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Saalekreis Saalekreis: Weniger Tote durch Infarkt

Von Undine Freyberg 16.08.2016, 09:30
Sorgen sich um die Herzen im Saalekreis: Axel Scholz und Frithjof Schlegel (r.)
Sorgen sich um die Herzen im Saalekreis: Axel Scholz und Frithjof Schlegel (r.) Peter Wölk

Merseburg - In Sachsen-Anhalte erleiden immer mehr Menschen einen Herzinfarkt, aber immer weniger sterben daran. Im Bundesdurchschnitt wurden 2014 deutschlandweit 149,6 Sterbefälle durch koronare Herzkrankheiten je 100.000 Einwohner gezählt, darunter 61,9 Herzinfarktsterbefälle je 100.000 Einwohner. Das waren 26,7 Prozent beziehungsweise 30,5 Prozent weniger als im Jahr 2000. Der Rückgang in Sachsen-Anhalt fiel mit 10,1 Prozent beziehungsweise 16,5 Prozent erheblich geringer aus als im Bundesdurchschnitt. Und wie sieht es im Saalekreis aus?

Im Jahr 2000 waren noch 116,2 Menschen je 100.000 Einwohner nach einem Herzinfarkt gestorben, 2014 waren es 112,2. Rechnet man mit einer Einwohnerzahl des Kreises von 300.000 waren es rund 336 Todesfälle durch Herzinfarkt im Jahr 2014 und rund 348 im Jahr 2000. Ein nur geringer Rückgang. Noch geringer als im Landesdurchschnitt.

Hochmodernes Herzkatheterlabor

„Ich kann nicht verstehen, warum die Zahlen nicht weiter gesunken sind“, sagt Axel Scholz, Kardiologe und leitender Oberarzt am Merseburger Klinikum. „Wir geben uns hier jedenfalls die größte Mühe.“ Scholz ist einer der Ärzte, die Patienten im hochmodernen Herzkatheterlabor untersuchen - nach einem Herzinfarkt oder bei Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit. „Etwa 30 Prozent der Fälle die reinkommen sind Akutfälle und alle im Durchschnitt um die 70 Jahre alt“, erzählt der Mediziner. Man habe aber auch schon Leute untersucht, die Mitte 30 waren. „Und eine 93-jährige Dame haben wir auch wieder fit gemacht“, ergänzt Roland Prondzinsky, Kardiologe und Ärztlicher Direktor des Carl-von-Basedow-Klinikums.

Das Herzkatheterlabor steht zwar rund um die Uhr zur Verfügung. Wird jedoch jemand mit Herzinfarkt zum Klinikum transportiert, sollte der behandelte Notarzt schnellstmöglich im Klinikum bescheid geben, damit zum Beispiel nachts das Katheterteam alarmiert werden kann. „Eine Untersuchung zur Darstellung der Gefäße dauert mit Vor- und Nachbereitung ungefähr 30 Minuten. Die Beseitigung einer Engstelle kann aber bis zu 60 Minuten dauern“, erklärt Scholz.

Vernarbungen nach einem Herzinfarkt

Patienten, bei denen aufgrund von Vernarbungen nach einem Herzinfarkt oder aufgrund von Herzmuskelentzündungen oder Bluthochdruck ein vergrößertes Herz mit schlechter Pumpleistung festgestellt wird, wird häufig ein Herzschrittmacher mit Defibrillatorfunktion eingesetzt. „Solche Herzen neigen sehr zu Herz-Rhythmus-Störungen. Aber mit dem Defibrillator verhindern wir ein schlimmeres Ereignis. Das heißt, dass diese Patienten nicht am plötzlichen Herztod sterben werden, denn sie sind geschützt“, erklärt Kardiologe Frithjof Schlegel. Im Falle von Kammerflimmern sorge der Defi mit einem 800-Volt-Schock dafür, dass das Herz elektrisch wieder auf Null gesetzt werde. Damit habe man sehr gute Erfahrungen gemacht. Im vergangenen Jahr sei in 90 Fällen diese vorsorgliche Behandlung durchgeführt worden.

In Merseburg hat es in den letzten Jahren übrigens mehr Klinikaufnahmen nach Herzinfarkt gegeben. Im Durchschnitt von 2010 bis 2014 waren es rund 295 Menschen (pro 100.000 Einwohner). Zwischen 2000 und 2004 waren es noch rund 264. Die Sterbefälle lagen bei rund 123 (2010 bis 2014) pro 100.000 Einwohner während es vor einigen Jahren 141 waren. Den höchsten Rückgang bei den Sterbefällen verzeichnete die Gemeinde Obhausen - die Zahlen gingen von 161,6 pro 100.000 Einwohner auf 42,4 zurück. Während sich die Situation in Wettin-Löbejün im nördlichen Saalekreis entgegengesetzt darstellt. Hier stiegen die Sterbefälle von 72,3 auf 114,7 an. Schraplau im Weida-Land ist übrigens die Kommune, die den höchsten Rückgang bei den Klinikaufnahmen nach Herzinfarkt zu verzeichnen hat. Waren es von 2000 bis 2004 noch 306,4 je 100.000 Einwohner, wurden 2010 bis 2014 nur 170 Patienten aufgenommen. (mz)