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Flugzeugtreibstoff ohne Erdöl Raffinerie Leuna will Methanol nachhaltig herstellen

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 15.06.2021, 19:56
In der TOTAL-Raffinerie in Leuna stehen mit Gerüsten umbaute Anlagen und Kolonnen.
In der TOTAL-Raffinerie in Leuna stehen mit Gerüsten umbaute Anlagen und Kolonnen. (Foto: dpa/symbol)

Leuna - Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Das heißt, nicht nur der Strom aus der Steckdose soll zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. Auch die Industrieprozesse sollen ohne fossile Energieträger auskommen. Sachsen-Anhalts umsatzstärkstes Unternehmen, die Total Raffinerie in Leuna (Saalekreis), geht dafür nun einen ersten Schritt: Der wichtige chemische Grundstoff Methanol soll teilweise klimaneutral produziert werden.

Die Raffinerie produziert jährlich rund 700.000 Tonnen Methanol auf Basis fossiler Rohstoffe und ist damit der größte Methanolproduzent Europas. Künftig soll das Alkohol-Produkt mit sogenanntem grünen Wasserstoff und mit ohnehin im Raffinerieprozess anfallendem Kohlendioxid (CO2) hergestellt werden. „Mit der innovativen Herstellung von synthetischem Methanol können Erdöl und Erdgas in der chemischen Industrie ersetzt und die benötigten Rohstoffe klimaneutral produziert werden“, sagt Raffinerie-Geschäftsführer Thomas Behrends.

Chemischer Grundstoff Methanol als grüner Kraftstoff

Vereinfacht dargestellt, soll der Prozess wie folgt funktionieren: Das Dresdner Unternehmen Sunfire installiert im Chemiepark Leuna einen sogenannten Elektrolyseur. In diesem wird unter hohem Energieaufwand Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Dazu wird Ökostrom verwendet. Der so gewonnene Wasserstoff wird in einem chemischen Prozess unter Hinzufügung von CO2 in Methanol umgewandelt. Das CO2 fällt im Raffinerieprozess an und wird so sinnvoll wiederverwendet.

Das Methanol könne als chemischer Grundstoff, aber auch als grüner Kraftstoff verwendet werden, berichtet Marie-Noelle Semeria, Technologievorständin von Total Energies. „Es kann vor allem als Ausgangsstoff für eine weitere Veredelung zu Produkten wie nachhaltigen Flugzeugtreibstoffen genutzt werden“, sagt sie. Wissenschaftlich begleitet wird das Vorhaben mit dem Namen e-CO2Met-Projekt vom Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse in Leuna und dem Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen in Halle.

Ambitionierte Klimaziele: Nachhaltige Lösungen notwendig

Nach Ansicht von Sunfire-Chef Nils Aldag ist die Elektrolyse-Technologie „der Schlüssel zur Dekarbonisierung aller Industriesektoren, die heute noch von fossilen Brennstoffen abhängig sind“. Besonders in der Raffinerie- und Chemieindustrie seien saubere und nachhaltige Lösungen notwendig, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen.

Das Land Sachsen-Anhalt will in der Wasserstoff-Technologie eine führende Rolle in Europa einnehmen. Unter anderem plant auch das Magdeburger Unternehmen Getec Green Energy auf dem Gelände des früheren Militärflugplatzes in Zerbst (Anhalt-Bitterfeld) eine Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. (mz)