Museum Petersberg Museum Petersberg: Bald drehen Modell-Loks ihre Runden

Petersberg - Wer den Raum der kurz vor der Eröffnung stehenden neuen Dauerausstellung im Museum Petersberg betritt, atmet Werkhallenatmosphäre. Ein alter Traktor der Marke Lanz aus dem Jahr 1935, der übrigens noch voll funktionstüchtig ist, steht dort und riecht ein wenig nach Diesel und Schmieröl. Alte Maschinen wie Stanzen und Sägemaschinen sind zu sehen. Doch sie wurden zu Objektträgern umgebaut und entführen den Betrachter in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Bahnanlage im Mittelpunkt
Im Erdgeschoss des Anbaus im Museum Petersberg sind für Besucher die Türen seit mehr als eineinhalb Jahren geschlossen. Dort entsteht eine neue Dauerausstellung, die vor allem die Herzen von Modelleisenbahn-Fans und Kindern höher schlagen lassen wird. Jetzt ist die neue Schau fast fertig. Nur noch Restarbeiten sind notwendig. Am 23. September ist ihre Eröffnung angesagt.
Im Mittelpunkt wird eine Modellbahnanlage stehen, aber nicht eine, die mit den heutzutage üblichen vergleichbar ist. Vielmehr handelt es sich um Blecheisenbahnen der 1910 in Nürnberg gegründeten Spielzeugfirma Josef Kraus & Co., die bis in das Jahr 1937 Blecheisenbahnen der Spur 0 fertigte, zum Teil ohne elektrischen Antrieb.
Die Firma von Josef Kraus war es übrigens, die als eine der ersten Spielzeughersteller sogenannte Oberleitungsbahnen herstellte. Der Betrieb der Bahnanlage im Museum funktioniert mit Handrädern. Der Besucher wird nicht nur schauen und staunen, sondern sich selbst Züge zusammenstellen können. Zudem recherchierte das Museum die Firmen- und die Familiengeschichte von Josef Kraus, der 1933 Deutschland verließ und in die USA ging. Kraus war Jude. Mit seinem Neffen, Julius Forchheimer, gründete er in New Jersey eine neue Spielzeug-Firma.
Firmengeschichte aufgearbeitet
Die Objektträger der Ausstellung stehen alle und sind bereits bestückt. Auch die Beschriftung ist bereits weit fortgeschritten. Die interessante Firmengeschichte, die eng mit den historischen Abläufen des zwanzigsten Jahrhunderts verbunden ist, ist so aufgearbeitet, dass der Besucher sie gut nachvollziehen kann.
Dass es überhaupt zu dieser neuen Exposition im Museum Petersberg kommt, ist dem Sammler Jens Ehle aus Zella-Mehlis in Thüringen zu verdanken. Er vermachte dem Museum seine Schätze als langfristige Leihgabe, mit der Option der Schenkung nach dem Ablauf der Leihgabenfrist. Mit dem Leihgeber steht das Museum in ständigem Kontakt.
Professionelle Hilfe
„Erst am vergangenen Wochenende war Ehle wieder bei uns auf dem Petersberg, um sich davon zu überzeugen, wie wir die Ausstellung gestalten“, erzählt Museumschef Bernd Hartwich. Für die Gestaltung hat sich das Museum professionelle Hilfe geholt. Sie hat der Maler und Ausstellungsgestalter André Böhme aus Leipzig übernommen. „Die Ausstellung wird ein echtes Highlight für unser Museum“, schwärmt Hartwich. Es erhofft sich, dass die Anziehungskraft des kleinen Museums im ehemaligen Forsthaus auf dem Petersberg dadurch erhöht wird.
Übrigens lohnt sich auch gegenwärtig ein Besuch im Museum Petersberg. Dort wird zurzeit die Sonderschau „Karin Puppenhaus und Peters Tankstelle“ mit historischem Spielzeug aus Ost- und Westdeutschland gezeigt. (mz)