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Maroder Aussichtsturm in Klobikau  Maroder Aussichtsturm in Klobikau: Vergammelte Querbalken werden zum Problem

Von Robert Briest 09.10.2018, 07:48
Ein Blick vom maroden Holzturm auf der Klobikauer Halde.
Ein Blick vom maroden Holzturm auf der Klobikauer Halde. Peter Wölk

Bad Lauchstädt/Klobikau - Der Aussichtsturm auf der Klobikauer Halde soll eigentlich ein Touristenmagnet sein. Doch dieser Rolle wird das hölzerner Bauwerk bisher kaum gerecht. Anders als seine Äquivalente in Braunsbedra und Stöbnitz ist er nicht mit dem Auto, sondern erst nach einem beschwerlichen Fußmarsch erreichbar.

Der Weg hinauf, so bemängeln Kritiker, ist zudem teilweise nicht richtig ausgestattet. Das größte Manko stellt jedoch der Zustand des Turms selbst dar. Der ist zwar noch keine 20 Jahre alt, dafür aber schon seit längerem morsch, weil sich Regenwasser an den statisch wichtigen Querbalken sammelt.

Maroder Aussichtsturm: Vergammelte Querbalken werden zum Problem

„Wir reparieren den Holzturm ständig, aber manche Querbalken sind so vergammelt, dass sie demnächst ausgetauscht werden müssen“, klagt Bad Lauchstädts Bürgermeister Christian Runkel (CDU). Die Schwierigkeit sei aber, dass die Balken so mit dem Turm verzahnt seien, dass sie sich nicht einfach wechseln ließen. Wenn man das mache, müsste man die ganze Statik neu machen, sagt Runkel. „Und dafür müssten wir eigentlich fast den ganzen Turm neubauen.“

Bürgermeister will neuen Giganten aus Stahl bauen lassen

Genau das ist der Plan des Bürgermeisters, der dem jetzigen Bauwerk maximal noch fünf Jahre Standzeit zutraut. Statt eines Holzturms schwebt dem CDU-Politiker jedoch ein Stahlkonstrukt vor. Ein Gigant.

„Die Turmhöhe wäre 53 Meter“, erörtert Runkel. In Verbindung mit der ohnehin schon 208 Meter hohen Halde läge dessen Spitze dann knapp 170 Meter über dem Geiseltalsee, wäre dann auch von Klobikau aus sichtbar. „Wieder einen Holzturm für 100.000 Euro hinstellen, wollen wir nicht. Es soll eine langfristige Lösung sein, die den See weiterbringt, eine zusätzliche Attraktion.“

Neuer Aussichtsturm  wäre teuer - aber auch der höchste in der Region

Und die hat ein klares Vorbild: den von einem Frankfurter Architekten entworfenen Aussichtsturm des südhessischen Dietzenbach. Dort schraubt sich eine enge Wendeltreppe zu einer kreisrunden Plattform in die Höhe, über der noch zwei große Speichenräder horizontal am zentralen Mast befestigt sind. Das Ganze steht auf vergleichsweise kleiner Grundfläche. Wichtig, wie Runkel betont, denn der Goethestadt gehört nur ein kleiner Part der Haldenfläche.

Ein solcher Turm, Runkel erhofft sich einen Bau 2020/21, hat natürlich seinen Preis. 1,3 Millionen Euro soll das Projekt nach bisherigen Planungen kosten. Das Land habe eine 90 Prozent Förderung in Aussicht gestellt, sagt der Bürgermeister und räumt ein: „1,3 Millionen Euro ist eine stattliche Summe, aber es würde wohl auch der höchste Turm weit und breit.“

Plan des Bürgermeisters stößt auf Widerstand

Ein Argument, das bei Alexander Sorge, Linken-Stadtrat und Mitglied im Ortschaftsrat Klobikau, nicht verfängt: „Wir halten die Umsetzung auf absehbare Zeit nicht für realistisch.“ Der Plan sei ein bisschen größenwahnsinnig. Für den Turm 1,3 Millionen Euro zu versenken, sei nicht sinnvoll - vor allem wenn es an der Infrastruktur ringsum fehle.

Derzeit stehe der Turm allein da, deshalb gehe dort auch kaum einer hin. Der Ortschaftsrat dränge laut Sorge darauf, dass der jetzige Zustand verbessert werde. Er teile auch Runkels Prognose nicht, dass der Turm nur noch fünf Jahre halte: „Ich kenne dazu kein Gutachten, das klingt eher nach einer persönlichen Einschätzung.“

Neubau auf der Klobikauer Halde hängt vor allem von Fördermitteln ab

Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Günter Teichmann, teilt zumindest Runkels Haltung, dass man Holz nicht mehr als Material für einen neuen Turm wolle. Ob der 53-Meter-Riese jedoch mal Realität werden kann, hängt aus seiner Sicht stark von der Frage der Fördermittel ab.

Sollte Lauchstädt nur die Hälfte gefördert bekommen, dann würde es wohl eher nichts werden: „Wenn wir aber das Geld für eine 90-Prozent-Förderung auftreiben, könnte das ein touristisches Highlight für das ganze Geiseltal werden.“ Deshalb findet Teichmann: „Man kann auch mal einer Vision hinterherrennen.“ (mz)

Der Dietzenbacher Aussichtsturm
Der Dietzenbacher Aussichtsturm
Kreisstadt Dietzenbach