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Neue Höchstspannungsleitung Neue Höchstspannungsleitung: Der lange Weg zur Trasse

Von Robert Briest 01.07.2020, 13:30
330 Millionen Euro soll die neue Trasse von Querfurt bis Vieselbach bei Erfurt insgesamt kosten.
330 Millionen Euro soll die neue Trasse von Querfurt bis Vieselbach bei Erfurt insgesamt kosten. dpa

Farnstädt - Die Formulierung „frühe Öffentlichkeitsbeteiligung“ fällt oft, wenn Dirk Manthey über das neue Großprojekt seines Arbeitgebers 50Hertz spricht. Die „Netzanbindung Südharz“ soll die bestehende 220-Kilovoltleitung aus dem Raum Querfurt über Wolkramshausen bei Nordhausen bis nach Vieselbach bei Erfurt durch eine leistungsfähigere 380-Kilovolt-Leitung ersetzen.

Bis die neue nach aktuellen Schätzungen etwa 330 Millionen Euro teure Trasse 2028 in Betrieb gehen soll, steht dem Netzbetreiber 50Hertz aber noch ein weiter Weg bevor. Manthey tourt schon jetzt durch die Region, um mit Verwaltungen zu sprechen, Daten abzugleichen und zu aktualisieren.

Mit dem Infomobil in Farnstädt

Ab Montag ist er dann auch mit einem Infomobil unterwegs. An acht Orten entlang des nördlichen Abschnitts zwischen dem geplanten neuen Umspannwerk bei Querfurt und Nordhausen will er mit der Bevölkerung in den Dialog kommen. Der einzige Stopp im Saalekreis ist dabei der erste: Am Montag steht Manthey mit dem Mobil von 15 bis 18 Uhr auf dem Platz hinter dem Kulturhaus in Farnstädt. Es gehe darum, Informationen zu sammeln, was noch alles in den Antrag hinein muss. „Und wir wollen dem Vorwurf begegnen, dass schon alles feststeht.“

Fix ist bisher nur, dass die Netzanbindung Südharz gebaut wird. Das hat der Bundestag mit dem Bundesbedarfsplangesetz schon vor Jahren beschlossen. Die neue Trasse stellt einen wichtigen Baustein für die Netzertüchtigung im Zuge der Energiewende dar. Im Nordosten gebe es einen Überschuss bei der Stromproduktion, erklärt Manthey.

Fünf große innerdeutsche Leitungen zum Abtransport des überschüssigen Stroms

Derzeit gebe es fünf große innerdeutsche Leitungen zum Abtransport des überschüssigen Stroms aus Ostdeutschland. Eine führt von Vieselbach nach Hessen. Die bereits 2008 fertiggestellte 380-Kilovolt-Zubringerleitung von Bad Lauchstädt nach Vieselbach sei mittlerweile stark ausgelastet. Deshalb soll es nun die Entlastung über den Südharz geben, erläutert der 50Hertz-Mitarbeiter.

Die neue Leitung soll als Freileitung entstehen. Das sei bei Wechselstromtrassen üblich, sagt Manthey und erklärt den Unterschied zum Suedostlink, der demnächst von Nord nach Süd durch den Saalekreis als Gleichstromerdkabel laufen soll. Der sei eher ein Bypass für das Stromnetz. Die Netzanbindung Südharz soll im Zweifelsfall aber auch die Region mit Strom versorgen.

1.000 Meter breiter Korridor

Wo die Trasse genau verlaufen soll, das ist die Frage, die in den nächsten Jahren geklärt werden muss. Dazu will 50Hertz vermutlich im September den ersten formalen Schritt gehen und einen Antrag auf Bundesfachplanung stellen. An deren Ende steht ein 1.000 Meter breiter Korridor. Im zweiten Schritt, dem Planfeststellungsverfahren, wird dann entschieden, wo genau innerhalb dieses Korridors die neuen wohl 40 bis 50 Meter hohen Masten - die aktuellen sind 25 Meter hoch – gestellt werden.

Im Zuge des ersten Schritts wird es vermutlich im Oktober eine öffentliche Antragskonferenz geben, auf der zusammengetragen wird, welche Fragen im Zuge der Korridorsuche geklärt werden müssen. Den groben Ablauf kann Manthey aber schon schildern: Die zusammengetragenen Daten zu Siedlungen, Wäldern, Schutzgebieten würden untersucht und entlang des groben Verlaufs nach linienförmiger Infrastruktur wie Autobahnen geschaut, an die man sich mit der Trasse anlehnen könnte. Dem würden dann die „Raumwiderstände“ gegenüber gestellt, also Faktoren, die gegen eine Trasse an einem bestimmten Punkt sprechen. Die soll etwa keine Siedlungen überspannen. „So entstehen Grobkorridore.“

Varianten vorschlagen

Für den Abschnitt im Saalekreis, der an dem noch zu bauenden Umspannwerk an der A38-Abfahrt Querfurt beginnen soll, hat 50Hertz bisher zwei mögliche Korridore identifiziert. Der eine folgt der heutigen Leitung südlich von Farnstädt, der andere weiter nördlich der A38. Auf einer Karte finden sich auf der Südvariante fünf gelbe Kringel.

„Raumwiderstände, die den Korridor einengen“, erklärt Manthey. So müsste man südlich von Farnstädt etwa einen Windpark queren. Ein Punkt, der eher für einen Neubau entlang der Autobahn spricht. Allerdings, so merkt der 50Hertz-Mitarbeiter an, könnten im Zuge des ersten Planverfahrens noch alternative Varianten hinzukommen. Die kann theoretisch auch jeder Bürger vorschlagen.

››Weitere Infos zum Projekt online auf: 50hertz.com/vorhaben44. (mz)