vorrätig hat.

13.04.2021, 12:30

Mücheln/Bad Lauchstädt - Gefrierbeutel und Wäscheklammern hat Manuela Kuhl, die Schulleiterin des Freien Gymnasiums Geiseltal in Mücheln, neuerdings vorrätig. Beides braucht sie, um die seit Montag geltende Corona-Testpflicht für Schüler umzusetzen.

Auch für eine Schule in freier Trägerschaft - in diesem Fall die Bildungspark Mücheln gGmbH - gelte diese Anordnung, betont die Pädagogin. Im Gymnasium Mücheln würden neben den Kindern aber auch Lehrer, das Personal der Verwaltung und die im Haus arbeitenden Mitarbeiter vom Essenanbieter Volksküche Eisleben zweimal wöchentlich getestet.

Keine Lieferung an Tests: Pflicht konnte nur Dank Vorrat umgesetzt werden

„Die ersten Tests kamen vor den Osterferien an“, sagt Manuela Kuhl. Sie ist am Montag froh, dass diese nicht verbraucht, sondern aufbewahrt wurden. Denn vom Kreis sei bislang keine weitere Lieferung angekommen. So konnte nur dank des Vorrats die Testpflicht umgesetzt werden. „Ansonsten hätte ich aber auch die Schule geöffnet.“ Schließlich gebe es eine Schulpflicht.

„Das ist ein unglaublicher logistischer Aufwand“, beschreibt die Direktorin das Prozedere. Zum Glück habe sie mit ihrem Team vorab alles durchgespielt. Ihre Kollegen würden jetzt früher auf Arbeit kommen, um zunächst sich selbst zu testen.

Der Schultag beginnt mit einem Corona-Selbsttest

Dann werde für jede Klasse eine Kiste gepackt. Neben den Tests seien Einmalhandschuhe und Müllbeutel darin sowie Wäscheklammern. Damit fixiere man das Röhrchen mit der Testflüssigkeit auf dem Tisch, denn es würde sonst umfallen, und zum Festhalten sei keine Hand mehr frei, erklärt sie. Den Tipp habe sie aus einem Video.

Wenn die Gymnasiasten in den Klassenraum kommen, beginnt der Tag mit dem Selbsttest, erzählt Manuela Kuhl. Wie das gehe, dazu hätten alle Eltern ein Erklärvideo erhalten. Während der 15-minütigen Wartezeit bis zum Ergebnis starte der Unterricht. Falle ein Test positiv aus, benachrichtige die Schule Eltern und Gesundheitsamt. „Die Eltern müssen ihr Kind dann abholen, damit es nicht den öffentlichen Nahverkehr benutzt, und einen PCR-Test machen lassen.“

Vereinzelt Probleme mit Einwilligung und Verständnis für Test-Maßnahme

Die Klassenkisten werden im Gymnasium an vier der fünf Wochentage gepackt. Das liegt daran, dass der Wechselunterricht für die Schüler hier bedeutet, dass auf einen Schultag ein Tag häusliches Lernen folgt. Auch an der Goethe-Schule in Bad Lauchstädt ist am Montag wegen des Wechselunterrichts nur die Hälfte der Schüler vor Ort. Die übrigen kommen erst am Dienstag zu ihrem ersten Test. Wie Schulleiterin Marlies Felsberg berichtet, hat etwa die Hälfte ihrer Fünft- bis Zehntklässler bereits Testerfahrung, weil sie das freiwillige Angebot der vergangenen Wochen genutzt hätten.

Die neue Pflicht führt am Montag nur vereinzelt zu Diskussionen: Drei Schüler hätten sich erst geweigert, den Test aber nach Anruf bei ihren Eltern doch gemacht. „Und wir hatten Probleme mit einer Querdenker-Mutter.“ Sie habe sich geweigert, ihr Kind testen zu lassen, weshalb es letztlich nicht in die Schule durfte: „Allgemeinwohl geht über persönliche Interessen“, sagt Felsberg, die die Testpflicht für den richtigen Weg hält: „Nur so kann man Infektionen erkennen.“ Die Tests am Montag bleiben jedoch negativ.

Für Beschaffung und Finanzierung der Lehrerselbsttests ist Träger zuständig

Das gilt auch für das Gymnasium in Mücheln. Anders als in Lauchstädt gibt es hier laut Manuela Kuhn keine Testverweigerer. Zwei von 220 Elternhäusern wollen lediglich zu Hause testen und holen sich zwei Tests pro Woche ab. Um sie einigermaßen hygienisch zu transportieren, benutze sie zum Einpacken die Gefrierbeutel. Dass die Ergebnisse aktuell und tatsächlich vom Kind sind, müssen die Eltern dann auf einem vom Land vorgegebenen Formular bestätigen.

Während die Selbsttests für Schüler vom Land kommen und auch bezahlt werden, ist für die Beschaffung und Finanzierung der Lehrerselbsttests bisher der Träger zuständig. Kirsten Tänzer, Geschäftsführerin der Bildungspark Mücheln gGmbH, hofft aber auf baldige Entlastung.

Bild der Lehrer werde in Corona-Zeiten gerade gerückt

Das Ministerium habe zugesagt, ab der nächsten Testlieferung die Pädagogen mit zu berücksichtigen, zeigt sie eine entsprechende Mail vom Montag. Außerdem gebe es ein Landesförderprogramm, das Ausgaben der Träger für Desinfektionsmittel und Masken minimieren soll. Allerdings gebe es noch keinen Fördertopf. Es könnten also noch keine Anträge gestellt werden. Außerdem sei die Höhe des Zuschusses nicht klar.

Dass es die Aussicht auf Hilfe gebe, sei dem Einsatz des Verbandes Deutscher Privatschulen Sachsen-Anhalt zu verdanken. „Da kann ich mich nur genauso bedanken wie beim Schulteam“, sagt Kirsten Tänzer. „Es funktioniert. Darauf bin ich stolz.“ Manuela Kuhl hat auch eine Hoffnung: „Dass angesichts dessen, was Lehrer in Corona-Zeiten leisten, ihr Bild in der Gesellschaft gerade gerückt wird.“ (mz/Von Diana Dünschel und Robert Briest)