Ringen Ringer Erik Thiele kehrt nach EM-Medaille nach Braunsbedra zurück

Braunsbedra - Für einen kurzen Moment hatte Carsten Cechol das Sagen in der Geiseltalhalle St. Barbara. „Schaut alle mal her, der Erik zeigt uns jetzt ein paar Techniken“, rief der Vorsitzende des SV Braunsbedra den zahlreichen Kindern und Jugendlichen zu, die sich um die Ringer-Matte versammelt hatten. Deren Augen leuchteten. Schließlich durften die Nachwuchs-Ringer des Geiseltaler Vereins an diesem Tag eine ganz besondere Übungseinheit absolvieren. Eine Übungseinheit mit ihrem großen Idol - mit Erik Thiele, dem Bronze-Gewinner der Europameisterschaft in Riga.
Wenige Wochen nach den Titelkämpfen kehrte Thiele an den Ort zurück, wo alles begann. In die Geiseltalhalle Braunsbedra. Und stieg kurz nach der Anmoderation des Vereinschefs auf die Matte, um selbst das Kommando zu übernehmen. „Kommt mal alle auf die Seite hier“, sagte Thiele und zeigte nach links, „damit ihr gut sehen könnt.“ Von diesem Moment an blieb Carsten Cechol nur die Rolle des staunenden Zuschauers.
Großes Medieninteresse
Man erkannte sofort die tragende Rolle, die Erik Thiele - spätestens seit dem großen Triumph in der lettischen Hauptstadt - für seinen Heimatverein SV Braunsbedra spielt. Der 19-Jährige, der in Leipzig wohnt und nächste Saison für den KSV Aalen in der Bundesliga startet, ist das Aushängeschild der Geiseltaler. Hier begann der Sohn des Ex-Vizeweltmeisters Sven Thiele im Kindesalter mit dem Ringen. Und wird nun nach seinem sensationellen dritten Platz bei der EM von Freunden und Förderern gefeiert.
Entsprechend groß war das Medieninteresse bei seiner Rückkehr. „Ich komme gern hierher“, sagte Erik Thiele und zeigte damit ein großes Stück Heimatverbundenheit. So etwas hören die Braunsbedraer gern.
Zudem bot sich der Kurztrip in den Saalekreis einfach an. Nicht nur, um alte Weggefährten wiederzutreffen. Sondern auch, um sich von den letzten Wochen zu erholen, den Moment zu genießen und ein wenig zurückzuschauen. Sich zu erinnern. Zum Beispiel an seine Kindheit. Den allerersten Kampf hat er nicht mehr im Gedächtnis abgespeichert. Dafür aber „mein erstes Turnier“. Sechs Jahre sei er damals gewesen. Und er hat es natürlich gewonnen, oder? „Nein“, entgegnet er und lacht: „Aber der Sieger von damals ist bis heute ein guter Freund von mir.“
Und was ist von Riga hängengeblieben? „Die Emotionen“, sagt Erik Thiele, „das war schon Wahnsinn.“ Viele Eindrücke sind auf ihn eingeprasselt. Sie zu filtern ist auch dank der Hilfe seines Trainers und Vaters, „dessen Stimme ich immer heraushöre, egal wie laut es in der Halle ist“, bestens gelungen. Nun ist Sven Thiele „mächtig stolz auf meinen Sohn“.
Und für den ging es nach dem Besuch bei der Familie auch schon weiter, zunächst in den Skiurlaub - „ich kann einfach nicht ohne Sport“, sagte er dazu -, und dann in die Vorbereitung auf die Olympia-Qualifikation. Mitte April reist die deutsche Nationalmannschaft ins serbische Zrenjanin. Und nach dem dritten Platz sind die Ansprüche gestiegen: „Nun möchte ich natürlich auch nach Rio.“
Stolz auf die Ringer-Ohren
Dass sich Thiele auf dem besten Weg dahin befindet, aber noch nicht am Ziel angekommen ist, zeigen symbolisch - wie bei Ringern üblich - seine Ohren. Das eine ist schon etwas verformt, zum sogenannten „Blumenkohl-Ohr“ mutiert. Das andere hat noch keine Verformungen erlitten. Im Gegensatz zu seinem Vater, dessen Ohren beide arg lädiert sind. Aber Erik, der junge Popstar, hat keine Probleme mit Schönheitsfehlern. „Ein echter Ringer ist stolz auf seine Ohren“, sagt er kämpferisch. (mz)