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Vom Patienten niedergeschlagen Rothenburg im Saalekreis: Von Patienten niedergeschlagen - Pflegerin blutüberströmt auf einem Bürgersteig entdeckt

Von Oliver Müller-Lorey 27.03.2019, 08:30
In dieser Straße spielte sich die Attacke auf die junge Pflegekraft ab. Sie flüchtete vom Hof des Täters ins Freie.
In dieser Straße spielte sich die Attacke auf die junge Pflegekraft ab. Sie flüchtete vom Hof des Täters ins Freie. Lutz Winkler

Rothenburg - Ihr Beruf, anderen Menschen zu helfen, ist ihr selbst zum Verhängnis geworden. Nur knapp ist eine 34-jährige Altenpflegerin einer mutmaßlich lebensgefährlichen Situation entkommen - einem ihrer Patienten, der mit roher Gewalt auf sie einprügelte und sie schwer verletzte.

Es ist Montagabend, kurz vor 18 Uhr, als die Altenpflegerin in Rothenburg (Wettin-Löbejün) an einem flachen Wohnhaus parkt und den Hof betritt. Zweimal täglich schaut sie bei dem 54-jährigen Patienten nach dem Rechten und behandelt ihn, findet die Polizei später heraus. Der Patient öffnet die Tür, ist nach Aussagen der Pflegerin zuerst zugänglich und ruhig wie immer, bis die Stimmung völlig überraschend und scheinbar grundlos kippt.

Gewalttat in Rothenburg: „Als eine bislang unbekannte Situation ausgelöst wurde, schlug der Mann“

„Als eine bislang unbekannte Situation ausgelöst wurde, schlug der Mann mit einem Stock auf den Kopf der Frau“, sagt Monika Lehmann, Sprecherin des Polizeireviers im Saalekreis. Der Mann habe dabei gerufen, dass er das alles nicht mehr ertragen könne. Was genau er damit meinte und ob er dement ist, blieb bis Redaktionsschluss unklar.

In Panik läuft die Altenpflegerin, so erzählen es Zeugen der MZ, die abschüssige Straße in Rothenburg hinab, bis sie nicht mehr kann. Später soll sie erzählt haben, dass sie Todesangst hatte und schon auf dem Grundstück des Patienten um Hilfe gerufen, sie aber niemand gehört habe.

Gewalttat in Rothenburg: Pflegerin blutüberströmt auf einem Bürgersteig

Gegenüber eines Geldautomaten lässt sich die Pflegerin blutüberströmt und völlig erschöpft auf einem Bürgersteig nieder. Dort wird sie von einer junge Lehramtsstudentin zufällig entdeckt. Es ist Caroline Bui Anh, die gerade wegen der Semesterferien in Rothenburg ist.

„Die Frau saß auf dem Gehweg und hat telefoniert. Wir haben uns erst nichts dabei gedacht, aber sie hat laut gesprochen und gesagt: ,Der wollte mich umbringen, ich verblute’“, erzählt die junge Frau. Sie eilte zu der Verletzten und beruhigte sie. „Sie sah ganz schlimm aus, das blonde Haar war vollkommen rot vom Blut“, berichtet die Ersthelferin, die den Krankenwagen und die Polizei verständigt.

Gewalttat in Rothenburg: Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung

Immer mehr Anwohner kümmern sich um die Verletzte, die zittert und offenbar unter Schock steht. Die Hilfe vor Ort läuft einwandfrei. Eine holt eine Decke und einen Stuhl, andere beobachten den Gesundheitszustand der Frau, bis der Rettungswagen kommt. „Die Frau wurde zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht“, sagt Polizeisprecherin Monika Lehmann.

Auch den mutmaßlichen Täter, der stark nach Alkohol gerochen habe und dessen Stock man noch am Tatabend sicherstellte, habe man in ein Krankenhaus gefahren. Gegen ihn wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Was der Auslöser für die Attacke war, könne man noch nicht sagen, so Lehmann. Anwohner beschreiben den Mann als unauffällig, aber etwas gebrechlich. Er habe immer nett gegrüßt, sagt auch Caroline Bui Anh. „Ich habe ihn ab und zu hier lang laufen sehen. Ich hätte nicht gedacht, dass er so etwas macht“.

Gewalttat in Rothenburg: „Das sind Einzelfälle“

Die Pflegefirma, in deren Auftrag das Opfer unterwegs war, äußerte sich auf MZ-Anfrage nicht zu dem Vorfall. Daher ist auch unklar, wie es der Frau geht. Ganz neu sind solche brutalen Attacken auf Pflegekräfte aber offenbar nicht. „Die Versorgung, insbesondere von Demenzpatienten, bringt es mit sich, dass Patienten mit der Situation zum Teil nicht klarkommen. Ich würde aber nicht von einer Welle oder einer Häufung sprechen. Das sind Einzelfälle“, sagt Thorsten Weilguny, Referent bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Hauskrankenpflege, in der zahlreiche mobile Pflegedienste organisiert sind.

Grundsätzlich könne ein Pflegedienst nicht sagen, dass er sich nicht mehr um einen Patienten kümmert, wenn dieser wegen einer Demenzerkrankung schwer umgänglich werde. „Es gibt aber natürlich Grenzen, wenn Mitarbeiter körperlichen Gefahren ausgesetzt sind“, so Weilguny. (mz)