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Schläuche gegen Hochwasser  Schläuche gegen Hochwasser : Wenn es schnell gehen muss

Von Melain van Alst 12.09.2017, 12:15
Jens Kunze demonstriert einigen Mitgliedern der Feuerwehr, wie das Schlauchsystem auf- und wieder abgebaut wird.
Jens Kunze demonstriert einigen Mitgliedern der Feuerwehr, wie das Schlauchsystem auf- und wieder abgebaut wird. Marco Junghans

Bad Dürrenberg - Erst wird Luft mit einem Kompressor in die beiden Schläuche gepumpt, damit sich das System besser tragen lässt. Es braucht nur wenige Männer, wenig Kraft, um den Schlauch in Position zu bringen. Dann soll er mit Wasser gefüllt werden, um standfest zu sein. Fertig ist der Schutz für immerhin 50 Zentimeter Höhe.

In der vorigen Woche hat die Stadt Bad Dürrenberg ein Schlauchsystem von Beaver für den mobilen Hochwasserschutz bekommen. 120 Meter in sechs Mal 20 Meter langen Teilen haben ihren Platz bei der Wasserwehr im Ortsteil Nempitz erhalten. Damit die Feuerwehrleute aber schon sehen, womit sie es im Ernstfall zu tun bekommen, hat Jens Kunze als Vertreter eine kürzere Variante aufgebaut.

Schläuche mit wenigen Leuten und wenig Kraftaufwand auf- und abbaubar

Der Vorteil, so Kunze, besteht darin, dass diese Schläuche mit wenigen Leuten und wenig Kraftaufwand in kurzer Zeit auf- und auch wieder abgebaut werden kann. Er rechnet vor, dass in einer Stunde für 100 Meter Hochwasserschutz mit einer Stauhöhe etwa 20 Helfer und bis 6.500 Sandsäcke benötigt werden. Fünf Helfer und fünf Elemente des Schlauchsystems reichen dagegen aus.

„Oftmals muss es schnell gehen und wir haben neuralgische Punkte, an denen wir dieses System sehr gut gebrauchen können“, pflichtet ihm Bad Dürrenbergs Stadtwehrleiter Peter Theile bei. Die Straße Richtung Kirchfährendorf ist so ein Punkt, der so kurzfristig geschützt werden kann. Das lässt sich die Stadt 40.000 Euro kosten, von denen 32.000 Euro über Fördermittel finanziert wurden.

Mit mobilem System wird ein Teil an Sandsäcken gespart

Mit dem mobilen System werde darüber hinaus ein Teil an Sandsäcken gespart, die an anderer Stelle gebraucht werden. An den Enden können die 20 Meter langen Teile verbunden werden und sogar in Kurven verlegt werden. Bilder vom Hochwasser aus anderen Städten zeigen, wo die Schläuche eingesetzt werden: Durch das Abgrenzen von Bereichen können gezielt ausgesuchte Flächen geflutet werden, Straßen und Häuser geschützt oder die womöglich entscheidenden Zentimeter auf dem Deich erhöht werden.

Das sollte nach der Erneuerung der Deiche bei Bad Dürrenberg zwar dann nicht mehr nötig sein, aber noch sind nicht alle Maßnahmen abgeschlossen. Die Deichsanierung Richtung Wengelsdorf soll im kommenden Jahr beginnen, dagegen befinden sich die Arbeiten am Deich Goddula-Vesta noch in der Planung.

Schlauchsystem ist ein weiterer Baustein des Hochwasserschutzes

Das Schlauchsystem ist allerdings ein weiterer Baustein des Hochwasserschutzes und hat noch einen weiteren Vorteil: Die Wehren aus Leuna haben dasselbe System, so dass sie sich gegenseitig unterstützen können.

Auch beim Hochwasser 2013 haben laut Theile die Wehren aus Leuna mit ihrem Teil des Schlauchsystems in der Solestadt ausgeholfen. Zum Schutz hat die Solestadt auch fünf Hochleistungspumpen, die an speziellen Orten eingesetzt werden und je bis zu 6.000 Liter pro Minute pumpen können. Auch ein Vorrat an Sandsäcken hält die Wasserwehr vor. (mz)