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Landwirtschaft im Saalekreis in Krise Landwirtschaft im Saalekreis in Krise: Aus für gleich mehrere Rinderställe

Von Katrin Löwe 13.03.2018, 07:59
Die Rinderanlage in Göhritz: Sie soll wie zwei andere Anlagen des Barnstädter Agrarunternehmens geschlossen werden.
Die Rinderanlage in Göhritz: Sie soll wie zwei andere Anlagen des Barnstädter Agrarunternehmens geschlossen werden. Peter Wölk

Barnstädt - Das Barnstädter Agrarunternehmen wird mehrere seiner Rinder-Anlagen aufgeben. Wie Genossenschafts-Vorstand Ralf Hägele der MZ bestätigte, wird bereits in dieser Woche der Stall in Barnstädt leer stehen, in drei bis vier Monaten soll das in Göhritz der Fall sein. In Barnstädt standen zuletzt rund 250 Jungrinder, in Göhritz seien es 450 Jungrinder und Kälber. Geschlossen wird - voraussichtlich bis Juni - auch die Farnstädter Bullenmast mit 650 Tieren. „Seit Dezember werden bereits alle männlich geborenen Tiere verkauft“, sagte Hägele - im Alter von 14 Tagen.

Vier Mitarbeitern mussten im Zuge der Rationalisierungsmaßnahme bislang gekündigt werden. Insgesamt hat die Genossenschaft rund 220 Mitarbeiter. „Wir konzentrieren die Aufzucht an anderen Standorten“, so der Genossenschaftschef - in Obhausen, Esperstedt und Nemsdorf. Die zu schließenden Standorte seien zu klein. Bestehen bleiben soll unterdessen vorerst der Milchkuh-Bestand von rund 1.200 Tieren.

Genossenschaft im Saalekreis: In der Milchproduktion rund 800.000 Euro Verlust

Die Genossenschaft reagiert damit laut Hägele nicht nur auf die erneut gesunkenen Milchpreise. Allein im vergangenen Geschäftsjahr - es läuft jeweils von Juli bis Juni - seien in der Milchproduktion rund 800.000 Euro Verlust gemacht worden. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg auf 38 Cent pro Liter im Herbst vergangenen Jahres liege der Milchpreis derzeit wieder bei 32 Cent pro Liter. 38 wären nötig, um wirtschaftlich arbeiten zu können, sagte Hägele - und das eben nicht nur zwei Monate lang.

In den vergangenen Jahren sei das Defizit aus der Milchproduktion noch durch die Umsätze aus dem Ackerbau und der Schweinehaltung ausgeglichen worden, sagte der Genossenschafts-Chef. Grundsätzlich sei es auch vernünftig, breit aufgestellt zu sein. „Nur: Wenn intern nicht mehr auszugleichen ist, muss man ans Eingemachte.“ Hägele nannte Beispiele: In der Schweineproduktion würden für wirtschaftliches Arbeiten 1,70 Euro pro Kilogramm Schlachtkörper benötigt.

Von einem Euro Laden-Umsatz sieht ein Landwirt heute noch 20 Cent

Im Januar habe der Preis allerdings bei 1,30, in der vergangenen Woche bei 1,49 Euro gelegen. Gab es für die Tonne Weizen vor vier bis fünf Jahren noch 220 Euro, seien es heute 140 bis 150 Euro. Was im Mai für die Zuckerrüben ausgezahlt werde, sei noch unklar.

Eine weitere Konsequenz: Die Investitionen würden heruntergefahren, so Hägele. „Was wir noch machen sind Landkäufe.“ Zuletzt waren anderthalb Millionen Euro in den Umbau von Kastenständen in der Sauenhaltung investiert worden, in Langeneichstädt solle ein Umbau bald fertig sein. „Ansonsten halten wir jetzt erst einmal den Ball flach.“

Von einem Euro Laden-Umsatz sehe der Landwirt heute noch 20 Cent, rechnete Hägele im Übrigen vor. In den 50er/60er Jahren seien es 60 Pfennig von einer Mark gewesen. Grundsätzlich sieht er die Zukunft der Genossenschaft, die derzeit rund 25 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht, nicht in Gefahr. „Wir müssen uns nur anpassen an die Situation.“ Umsatzstärkster Zweig sei die Schweineproduktion. Und anzunehmen sei, dass die Preise dort wieder steigen, wenn die Grillsaison losgeht. (mz)