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Landratskandidat Florian Schröder Landratskandidat Florian Schröder: Aus der zweiten Reihe

Von Robert Briest 27.09.2019, 08:30
Florian Schröder schlägt im Gespräch ruhige Töne an, seinen Wahlkampfforderungen fehlt es dagegen nicht an Schärfe.
Florian Schröder schlägt im Gespräch ruhige Töne an, seinen Wahlkampfforderungen fehlt es dagegen nicht an Schärfe. Silvio Kison

Sennewitz - Die Zuwanderung habe ihm Angst gemacht: „Wer sich mit dem Islam beschäftigt hatte, wusste, dass das Zusammenleben auf Dauer schwierig werden würde“, erklärt Florian Schröder, warum er 2015 in die AfD eingetreten ist. Wobei die Einwanderungspolitik sei eher Anlass gewesen, der Hauptgrund ein anderer: „Ich finde, dass meist nicht mehr Politik für die meisten gemacht wird.“

Da überrascht es schon ein wenig, dass der 44-Jährige sein politisches Glück nach eigenen Angaben zunächst in der FDP gesucht hatte. Schuld daran sei Cornelia Pieper, frühere Generalsekretärin der Liberalen, gewesen, die zu seinen Kunden im Autohaus gezählt habe, sagt Schröder und begründet, warum es ein Intermezzo blieb: Er habe sich mit den Menschen, die in der FDP Politik machten, nicht anfreunden können.

Dass die parteiinterne Wahl auf Schröder fiel, war keineswegs eine Selbstverständlichkeit

Nun soll er also für die AfD das erste Landratsamt holen. Dass die parteiinterne Wahl auf Schröder fiel, war keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Der einstige Hallenser, der vor zehn Jahren nach Sennewitz zog, gehört zwar dem neunköpfigen Kreisvorstand der AfD an, kommt dennoch eher aus der zweiten Reihe. Die erste Reihe um Kreisparteichef Hans-Thomas Tillschneider hatte kein Interesse an einer Kandidatur.

So setzte sich Schröder in der internen Abstimmung schließlich gegen den noch unbekannteren Frank Sauer und den deutlich bekannteren Umzugsunternehmer Sven Ebert durch. Letzterer wäre allerdings wohl für die Partei nur schwer unter Kontrolle zu halten gewesen.

„Ich kann sagen, dass ich zu den Vertrauten von Hans-Thomas Tillschneider gehöre“

Schröder zählt dagegen zum Kreis um Tillschneider. „Ich kann sagen, dass ich zu den Vertrauten von Hans-Thomas Tillschneider gehöre“, sagt der Kandidat selbst. Man würde auch mal kontrovers diskutieren, liege aber meist auf einer Wellenlänge. Seine Kandidatur begründet er mit frischem Wind, den er in die Behörde bringen will. „Da haben wir auch endlich die Möglichkeit, Politik mitzugestalten. Die Opposition ist ja schön, da kann man über alle meckern, aber irgendwann muss man auch mal anpacken.“

Dass er sich mit einer Behörde mit gut 1.000 Mitarbeitern überheben könnte, wie es selbst manch Parteifreund hinter vorgehaltener Hand unkt, glaubt Schröder nicht: „Ich habe tagtäglich mit Kunden zu tun. Ich bin ein sehr kompromissbereiter Mensch und lasse mich auch mal überzeugen.“

Niederlage gegen Amtsinhaber Ulli Leipnitz

Von Mitgliedern des Gemeinderates in Petersberg, in dem Schröder seit zwei Jahren sitzt, wird er bis auf ein, zwei Ausnahmen als ruhig beschrieben. Seit dem Sommer hat der Familienvater auch ein Kreistagsmandat, leitet dort den Kulturausschuss. Vor zwei Jahren kandidierte er zudem um das Bürgermeisteramt in Petersberg, kassierte jedoch mit weniger als zehn Prozent eine schallende Niederlage gegen Amtsinhaber Ulli Leipnitz. Schröder verbucht das heute unter Erfahrung sammeln: Ihm sei von Anfang an klar gewesen, dass er keine Chance habe. Aber er habe Gesicht zeigen wollen.

Das zeigt er nun auch auf seinen Wahlflyern. Auf deren Rückseite stehen fünf Kernforderungen, deren krawallige Zuspitzung nicht so recht zum im Gespräch um Argumente bemühten und sich eher moderat gebenden Kandidaten passen mag. Die Natur solle geschützt, bei den Flüchtlingen gespart und die Kreisumlage gesenkt werden. „Ich will damit nicht meinen eigenen Handlungsspielraum einschränken“, erklärt Schröder. „Aber das Geld, was bisher sinnlos ausgegeben wird, wollen wir an die Gemeinden zurückgeben.“

„Aber vielleicht lasse ich mich auch eines besseren belehren und manche Projekte nützen doch.“

Bei sinnlosen Ausgaben, denkt der AfD-Kandidat etwa an Integrationskurse. „Aber vielleicht lasse ich mich auch eines besseren belehren und manche Projekte nützen doch.“

Florian Schröder ist ursprünglich Hallenser. Vor gut zehn Jahren zog der 44-Jährige jedoch vor die Tore der Stadt nach Sennewitz. Dort lebt er heute mit Frau und drei Kindern. Schröder arbeitet als Vertriebsmitarbeiter im Autohandel in Leipzig. Seit 2015 ist er Mitglied der AfD, sitzt für die Partei im Gemeinderat Petersberg und im Kreistag. Bei der Bürgermeisterwahl 2017 in Petersberg holte er gegen Ulli Leipnitz lediglich 9,6 Prozent.

Schröder fordert zudem kürzere Schulwege, indem Schulen erhalten und bessere Busverbindung angeboten werden. Außerdem möchte er den „linken Sumpf austrocknen“. Den verortet er im Kreistag, weil ihm dort im Juli, nach dem er eine Schweigeminute für einen vor den Zug gestoßenen Jungen beantragt hatte, vorgeworfen wurde, dies nur aus parteipolitischen Gründen zu tun. Schröder behauptet jedoch: „Wir hätten das auch gemacht, wenn die Täter Rechtsextreme gewesen wären.“

Im Wahlkampf sieht sich der AfD-Kandidat ob seiner Berufstätigkeit im Nachteil

Im Wahlkampf sieht sich der AfD-Kandidat ob seiner Berufstätigkeit im Nachteil. Er habe leider nicht frei bekommen. So fehlte Schröder beim ersten MZ-Kandidatenforum. Der Straßenwahlkampf begann erst fünf Tage vor der Wahl. Ungewöhnlich für eine AfD, die sich in den vergangenen Jahren im Dauerwahlkampf befand. Es scheint fast, als hätte die Partei kein ernstes Interesse am Landratsamt.

So fiel auch niemand der Fehler auf Schröders Wahlplakaten auf, auf die, wie bei der Kommunalwahl, drei Kreuze gedruckt sind. Am Sonntag hat jeder Bürger aber nur eine Stimme. Der Kandidat selbst widerspricht der Wahrnehmung: Er habe die Unterstützung des Vorstands. Schröder gibt sich denn mit Blick auf Sonntag auch selbstbewusst: „Die Stichwahl ist auf alle Fälle mein Ziel, sonst hätte sich der Aufwand nicht gelohnt.“

Zehn Fragen an den Kandidaten:

1. Was ärgert Sie an sich selbst?
Schröder: Dass ich mich schwer in Geduld üben kann.

2. Welche Ihrer Vorzüge werden kaum wahrgenommen?
Schröder: Meine Beharrlichkeit und Willenskraft.

3. Was bringt Sie zur Verzweiflung?
Schröder: Unpünktlichkeit, meine ebenso wie die anderer. Und wenn man Freundlichkeit mit Schwäche verwechselt.

4. Welche Person der Geschichte ist Ihnen sympathisch?
Schröder: Michael Gorbatschow, weil er eine besondere Rolle für die Wiedervereinigung gespielt hat.

5. Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Schröder: Die „Sprache der BRD“ von Kleine-Hartlage.

6. Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Schröder: Rosmarinhähnchen in Rotweinsauce, von meiner Mutter oder Frau gekocht.

7. Welchen privaten Traum möchten Sie sich noch erfüllen?
Schröder: Irgendwann die Zeit zu haben, mit meiner Frau zu reisen und die atemberaubenden Orte dieser Welt mit eigenen Augen zu sehen.

8. Was ist für Sie Glück?
Schröder: Familie und Freunde.

9. Worüber haben Sie zuletzt gestaunt?
Schröder: Über die Gleichgültigkeit einiger Politiker gegenüber den Belangen der Bürger und das sogar auf kommunaler Ebene.

10. Was würden Sie gern können?
Schröder: Tanzen.

(mz)