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Ringen Ringen: Von der Matte auf die Bahn

Von ANKE LOSACK 13.09.2011, 18:42

BRAUNSBEDRA/MZ. - Durch die Lautsprecheranlage in der St.-Barbara-Halle in Braunsbedra wird beim 3. Geiseltal-Cup im Ringen der achtjährige Ben Rosenbaum (D-Jugend, 31 Kilo) zu seinem dritten Kampf aufgerufen. Ein Sieg und eine Niederlage hat er bereits auf seinem Konto.

Ben scheint gut vorbereitet, doch als der Gegner auf die Matte tritt, bricht Hektik bei ihm und seinen Betreuern aus. Ben hat nicht den roten, sondern den blauen Kampfanzug an. Sein Gegner trägt aber ebenfalls blau. "Eigentlich hatten wir vorher noch auf die Kampfliste geschaut", sagt Betreuer Sebastian Rähme verwundert. Umziehen ist also angesagt - und das schnell. Ben und Betreuer Jan Richtsteig verziehen sich in eine Hallenecke. Doch das Anziehen der hautengen Ringerkleidung macht Probleme. Als der Kleidungswechsel vollzogen ist, kommt Ben zur Matte gerannt. Es kann losgehen. Und in Runde eins zeigt der achtjährige Braunsbedraer, was er kann. Er gewinnt den ersten Durchgang, die dafür aufgebrachte Anstrengung ist ihm allerdings ins Gesicht geschrieben. Die Betreuer Richtsteig und Rähme lockern ihm die Muskeln und geben Tipps.

Dann geht es in Runde zwei. "Wenn er die gewinnt, hat er den Kampf gewonnen", sagt Bens Trainer Sven Thiele. Nun wird es laut.

Um den Ring stehen zig Personen, die die beiden kämpfenden Jungs lauthals anfeuern. "Ran da, weiter", schreit Thiele. "Ben, fass richtig zu", gibt André Krenkel, ebenfalls Trainer beim SVB, Anweisung an den Schützling. Die Runde gewinnt allerdings Bens Gegner, der Tauchaer Paul Preußner. Die Backen aufblasend geht der Achtjährige wieder in die Ringecke zu seinen Betreuern, gefassten Schrittes dann zur Aufstellung für Runde drei. Nun gibt Ben alles, zeigt seinen Siegeswillen. Richtsteig und Rähme hält es auch nicht mehr in der Ecke. Alles Anfeuern lohnt sich schließlich. Ben gewinnt auf Schulter und qualifiziert sich damit für den Kampf um Platz drei. Es gibt Lob von Trainer Thiele: "Er hat gut gekämpft. Ein Aufwärtstrend im Kampfverhalten war deutlich zu sehen." Die Braunsbedraer Trainer beobachten an diesem Tag all ihre Ringer der Altersklassen E- bis C-Jugend (sechs bis 12 Jahre).

An der Matte betreut werden die jungen Kämpfer allerdings von ihren älteren Vereinskollegen, wie Richtsteig und Rähme welche sind. Mehr als achtjährige Erfahrung im Ringen können beide jeweils vorweisen - Richtsteig war 2008 Dritter bei der Deutschen Meisterschaft, Rähme 2010 Mitteldeutscher Meister. Zu Bens Kampf sagt Richtsteig: "Das war super." Und schon suchen die beiden Betreuer den nächsten Braunsbedraer Nachwuchs-Ringer, dem sie an der Matte zur Seite stehen können. "Es war unser Ziel, dass die Jugendlichen sich bei diesem großen Wettkampf mit einbringen und wir sie langsam an die Arbeit als Betreuer heranführen", sagt Thiele. 143 Teilnehmer aus 22 Vereinen und fünf Bundesländern sind am Sonntag beim 3. Geiseltal-Cup dabei. Emil Thiele (E-Jugend, 42 Kilo) und Adrian Stachowiak (D, 50) holen zwei Goldmedaillen für die Geiseltaler. Die Braunsbedraer Fabian Stachowiak (C, 50) und Vanessa Manke (D, 50) gewinnen Bronze. Den Kampf um Platz drei kann Ben Rosenbaum nicht gewinnen, dabei hat er so auf eine Medaille gehofft.

Doch gibt es für ihn vielleicht doch noch eine Chance auf Edelmetall. Draußen im Stadion des SV Braunsbedra findet das Bambino-Sportfest der Leichtathleten statt. Seine beiden Drillingsbrüder Max und John sind dort am Start. Und weil Ben nicht nur leidenschaftlicher Ringer, sondern auch Leichtathlet ist, sagt er: "Wenn ich es noch schaffe, will ich die 800 Meter laufen." Ganz schön ehrgeizig.