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Neuer Bürgermeister in Schkopau Neuer Bürgermeister in Schkopau: Torsten Ringling hat Respekt vorm neuen Job

05.02.2019, 11:30
Seit Freitag lenkt Torsten Ringling (parteilos) als Bürgermeister Schkopaus die Geschicke der Gemeinde.
Seit Freitag lenkt Torsten Ringling (parteilos) als Bürgermeister Schkopaus die Geschicke der Gemeinde. Peter Wölk

Schkopau - - Torsten Ringling (parteilos) heißt der neue Mann im Rathaus der Gemeinde Schkopau. Im Oktober hatte er sich in der Stichwahl gegen Amtsinhaber Andrej Haufe (CDU) durchgesetzt. Seit Freitag ist er offiziell im Amt. Michael Bertram hat mit ihm über den neuen Job, die finanzielle Zukunft der Gemeinde und den ersten Antrittsbesuch gesprochen.

Sie haben bislang wenig Erfahrung in der Kommunalpolitik gesammelt. Jetzt sind Sie plötzlich Bürgermeister. Wie groß ist der Respekt vor dem Amt?
Torsten Ringling: Der Respekt ist groß. Ich bin mir der Tragweite bewusst, der Vielschichtigkeit der Aufgaben, aber das war ich von Anfang an. Bürgernähe sorgt aber dafür, dass man geerdet ist und hoffentlich auch bleibt. Ich nehme es mir zumindest vor.

Wie bereitet man sich auf einen solchen Job vor?
Ringling: Ich habe seit der Stichwahl sämtliche Sitzungen von Ausschüssen und dem Gemeinderat besucht. Das war mir wichtig, um die Abgeordneten nicht nur in privaten Gesprächen, sondern auch in ihrer Arbeit kennenzulernen. Dabei ging es auch darum, ein Gefühl für den Umgang miteinander und Stimmungen zu bekommen.

Und empfanden Sie die Stimmung im Gemeinderat als paradiesisch?
Ringling: Paradiesisch sind selten Zustände auf Erden. Was die Verwaltung betrifft, habe ich aber den Eindruck, dass wir diesbezüglich in Schkopau professionell aufgestellt sind. Auch bei den Diskussionen gefällt mir die Ernsthaftigkeit, mit der sie geführt werden.

Im Wahlkampf haben Sie die Themen Sauberkeit und bessere Kommunikation mit Bürgern betont. Sind noch mehr Baustellen zutage getreten?
Ringling: Die Diskussion im Abwasserzweckverband, ob eine eigene Kläranlage gebaut werden sollte, wird und sicher noch eine Weile beschäftigen. Ich finde gut, dass wir dank des Beschlusses des Gemeinderats das erste Verbandsmitglied sind, das nun ernsthafte Gespräche zwischen dem AZV und Gelsenwasser fordert, wie es weitergeht. Wir sind nicht das stimmgewaltigste Mitglied, das wissen wir selbst, aber wir sind natürlich auch unseren Bürgern verpflichtet. Und deshalb steht das einer Kommunalvertretung gut zu Gesicht, sich diesbezüglich klar zu positionieren.

Sie sind voll des Lobes. Etwas muss Ihnen doch auch nicht gefallen haben.
Ringling: Generell bin ich der Meinung, dass die Kommunikation zwischen Bürger und Verwaltung sowie Bürger und Gemeinderat ausbaufähig ist. Beispiel Einwohnerfragestunde: Neulich kamen viele Bürger zu einem Ausschuss, weil sie ein aktuelles Thema sehr interessierte. Fragen und Tagesordnung wurden aber nicht wirklich gut in Einklang gebracht, so dass die Bürger enttäuscht nach Hause gingen. Da müssen wir in Zukunft sehen, dass wir flexibler werden, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. Das ist mir wichtig.

Ein wichtiges Thema ist auch der Haushalt, der noch nicht durch ich.
Ringling: Wir haben dazu schon am Dienstag eine ganz wichtige Sitzung des Wirtschafts- und Finanzausschusses, damit der Haushalt zeitnah verabschiedet werden kann. Das sieht ganz gut aus, was wieder für die Verwaltung spricht.

Inwieweit wird der Haushalt Ihre Handschrift tragen?
Ringling: Dafür war die Haushaltsdiskussion schon zu weit fortgeschritten, um mich dort noch entscheidend einbringen zu können. Ich habe aber zur Kenntnis genommen, welche Änderungswünsche es gab und welche organisatorischen Erwartungen. Da fiel mir auf, dass der Haushalt im Zuge der Umstellung auf die Doppik für den ein oder anderen Gemeinderat noch nachvollziehbarer werden muss.

Spätestens 2038 soll das Kohlekraftwerk Schkopau vom Netz gehen. Finanziell wäre das ein schwerer Schlag für die Gemeinde. Wie sehen Sie die Entscheidung?
Ringling: Es gibt derzeit ein großes Maß an Unsicherheit. Momentan weiß ja weder in Berlin noch in Magdeburg, wie der Ausstieg aus der Kohleverstromung genau ablaufen wird. Immerhin haben wir mehr Planungssicherheit als beim Ausstieg aus der Kernenergie. Jetzt ist es erstmal die Aufgabe der Wirtschaft zu sehen, wie man technische Lösungen finden kann.

Als Bürgermeister können Sie aber schauen, wie Sie die Gemeinde stärker vom Finanztropf des Kraftwerks lösen, zum Beispiel durch Ansiedlungen neuer Unternehmen.
Ringling: Wir haben den Flughafen Leipzig/Halle, den wir in Schkopau im Moment aus Gründen des Lärms als wachsende Bedrohung wahrnehmen. Es muss uns - und da blicke ich auch nach Magdeburg - gelingen, nicht nur die negativen Kosten bei den Kommunen abzuladen, sondern ringsum auch mehr Ansiedlungen zu schaffen mit qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen. Bei den kleinen Händlern in den Ortsteilen und mittelständischen Unternehmen, die Sorgen plagen, müssen wir unterstützen, wo es als Gemeinde geht. Zum Beispiel, indem wir bei Vergaben auf regionale Firmen zurückgreifen, wenn das möglich ist.

Ein Streitthema in Schkopau ist der Zustand der Wasserwehr.
Ringling: Wir sind da derzeit nicht so gut aufgestellt, wie wir das gern sein würden. Obwohl das Thema Hochwasserschutz für unsere Gemeinde ja ein bedeutendes Thema ist. Wir müssen Veränderungen schaffen, ohne den Wissensschatz, auf den wir ja zurückgreifen können, zu verlieren. Wir müssen aber persönliche Befindlichkeiten zurückstellen. Ich werde mich persönlich um die Neuaufstellung kümmern und dabei eng mit dem Wasser- und Gemeindewehrleiter zusammenarbeiten.

Ich bin mal neugierig: Wem werden Sie den ersten Antrittsbesuch abstatten?
Ringling: Mein erster Besuch ist beim stellvertretenden Landrat Hartmut Handschak. Mir ist es wichtig, dass man sich gesehen hat und persönlich kennt, bevor man in E-Mail-Verkehr startet oder anruft.

Ist das nur ein Beschnuppern oder wollen Sie gleich nochmal das Thema Kreisumlage besprechen?
Ringling: Es geht bei solchen informellen Gesprächen auch immer um inhaltliche Dinge. Da können Sie sich sicher sein.

(mz)