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Lichtmeß ist jetzt Kulturerbe Lichtmeß ist jetzt Kulturerbe: Welche Bedeutung das Fest in Spergau hat

Von Melain van Alst 19.03.2018, 09:33
Ab durchs Feuer auf dem Bäckerplatz.
Ab durchs Feuer auf dem Bäckerplatz. Peter Wölk

Spergau - Das lange Warten hat ein Ende: Die Spergauer Lichtmeß ist nun offiziell ein schützenswertes Kulturgut. Die Unesco hat am Freitag bekanntgeben, dass das Fest in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Kaum bekannt, taucht die Lichtmeß als Neuzugang auf der Internetseite als einer von nunmehr vier Einträgen in Sachsen-Anhalt auf. Deutschlandweit gibt es derzeit 72 immaterielle Kulturerbe und sieben Einträge im „Register Guter Praxisbeispiele“. „Wir sind stolz darauf, ganz Spergau kann stolz sein“, sagt Jens Hesselbarth.

Der erste Sonntag im Februar ist in Spergau reserviert, um den Winter endgültig auszutreiben. Erstmals 1688 fand die Lichtmeß Erwähnung und wird noch heute jedes Jahr mit viel Aufwand gefeiert. Generationen von Familien, Freunden und Spergauern sind spätestens um halb Sieben wenn der Umzug sich zum Bäckerplatz in Bewegung setzt, auf den Beinen. Die Mitglieder der Lichtmeß Gesellschaft sind da schon ein paar Stunden unterwegs, haben lautstark das ganze Dorf geweckt und die Kostüme angezogen.

Lichtmeß in Spergau: Strenge Hierarchie

Nach dem das Feuer auf dem Bäckerplatz entzündet ist, geht die Gesellschaft zum Heischegang von Haus zu Haus und sammelt Eier, Milch und Bratwürste ein. Dabei folgt die Lichtmeß in jedem Jahr strengen Regeln und Ritualen. So gibt es verschiedene Figuren und als junger Mann von mindestens 14 Jahren beginnt jeder seine Karriere in der Lichtmeß-Gesellschaft als Eierfrau und kann bis zum Küchenburschen aufsteigen.

Teilnehmen können die Männer dabei solange, wie sie unverheiratet sind und scheiden spätestens aus, wenn sie der erste Küchenbursche waren. Es sind Traditionen, die über Generationen gepflegt, schriftlich festgehalten und kaum verändert wurden. Teil des Brauches ist es, manche der Kostüme jedes Jahr selber zu basteln. Väter geben so ihr Wissen an ihre Söhne weiter.

Die Küchenmädchen, die sich um die Versorgung kümmern, sind die einzigen Frauen in der Gesellschaft und nicht selten entstehen und entstanden Lichtmeß-Paare, die nun wieder Kinder haben, die ebenfalls Teil des Brauches sind. „Wer nicht in der Gesellschaft ist, war es einmal oder öffnet seinen Hof oder sein Haus für den Heischegang“, sagt Hesselbarth. Die Lichtmeß, das ist Spergau.

Lichtmeß wird Kulturgut der Unesco: Zweieinhalb Jahre seit Antrag

Mit der Anerkennung zum Kulturerbe ist keine finanzielle Unterstützung verbunden. „Es gibt ein Logo, das wir nun tragen dürfen“, sagt Hesselbarth. Die Unesco will einzigartige Feste und Bräuche sowie das Wissen was dahinter steckt bewahren. Der Weg dorthin hat sich über mehrere Jahre gezogen: Zusammen mit dem Verein Spergauer Lichtmeß hatte Hesselbarth den Antrag bereits im September 2015 vorbereitet. „Dabei gab es ganz genaue Angaben, welche Nachweise und Informationen zu erbringen sind.“

Die erste Hürde hat das Projekt ein Jahr später genommen, als es als einer von drei Vorschlägen von der Staatskanzlei empfohlen und so in den nationalen Topf geworfen wurde, neben dem Schachdorf Ströbeck (Harz) und dem Pfingsttanz in der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund (Mansfeld-Südharz). Deutschlandweit waren insgesamt 57 Vorschläge für das immaterielle Kulturerbe gemacht worden.

Lichtmeß in Spergau: Bedeutung des Festes für den ganzen Ort

„Wir wurden dann noch mal gebeten etwas nachzureichen, die Bedeutung des Festes für den ganzen Ort nachzuweisen und die Rolle des Festes während des Zweiten Weltkrieges“, so Hesselbarth. Letztlich haben die Spergauer die Unesco-Kommission überzeugt: Zweieinhalb Jahre nach Antragstellung hat es die Jahrhunderte alte Tradition geschafft, aufgenommen zu werden.

Die Freude ist groß, vielleicht könnte man die Anerkennung auch noch mit einem Fest begehen. „Wir haben auch im Ortschaftsrat darüber gesprochen und wollen schauen, ob wir uns Lichtmeß-Dorf nennen können“, erzählt Hesselbarth. (mz)