Mitteldeutsche Handball-Oberliga Mitteldeutsche Handball-Oberliga: SG Spergau steht nach Abstieg vor dem Neuaufbau

Spergau - Die Handball-Saison 2014/2015 in der Mitteldeutschen Oberliga ist seit dem vergangenen Sonnabend Geschichte. Die Männer der SG Spergau schlossen die Spielzeit mit einem ernüchternden Ergebnis ab. Als Neuling in der vierthöchsten deutschen Spielklasse waren sie offenbar chancenlos, stiegen als Tabellenletzter mit nur sieben Pluspunkten auf dem Konto wieder ab. Dies war auch für den Abteilungsleiter der SGS, Roland Herfurth, eine bittere Tatsache. Der 54-jährige Ur-Spergauer begann einst im sechsten Lebensjahr als Turner, um kurze Zeit später zu den Handballern zu wechseln. Nach seinem Ende als Aktiver engagierte sich Herfurth im Ehrenamt. Seit 2011 lenkt er als Abteilungsleiter die Geschicke des Spergauer Handballs. Mit ihm unterhielt sich unser Mitarbeiter Heinz Böttger.
Als Zweiter des Klassements der Saison 2013/2014 hinter Landesmeister Langenweddingen haben Sie das Aufstiegsrecht wahrgenommen. Sicher war dies ein Abenteuer?
Herfurth: Allen im Verein war klar, dass der Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga einem Abenteuer gleichkäme. Aber die Mehrzahl der Spieler wollte das Wagnis annehmen. Nach intensiver Abwägung aller sportlichen wie wirtschaftlichen Aspekte sprachen wir uns dafür aus, die Herausforderung anzunehmen. Wir wussten, dass es für uns von Beginn an nur gegen den Abstieg geht. Wir hatten auf eine Weiterentwicklung des Teams gehofft und gedacht, dass uns im Laufe der Saison der Anschluss an das Mittelfeld der Tabelle gelingen kann.
Wie schätzen Sie die abgelaufene Saison ein?
Herfurth: Vom Endergebnis her ernüchternd. Die Saison brachte uns viele neue Erkenntnisse. So die, dass die Entscheidung für den Aufstieg nicht grundsätzlich falsch war. Sicher sind wir etwas blauäugig in die Spielzeit gestartet, hatten zudem ein schweres Auftaktprogramm. So waren wir schnell auf dem Boden der Realität gelandet, als es im Auftaktspiel gegen Staßfurt eine deutliche Heimniederlage gab. Es folgte im Laufe der weiteren Saison ein ständiges Auf und Ab. Ein Remis in Oebisfelde gab uns Hoffnung. Doch die Euphorie war schnell verflogen, weil es immer wieder Rückschläge gab. Knappe Niederlagen, wie die beim späteren Meister in Halle, machte uns trotzdem Mut. Doch es zeigte sich, dass wir eine durchgehend stabile Leistung über die gesamte Zeit eines Spieles nicht abrufen konnten. Auch die Abwehrarbeit blieb durchgehend ein Schwachpunkt. Letztlich hat unser Leistungsvermögen nicht ausgereicht. Zweifel kamen so zum Ende der Hinrunde bereits auf.
Noch vor dem Ende der Hinrunde nahmen Sie einen Trainerwechsel vor. Wie beurteilen Sie den Effekt dieser Maßnahme?
Herfurth: Ende November übernahm der Slowake Michal Lukacin die Verantwortung. Aufstiegstrainer Silvio Appel hatte sich zuvor dahingehend geäußert, dass er die Mannschaft offenbar nicht mehr erreicht. Zu Lukacin, einem Trainer mit A-Lizenz, hatte ich die Verbindung hergestellt. Zum damaligen Zeitpunkt war die Trainerentscheidung völlig in Ordnung, um neue Impulse zu setzen und einen Motivationsschub auszulösen. Letztlich schlug der Versuch fehl. Die Systemumstellung auf ein defensiveres Verhalten brachte nicht den erhofften Erfolg. Ob und wie es mit Lukacin, der im halleschen Freizeitbad Maya Mare angestellt ist, weitergeht, ist noch offen.
Was waren die entscheidenden Gründe, dass es einfach nicht zum Klassenerhalt gereicht hat?
Herfurth: Letztlich war die Breite unseres Kaders zu klein. Auch die Qualität der zweiten Reihe reichte offensichtlich nicht aus. Es hätte sicher weiterer starker Zugänge bedurft. Ausfälle hatten sofort negative Auswirkungen auf das Leistungsniveau. Der Verlust von Steven Wrobel, der kurz vor dem Saisonstart zum HC Burgenland wechselte, konnte nicht kompensiert werden. Daniel Orlovsky schlug nicht wie erhofft im linken Rückraum ein. Zudem fiel er noch zeitweise wegen Verletzungen aus. Aus dem Rückraum konnten wir nicht die erforderliche Gefahr ausstrahlen. Es fehlte oft die mannschaftliche Geschlossenheit, auch weil offenbar nicht alle Spieler an einem Strang zogen.
Schon während der Rückrunde gab es Hinweise, dass einige Spieler bei anderen Vereinen auf der Wunschliste standen. Wer verlässt nach dem Saisonende die SGS?
Herfurth: Stephan Fichtner und Max Weber wechseln zum HC Burgenland, Jan Illig zum Landsberger HV, Stefan Schwarz nach Ludwigsfelde. Auch Benedikt Schmidt und Patrick Hieronymus wollen den Verein verlassen, wobei die Ziele uns nicht bekannt sind. Weitere Abgänge scheinen nicht ausgeschlossen. Nicht vom Fairplay-Gedanken getragen ist für uns die Tatsache, dass die Burgenländer bereits zu Beginn der Rückrunde Kontakte zu Fichtner und Weber aufgenommen hatten.
Nach den zahlreichen Abgängen steht die SGS vor einem Neuaufbau.
Herfurth: Ich bin optimistisch, dass der Abstieg nicht das Ende des Handballsports in Spergau sein wird. Wir wollen Talente aus unserer zweiten Mannschaft nachziehen. Kai Reinhardt, Tobias Gerberding, Nils Böttger und Martin Zimmermann, um nur einige zu nennen, sollen die Lücken füllen. Auch bemühen wir uns um Talente von außen. Ob die Qualität für die ausreicht, bleibt abzuwarten. Entscheidend wird sein, wie der Trainer die Entwicklung der Talente und des Teams vorantreibt. Übrigens haben wir unsere zweite Mannschaft aus der Gesamtsituation heraus nicht für die Verbandsliga gemeldet. Das Team wird nur auf Bezirksebene spielen. (mz)