1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Seit 1670 brennt das Schmiedefeuer in Schnellroda

Ortschronist erklärt Seit 1670 brennt das Schmiedefeuer in Schnellroda

Tradition in Schnellroda endet mit Abriss im Jahr 2015.

30.06.2021, 10:00
Das Haus der alten Schmiede um 1909.
Das Haus der alten Schmiede um 1909. (Foto: Ortschronik)

Schnellroda - 1670 wird in der Chronik von Schnellroda die örtliche Schmiede erstmalig erwähnt, hat Ortschronist Hartmut Augustin recherchierte. „Peter Krause Hufschmied allhier hat ein bloßes Häuslein von denen von Cannewurf angenommen“, heißt es. Das Anwesen war mit Ackerbesitz verbunden. 1693 stirbt Peter Krause. Gottfried Widdersberg, ein Hufschmied aus Jüdendorf, übernimmt die Schmiede. Die Schreibweise des Familiennamens schwankt in den Kirchenbüchern zwischen Wiedersberg und Widdersberg.

Die nachfolgenden Generationen stellen mehrfach den Ortsrichter. 1857 veranlasst Christian Wiedersberg einen Hausumbau. Die Jahreszahl mit Initialen über dem Haustürstock ist bis zum Abriss des Gebäudes im Jahre 2015 noch zu sehen. 1877 verkauft sein Sohn Andreas die Schmiede mit Feld und eigenem Brunnen an Eduard Apel, der eine Landwirtschaft betreibt. Sein Bruder Friedrich baut sich in Albersroda ab 1875 einen eigenen Schmiedebetrieb auf. Auch dessen Söhne Oswald und Richard führen die Tradition in Albersroda fort. Der heutige Betrieb von Stev Wiedersberg existiert deshalb jetzt ununterbrochen in der 9. Generation.

2015 wurde die alte Schmiede abgerissen, doch die Grundmauern und der alte Brunnen sind erhalten geblieben.
2015 wurde die alte Schmiede abgerissen, doch die Grundmauern und der alte Brunnen sind erhalten geblieben.
(Foto: Hartmut Augustin)

Huf- und Waffenschmiede gehörten zunftmäßig zu den großen Handwerken. Hufschmiede beschlugen Pferde, Wagen und stellten das zum Fuhrwerk nötige Geschirr her. Waffenschmiede fertigten auch Sensen, Äxte und Schwerter an. Pferde waren schon immer wertvoll, und ein falscher oder schlechter Beschlag konnte sie auch unbrauchbar machen. Oft ersetzte der Schmied auch den Tierarzt. Auf Grund seines Wissens und seiner Fähigkeiten war er besonders geachtet.

Andererseits wurden die Schmiede lieber am Ortsrand angesiedelt, da das offene Schmiedefeuer nicht ungefährlich war und Brände auslösen konnte. (mz/dd)