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Gymnasium in Landsberg Podiumsdiskussion mit Direktkandidaten zur Bundestagswahl: Kurze Reden, langer Sinn

Erfolgreiche Podiumsdiskussion mit Direktkandidaten im Gymnasium Landsberg. Zwei Kandidaten lieferten sich immer wieder ein direktes Duell.

Von Jonas Nayda 16.09.2021, 12:04
Einige Direktkandidaten zur Bundestagswahl stellten sich in der Sporthalle des Gymnasiums Landsberg einer Podiumsdiskussion.
Einige Direktkandidaten zur Bundestagswahl stellten sich in der Sporthalle des Gymnasiums Landsberg einer Podiumsdiskussion. (Foto: Silvio Kison)

Landsberg/MZ - Die meisten Politiker sind es wohl gewohnt, lange Reden zu halten. Vor allem wenn sie - wie aktuell - im Wahlkampfmodus sind, gibt es wenig, was den Redefluss eines echten Profipolitikers stoppen kann. In der Turnhalle des Landsberger Gymnasiums am Mittwoch war das anders. Die beiden Schülersprecher Sabine Jänicke und Paul Kutzko, die die Podiumsdiskussion mit fünf Bundestagsdirektkandidaten moderierten, schnitten selbst alten Politikerhasen wie Petra Sitte (seit 2005 im Bundestag) kurzerhand das Wort ab, wenn sie ihre Redezeit von 60 Sekunden pro Frage überzogen hatten.

Grund zur Beschwerde hatten die Kandidaten jedoch nicht, denn in den insgesamt mehr als zwei Stunden hatten sie genug Zeit, sich und ihre politischen Forderungen gründlich vorzustellen. Anwesend waren neben Sitte (Die Linke) Inés Brock (Die Grünen), Karamba Diaby (SPD), Konstantin Pott (FDP als Vertretung für Yana Mark) und Christoph Bernstiel (CDU). AfD-Kandidat Alexander Raue hatte auf die Einladung der Schülersprecher nicht reagiert, deshalb war kein AfD-Vertreter dabei.

Thematisch war die Diskussionsrunde sehr breit angelegt

Thematisch war die Diskussionsrunde sehr breit angelegt. Die Moderatoren stellten Fragen, die zuvor von Schülern aus den Klassen 9 bis 12 aufgeschrieben worden waren. Es ging von Bildungspolitik über Klimaschutz bis zu Lobbyismus, die Nato und Inflation. Dabei kamen ganz unterschiedliche Antworten zustande, die teilweise auch zu lustigen Szenen auf dem Podium führten.

Die Frage, was die Kandidaten an ihrer eigenen Partei ärgere, nutzte Inés Brock für ein kleines Eigenlob durch die Blume. Es störe sie, dass die Grünen häufig zu gründlich seien und immer zuerst nachrechnen würden, bevor sie neue Dinge vorschlügen. CDU-Mann Christoph Bernstiel kritisierte hingegen ganz unverblümt, dass in seiner Partei zu wenig junge Menschen aktiv seien.

„Weil es nicht ausreicht!“

Bernstiel und Brock waren es auch, die sich immer wieder mehr oder weniger direkte Duelle lieferten. Während die 60-jährige Grünen-Kandidatin beispielsweise die Vorzüge des gedruckten Buches lobte und erzählte, dass sie auch gerne mal ein Dokument ausdrucke, um damit besser arbeiten zu können, wedelte Bernstiel verschmitzt grinsend mit seinem Tablet-PC, den er anstelle eines Papier-Hefters mitgebracht hatte. Beim Publikum sorgten Aktionen wie diese für Erheiterung.

Brock hingegen konnte überzeugen, als es um konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel ging. Nachdem Bernstiel diverse Gesetzesmaßnahmen aufgezählt hatte, die dank der CDU beschlossen worden seien und sich beschwerte, dass niemand seine Partei dafür wertschätze, konnte Brock trocken einwerfen: „Weil es nicht ausreicht!“

„Es ist so gut gelaufen, wie wir uns das erhofft hatten“

Petra Sitte und Karamba Diaby punkteten vor allem beim Thema Bildung. Zwar sorgte die Linken-Abgeordnete zunächst für ein Raunen im Saal, als sie Physik als ihr damaliges Lieblingsfach in der Schule offenbarte, erklärte dann aber, dass es alleine an guten und motivierten Lehrern liege, ob ein Fach zum Lieblingsfach werden könne, oder nicht. Sie forderte deshalb eine Verbesserung des Bildungssystems, das beispielsweise digitaler werden müsse. Laut Karamba Diaby sei Digitalisierung der Schulen zwar wichtig, aber es dürfe nicht vom Geld der Eltern abhängen, wie erfolgreich ein Kind in der Schule ist. Er forderte gleiche Chancen für alle. FDP-Landtagsabgeordneter Konstantin Pott sagte, dass es wieder Spaß machen solle, in die Schule zu gehen.

Die Schüler des Gymnasiums Landsberg schienen zufrieden zu sein mit den Antworten der Direktkandidaten und applaudierten zum Ende. „Es ist so gut gelaufen, wie wir uns das erhofft hatten“, sagte Caitlyn Lange aus der 12. Klasse nach dem Ende der Gesprächsrunde. Die 17-Jährige hatte die Diskussion mitorganisiert. Derartige Veranstaltungen seien sehr wichtig, denn viele Schüler wüssten noch nicht, was die einzelnen Parteien eigentlich wirklich wollen. „Direkt mit den Kandidaten ins Gespräch zu kommen ist die beste Möglichkeit für politische Bildung“, sagte die Zwölftklässlerin. Sie selbst habe während der Diskussion die Perspektiven einiger Kandidaten besser verstehen gelernt, die sie vorher so noch nicht wahrgenommen hatte.