Neue Prämie als Anreiz für Jäger Neue Prämie als Anreiz für Jäger: Land lobt wegen Schweinepest eigenes Kopfgeld aus

Magdeburg/Nemsdorf-Göhrendorf - Erst Polen, dann Brandenburg, seit dem Wochenende auch Sachsen. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) rückt immer näher auf Sachsen-Anhalt zu. Veterinärämter warnen seit einem Jahr: Es sei nicht die Frage ob, sondern wann die Pest die Region erreicht.
Da es zwischen Arendsee und Zeitz knapp 1,3 Millionen Hausschweine gibt, die anders als der Mensch durch die Krankheit gefährdet sind, hat das Land neue Präventionsmaßnahmen beschlossen. Die zielen etwa darauf ab, die Zahl potenzieller Überträger zu verringern – also Wildschweinbestände zu reduzieren.
50 Euro pro geschossenes Tier
Deshalb zahlt das Land, so der Finanzausschuss grünes Licht gibt, künftig 50 Euro je geschossenem Schwarzwild. Die Prämie solle spätestens ab Neujahr gelten, teilte das Umweltministerium mit. Wie die Weidmänner den Abschuss nachweisen sollen, sei noch offen. Im Saalekreis müssen sie den Pürzel, also den Schwanz des Tieres, abgegeben, um an die hier seit Dezember 2019 ausgelobten 20 Euro je Tier zu kommen.
Ob das Kopfgeld tatsächlich zu mehr Abschüssen führt, können bisher weder Kreisjägermeister noch Kreisverwaltung beurteilen. Da die Jagdsaison von April bis März geht, fehlen belastbare Zahlen. Offen ist zudem, ob der Kreis seine Prämie nun wieder streicht.
Schon seit 2018 zahlt das Land Jägern Geld für das Auffinden verendeter Schweine. Diese werden auf die ASP untersucht – die Ergebnisse waren bisher immer negativ. Dennoch spüren die Schweinehalter schon jetzt die wirtschaftlichen Folgen. Schließlich ist der Fleischpreis weiter gesunken, auch weil Länder Importverbote für deutsches Fleisch verhängt haben und so Absatzmärkte für Schweineteile fehlen, die hierzulande selten gegessen werden.
Risikofaktor Mensch
Ralf Hägele, Chef des Agrarunternehmens Barnstädt, will sich deshalb am Mittwoch am eigenen Firmensitz in Nemsdorf-Göhrendorf mit Kollegen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg treffen, um über konzertierte Maßnahmen gegen die Pestfolgen, aber auch den Preisdruck durch den Einzelhandel zu beraten.
Das Land hat derweil für den Seuchenfall mittlerweile 30 mobile Großcontainer zur Zwischenlagerung von Wildschweinkadavern angeschafft. Der größte Risikofaktor für die Verbreitung des Virus bleibe aber der Mensch, sagt Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne). Der ASP-Erreger kann nämlich in Wurst und Schinken überdauern – und so im Butterbrot Hunderte Kilometer zurücklegen. Das Land will daher Abfalleimer an Rastplätzen täglich leeren und vor dem Zugriff von Schweinen schützen. (mz)