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„Das ist ein unhaltbarer Zustand“ KV-Ärzte verärgert: Mediziner klagen über Impfstoff-Mangel

Von Robert Briest 18.05.2021, 10:00
Impfstoff ist knapp. Das behindert Ärzte bei der Immunisierung der Menschen.
Impfstoff ist knapp. Das behindert Ärzte bei der Immunisierung der Menschen. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Barnstädt - 16.514 Erst- und 1.554 Zweitimpfungen haben die Hausärzte im Saalekreis mittlerweile vorgenommen. Damit ist mittlerweile mehr als ein Drittel der insgesamt 46.150 Erstimpfungen in den Praxen erfolgt. Bei den 13.058 Zweitimpfungen ist es nur knapp über jede Zehnte. Dagmar Duscha, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung für den Bereich Querfurt, klingt dennoch wenig euphorisch, wenn man sie nach dem aktuellen Stand der Impfkampagne bei den Hausärzten fragt. Das Problem ist ein altbekanntes: „Es ist momentan noch schwierig, weil wir nur begrenzt Impfstoff erhalten.“

Nicht Mal die Über 70-Jährigen abgearbeitet - Impfstoff-Mangel: Mediziner beklagt schlechte Planbarkeit

Noch dazu sind die Mengen für die Hausärzte kaum planbar. Sie bestellen dienstags für die folgende Woche. Wie viel Dosen sie letztlich wirklich bekommen, sprich wie viele Menschen sie spritzen können, erfahren sie erst am Montag oder wenn es gut läuft, so berichtet Duscha, am Freitag: „Wenn ich 30 Patienten bestellt habe, ich bekomme dann aber nur zwölf Dosen, dann muss ich den übrigen wieder absagen. Das ist ein unhaltbarer Zustand.“ Denn es bedeutet einen hohen Organisationsaufwand, der Arbeitskraft bindet. In dieser Woche etwa musste Duscha allen Patienten, die eigentlich Astrazeneca bekommen sollten, eine Absage erteilen, weil sie das Vakzin des Herstellers gar nicht bekommen hat.

Dabei ist dieser Impfstoff mittlerweile für jeden, egal welcher Priorität, freigegeben. Duscha erhält dafür auch Anfragen, aber die Barnstädter Ärztin hat unter ihren Patienten bisher noch nicht mal die Priorität zwei, also die Über-70-Jährigen abarbeiten können, weil es an Impfstoff mangelt. „Und selbst wenn wir ab Juni mehr bekommen, dann brauchen wir ja auch noch was für die Zweitimpfungen.“ Ihren Patienten, die mobil sind und mit der Technik klarkommen, empfiehlt sie daher sich parallel online oder telefonisch beim Impfzentrum um einen Termin zu bemühen.

Bürokratie bremst: Coronaimpfungen sollen im laufenden Praxisbetrieb mit weniger Papierkrieg laufen

Die KV-Sprecherin sieht auch noch einen zweiten Bremsklotz für die Impfkampagne in den Praxen: die Bürokratie. Anamnese- und Aufklärungsbögen müssten derzeit erst ausgedruckt, dann später wieder eingescannt werden. Deshalb könnte sie derzeit auch nur 20 bis 30 Impfungen pro Woche anbieten ohne dass der reguläre Praxisbetrieb eingeschränkt werden muss.

Duscha wünscht sich, dass die Coronaimpfungen, wie bisher etwa die gegen Grippe, künftig einfach, im laufenden Praxisbetrieb mit weniger Papierkrieg erfolgen können: „Dann könnten wir locker 50 bis 60 Leute pro Woche nebenher impfen.“ Der Bedarf dafür sei da, sagt die Medizinerin. Die Patienten würden ungeduldig: „Sie wollen ihre Impfung.“ (mz)